Prozess Prozess: Geiselnehmer von Wrestedt gesteht Banküberfall

Lüneburg/dpa. - Der 24-jährige Artur Fischer, der früher Banklehrling in derWrestedter Sparkasse war und die Lehre «wegen Unregelmäßigkeiten»abbrechen musste, berichtete vor Gericht von seinen Spielschulden inHöhe von rund 20 000 Euro. Er habe dann seinen 25 Jahre alten CousinHeinrich Kremer und seinen besten Freund Vitali Herdt (27) für denBanküberfall gewinnen können. «Ich brauchte sie nicht lange zuüberreden, weil ich ihnen klar machen konnte, dass ich wegen meinerSpielschulden und anderer Außenstände keine andere Möglichkeit sah»,sagte Fischer. Zu dem Zeitpunkt hatte er gerade seinen Job alsLagerarbeiter verloren.
Das zuletzt in Lüneburg wohnende, ursprünglich aus Kasachstan undMoldawien stammende Trio mit deutschen Pässen, hatte dem Geständniszufolge am 2. April nach Kassenschluss die Sparkasse überfallen. DenAngaben des Angeklagten nach ungeplant nahmen die Männer die beiden25 und 39 Jahre alten weiblichen Angestellten als Geiseln. «Wirhatten nicht damit gerechnet, dass drei Polizisten auftauchenwürden», sagte Fischer. «Ich hatte ziemlich Schiss, dass die uns überden Haufen knallen würden.»
Mit drei Gaspistolen bedrohten sie die Frauen und nahmen sie nebeneiner Beute von rund 245 000 Euro mit. Mit bis 200 Stundenkilometernrasten die Räuber davon. Sie durchfuhren mehrere Grenzposten undschossen auf die sie verfolgenden Polizisten. Als die drei am 3.April im ukrainischen Rowno ankamen, hatten sie nur noch die 25 Jahrealte Geisel bei sich. Ihre Kollegin war während einer Tankpause impolnischen Piaski bei Lublin geflüchtet. «Der Gedanke des Aufgebenswar die ganze Zeit da. Schon in Polen war uns klar, dass es absoluthirnrissig war, was wir da angestellt hatten», sagte Artur Fischer.In einem Cafe bewog ein dortiger Polizeioffizier die völligübermüdeten Geiselnehmer zum Aufgeben.
Gerechnet hatten die Bankräuber mit einer Beute von 70 000 bis100 000 Mark. «Die wollten wir gerecht untereinander aufteilen»,sagte Fischer. Den Plan habe er bereits im Winter 2001 gefasst.Wenige Tage vor der Tat verfügten die Männer weder über einFluchtauto noch über Waffen «zum Bedrohen». Mit einem kleinenLeihwagen mit gestohlenen Kennzeichen sowie nach eigenen AussagenWodka und Bier im Magen - «wir hatten unheimlich Stress» - steuertensie am 2. April Wrestedt an.