1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Prozess: Prozess: Die Ermordung eines "Helden"

Prozess Prozess: Die Ermordung eines "Helden"

Von Damir Fras 25.02.2015, 15:57
Eddie Ray Routh vor Gericht
Eddie Ray Routh vor Gericht AP Lizenz

Washington - In dem Kinofilm „American Sniper“ bleibt sein Tod bis auf eine Anmerkung im Abspann unerwähnt. In Wirklichkeit wurde Chris Kyle, der angeblich treffsicherste Scharfschütze in der Geschichte der US-Armee, auf einem Schießstand in Texas erschossen. Sein Mörder ist jetzt von einem Geschworenengericht zu lebenslanger Haft ohne Aussicht auf Bewährung verurteilt worden. Das dürfte dem ohnehin bereits erfolgreichsten Kriegsfilm aller Zeiten, der am Donnerstag in Deutschland anläuft, zu noch mehr Aufmerksamkeit verhelfen.

Seit langer Zeit ist ein Mordprozess in den USA nicht mehr so akribisch verfolgt worden wie das Verfahren gegen den 27 Jahre alten Eddie Ray Routh. Aber das verwundert nicht. Denn sein Opfer war ein Mann, der in den USA schon zu Lebzeiten als Held gefeiert wurde. Chris Kyle, ehemaliges Mitglied der Elite-Einheit Navy Seals, tötete nach offiziellen Armee-Angaben mit seinem Gewehr 160 Menschen in vier Einsätzen im Irak. Seine Autobiographie war ein Verkaufsschlager. Ebenso der Film, den Clint Eastwood über Kyles Leben drehte. Er spielte in den USA schon wenige Wochen nach Kinostart mehr als 300 Millionen US-Dollar ein.

Die Summe könnte jetzt noch steigen, denn es bleibt reichlich Stoff für Spekulationen. Das Motiv für den Mord an Kyle vor ziemlich genau zwei Jahren ist auch nach dem zweiwöchigen Prozess unklar. Die Frage ist nicht beantwortet, warum der Mörder, ein traumatisierter Ex-Soldat, ausgerechnet Kyle erschoss, der sich in seiner Freizeit um traumatisierte Kriegsveteranen kümmerte.

Rouths Verteidiger argumentierten während des Prozesses, dass Routh zum Zeitpunkt der Tat mit schweren psychischen Probleme zu kämpfen hatte. Seiner Mutter zufolge soll der junge Mann auch mit Selbstmord gedroht haben. Die Anwälte forderten deswegen, Routh nicht zu einer Gefängnisstrafe zu verurteilen, sondern für den Rest seines Lebens in die Psychiatrie einzuweisen. Routh selbst, der das Urteil gegen ihn ohne sichtbare Regung entgegen nahm, hatte kurz nach seiner Festnahme erklärt, er habe beim Treffen mit Kyle Todesangst gehabt. Er habe geglaubt, Kyle und sein Begleiter wollten ihn töten.

Diese Darstellung wiesen allerdings Psychologen zurück, die Routh untersucht haben. Sie sprachen von Lügen, mit denen sich der Angeklagte habe herausreden wollen. Entsprechend war die Argumentation der Staatsanwaltschaft. Sie warf Routh kaltblütigen Mord vor. für den er ins Gefängnis müsse. Die zwölf Geschworenen im Gericht von Stephenville in Texas folgten jetzt nach nur zweieinhalbstündiger Beratung den Forderungen der Ankläger.

Richter Jason Cashon verliest das Urteil.
Richter Jason Cashon verliest das Urteil.
REUTERS Lizenz