Prominente Prominente: Johann Traber junior fährt wieder Hochseilmotorrad

Rust/ddp. - Behutsam und sichtbar konzentriert beschleunigt JohannTraber junior sein gelb leuchtendes Motorrad. Den Lenker festumgriffen, schiebt sich die Maschine auf einem 160 Meter langenStahlseil hoch bis zum Stützmast. Die Köpfe der Besucher sind nachoben gerichtet. 35 Meter liegen zwischen Traber und dem Boden. Aufden Tag genau zwei Jahre nach seinem lebensbedrohlichen Unfall beieinem Seilakt in Hamburg beweist der Hochseilartist am Mittwoch imEuropapark Rust bei Freiburg, dass er wieder aktiv dabei ist.
Gleich zwei Mal rauf und wieder runter fährt Johann Traber juniordie Strecke. Als Gegengewicht unter dem Motorrad auf dem Trapez zeigtSchwester Katharina ihr artistisches Können. «So schön wie früher»,wird ihr Bruder später stolz berichten. Unmittelbar nach derbestanden Herausforderung standen ihm erstmal die Tränen in denAugen. «Ich bin glücklich», sagt er. Katharina sei schon damals immermit ihm gefahren, und auch das Motorrad sei dasselbe.
Angst habe er nicht gehabt, «der Wille war da», beteuert der24-Jährige. Doch die Anstrengung steht ihm deutlich ins Gesichtgeschrieben. Noch heute muss der Hochseilartist regelmäßig zuReha-Maßnahmen in eine Klinik, wie Mutter Maria-Vera erzählt. Dortwerden Feinmotorik und der Gleichgewichtssinn trainiert. Auch dasSprechen strengt ihn noch an. Traber junior gibt sich aber nicht soschnell geschlagen. Sein Ziel ist es, irgendwann einmal wieder inschwindelnder Höhe - wie vor seinem Absturz - auf der Spitze einesMastes zu stehen und dort sein akrobatisches Können unter Beweis zustellen.
Die Traberfamilie blickt auf eine über 200 Jahre währendeArtistentradition zurück und hält mehrere Höhen- undGeschwindigkeitsrekorde auf dem Hochseil. Johann Traber junior hattebereits im Juni 2007 nach einer langwierigen 13-monatigenGenesungszeit den Münchnern auf der Theresienwiese gezeigt, dass erwieder ins Artistenleben zurück will. Seitdem fuhr er zusammen mitVater Johann Balanceakte auf dem Hochseil, allerdings nur alsmenschliches Gegengewicht im Trapez unterhalb der Maschine.
Mit lebensgefährlichen Kopfverletzungen, mehreren Knochenbrüchenund inneren Verletzungen hatte der Artist nach einem Sturz aus 52Metern Höhe mehrere Wochen lang im Koma gelegen. Bei einer Vorführungam 21. Mai 2006 in Hamburg war die Spitze des ihn tragenden Mastesgebrochen. Traber junior stürzte ab, schlug 20 Meter über dem Bodengegen den Stahlmast und wurde eingeklemmt.