Bildung Präsenzstellen: So sind die Hochschulen in der Fläche aktiv
Auch in hochschulfernen Regionen zeigen Brandenburgs Universitäten mit sogenannten Präsenzstellen Gesicht. Was sie sich davon erhoffen.
Potsdam - Um auch in Brandenburgs Fläche vertreten zu sein, Kooperationen mit Unternehmen aufzubauen und letztlich auch künftige Studenten zu locken, betreiben die Hochschulen im Land mehrere Präsenzstellen. Sieben sind es aktuell an der Zahl an neun Standorten und mit 26 Ansprechpartnern.
„Die Präsenzstellen als strukturbildende Maßnahme für die Präsenz der Hochschulen in den Regionen sind deutschlandweit einmalig“, sagt Susann Wagner von der Technischen Hochschule in Brandenburg/Havel. Sie ist Koordinatorin für die Präsenzstellen aller Hochschulen im Land. Diese bringen ihr zufolge die Themen Wissenschaft, Forschung und Transfer in hochschulferne Regionen und sind inhaltlich an den regionalen Bedürfnissen ausgerichtet.
Hatten sich die ersten Präsenzstellen von Hochschulen bereits ab 2005 gegründet, gibt es seit Oktober 2020 sieben im Land, 2019 war die Koordinierungsstelle an der Technischen Hochschule geschaffen worden. Das Netzwerk wird einerseits durch das Landesministerium für Wissenschaft und Forschung finanziert, andererseits durch Partner vor Ort mit der Bereitstellung von Infrastruktur unterstützt.
Laut Susann Wagner sollen die Präsenzstellen weitergeführt werden. „Die jüngst erhobenen Zahlen lassen den Schluss zu, dass die Präsenzstellen effektiv die Zielgruppen Gesellschaft, Wirtschaft sowie Studieninteressierte im ländlichen Raum erreichen„, sagt die Koordinatorin.
2022 hatte es unter Beteiligung der Präsenzstellen 123 Veranstaltungen mit etwa 4600 Teilnehmern zum Transfer von Wissenschaft in Wirtschaft und Zivilgesellschaft, 72 Veranstaltungen mit 2416 Teilnehmern zur Studienorientierung und 29 Veranstaltungen mit 607 Teilnehmern zur Fachkräftesicherung gegeben. Zudem wurden 128 Unternehmen über die Transfermöglichkeiten mit den Brandenburger Hochschulen informiert.
Die dienstälteste Präsenzstelle befindet sich am Standort Pritzwalk (Prignitz). Sie wurde 2005 in Kooperation der Technischen Hochschule Brandenburg/Havel, lokaler Unternehmen und dem Verein „Wachstumskern Autobahndreieck Wittstock/Dosse“ gegründet. „Sie diente später als Blaupause für weitere Präsenzstellen“, sagt Vereinskoordinatorin Gabriele Ferner.
Der Verein bringt seit Jahren Bildung und Wirtschaft zusammen. „Viele Unternehmen in der Prignitz hatten damals einen besseren Zugang zu den Hochschulen im Land gesucht“, berichtet Gabriele Ferner. Die Präsenzstelle sei für die Hochschulen nützlich, um neue Studenten und Projektpartner zu generieren, gleichzeitig für die Unternehmen, um hier Fachkräfte zu finden.
Bei der Jobstartmesse in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) sind der Verein sowie die Präsenzstelle wieder mit vertreten, um die Studienmöglichkeiten im Land zu präsentieren oder für duale Studiengänge zu werben. Über die Präsenzstelle Prignitz hatte es zuletzt auch einen Schauspielworkshop der Filmuniversität „Konrad Wolf“ Babelsberg am Gymnasium Wittstock (Ostprignitz-Ruppin) gegeben.
Seit 2020 kooperiert die Filmuniversität im Rahmen ihrer mobilen Kinderfilmuni mit den Präsenzstellen. „Im kommenden Halbjahr sind weitere filmpraktische Angebote wie Animationswerkstätten in Planung“, sagt Universitätssprecherin Julia Diebel. Ebenso Vorträge. Das Feedback sei außerordentlich positiv, die Nachfrage nach solchen Workshops so hoch, dass es Wartelisten gebe. „Ob es dann auch mehr Interessierte für ein Studium an der Filmuni gibt, das werden wir sehen, wenn die Jahrgänge soweit sind, sich für ein Studium an der Filmuniversität bewerben zu können“, so die Sprecherin.
Für die Zukunft sei auch die Weiterentwicklung der Dachmarke „Präsenzstellen der Hochschulen des Landes Brandenburg“ geplant, wie Susann Wagner ankündigt. In diesem Rahmen könnten auch weitere präsenzstellenübergreifender Projekte entstehen.