Prozesse Prozesse: Michael Jackson mit Verspätung vor Gericht

Santa Maria/dpa. - Mit etlichen Stunden Verspätung ist Michael Jackson am Donnerstag (Ortszeit) im kalifornischen Santa Maria doch noch vor Gericht erschienen. Nach US-Medienberichten gab es zunächst keine Erklärung für das Fernbleiben des verklagten Popstars am zweiten Verhandlungstag. Am Vortag hatte sich Jackson persönlich vor einem Richter gegen Vorwürfe des Vertragsbruchs verteidigt.
Wie im Laufe des Tages bekannt wurde, hatte sich Jacksons Anwalt über Nahaufnahmen seines Klienten im Zeugenstand beschwert. Sie zeigen den stark geschminkten Sänger mit einem Verbandspflaster auf der Nase. Die im Internet verbreiteten Aufnahmen hatten zu einer Flut von Zugriffen geführt.
Der ehemalige Münchner Konzertveranstalter Marcel Avram hat den Popstar auf mehr als 21 Millionen Dollar (20,8 Millionen Euro) Schadenersatz verklagt. Avram behauptet, ihm seien große finanzielle Verluste entstanden, weil Jackson vertragswidrig zwei Millenniums- Konzerte in Sydney und Honolulu abgesagt habe. Jacksons Anwälten zufolge wollte die Konzertagentur selbst die Millenniumsshow platzen lassen, unter anderem aus Sorge über Ticketverkäufe und Computerprobleme zum Jahrtausendende.
Hunderte von Fans warteten Donnerstag erneut vor dem Gerichtsgebäude auf Jackson, der bei Sonnenschein unter einem Regenschirm Schutz suchte. Der Popstar nahm sich einige Minuten Zeit, um Autogramme zu schreiben und den Fans zuzuwinken. Bei seinem verspäteten Erscheinen vor Gericht soll Jackson schläfrig gewirkt haben. Am Vortag hatte sich der «King of Pop» bei seinem seltenen öffentlichen Auftritt von einer Polizeieskorte begleitet lassen. Auf seinem Weg ins Gericht trug er einen Mundschutz, den er allerdings im Gebäude abnahm.
Avram, früherer Chef der Konzertagentur Mama Concerts & Rau, die seit knapp zwei Jahren ihren Betrieb eingestellt hat, wirft Jackson Vertragsverletzung und Betrug vor. Laut Klageschrift hatten sich Jackson und Avram auf vier Konzerte geeinigt, darunter zwei Benefiz- Veranstaltungen, die im Juni 1999 in Seoul und München stattfanden. Durch die plötzliche Absage der beiden Neujahrsauftritte sei der Agentur ein Millionenschaden entstanden, sagten die Anwälte des Unternehmers. Die Forderungen beziehen sich auf vorgestreckte Veranstaltungs- und Produktionskosten sowie entgangene Einnahmen.
Jacksons Anwälten zufolge sagte die Konzertagentur selbst die Millenniumsshow ab. Jackson sagte im Zeugenstand aus, er würde sich noch gut an den Telefonanruf von Avram und die Absage erinnern. Er sei sehr enttäuscht gewesen, denn er hoffte durch die vermutlich ausverkauften Millennium-Konzerte in das Guinness Buch der Rekorde zu kommen.
Marcel Avram, der mit Jackson seit 1972 zusammenarbeitete, hat seit Januar eine weitere Schadenersatz-Klage gegen den Sänger laufen. Darin wirft er Jackson vor, frühere Geschäftsabsprachen über die Organisation seiner nächsten Tournee verletzt zu haben. Die deutsche Agentur hatte in den 90er Jahren Jacksons Welttourneen «Dangerous» und «History» betreut. Angeblich wollte sich Jackson für seine nächste Tour einen neuen Promoter suchen, obwohl er sich schriftlich bereits an Avram gebunden haben soll. Dieser ist auch nach dem Ende von Mama Concerts & Rau weiter in der Branche aktiv.
Als Eigentümer von Mama Concerts & Rau hatte Avram Veranstaltungen mit Stars wie Bruce Springsteen, Pink Floyd und Joe Cocker organisiert. 1997 war er wegen Steuerhinterziehung in Höhe von 5 Millionen Mark (knapp 2,6 Millionen Euro) zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Nach einem Jahr hinter Gittern wurde der Musikmanager wegen guter Führung auf Bewährung entlassen.