1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Bildung: Prämien und Extra-Stunden – neue Pläne gegen Lehrermangel

Bildung Prämien und Extra-Stunden – neue Pläne gegen Lehrermangel

Mehr Plätze an den Unis und das duale Studium sollen langfristig gegen Thüringens Lehrermangel helfen. Für eine kurzfristige Linderung hat Bildungsminister Christian Tischner (CDU) neue Ideen.

Von dpa 21.04.2025, 10:00
In Thüringen sollen künftig schon die Referendare eine Prämie erhalten, wenn sie Regionen mit besonders großen Lehrerbedarf unterrichten. (Archivbild)
In Thüringen sollen künftig schon die Referendare eine Prämie erhalten, wenn sie Regionen mit besonders großen Lehrerbedarf unterrichten. (Archivbild) Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

Erfurt - Im Kampf gegen den Lehrermangel in Thüringen kann sich Bildungsminister Christian Tischner neue Anreize für jüngere und ältere Lehrkräfte vorstellen. „Wir brauchen jedes Jahr ungefähr 1.000 Lehrer momentan“, sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur in Erfurt. Die Zahl sinke schrittweise, aber der Bedarf werde sich in der langfristigen Prognose dennoch bei 700 bis 800 Lehrkräften pro Jahr einpendeln. 

Um langfristig den Personalbedarf zu decken, will Tischner erreichen, dass an den Thüringer Hochschulen mehr Lehrerinnen und Lehrer ausgebildet werden – und die Abbrecherquote sinkt. Für eine eher kurzfristige Linderung des akuten Personalmangels hat er andere Ideen: 

Zulagen schon nach der Uni

Tischner erwägt, die Zulagen für junge Lehrkräfte in Regionen mit großem Lehrermangel schon angehenden Lehrern in der zweiten Phase ihrer Ausbildung anzubieten. „Wir prüfen das gerade, ob wir vielleicht einen größeren Effekt bekommen, wenn wir sie schon früher an die Lehramtsanwärter austeilen“, sagte er. 

Bisher gibt es die Zulagen nur für frisch verbeamtete Lehrerinnen und Lehrer. Sie wird Lehrkräften gewährt, die Mangelfächer unterrichten, an Schulen mit besonders großem Lehrermangel unterrichten oder in Regionen gehen, wo der Bedarf an Lehrern besonders groß ist. Zwei dieser drei Kriterien müssen erfüllt sein, um die Zulage zu erhalten. Sie beträgt zehn Prozent der Einstiegsbesoldung und wird fünf Jahre lang gezahlt. 

Tischner machte klar, dass er die Modalitäten für die Zulage nicht grundsätzlich ändern will. Lehramtsstudierende hätten dem Ministerium aber signalisiert, dass sie am ehesten nach der Uni-Phase ihrer Lehrerausbildung bereit seien, den Wohnort zu wechseln – und an eine Schule im ländlichen Raum zu gehen. Wenn sich die angehenden Lehrerinnen und Lehrer aber in einer Schule eingewöhnt hätten, wollten sie meist nicht mehr weg.

„Nebenjob“ an der Schule

Angehende Lehrer sollen sich mit zusätzlichem Unterricht ein Zubrot verdienen können. Ihm sei von Lehramtsanwärtern signalisiert worden, dass sie teils bereit wären, mehr Stunden an den Schulen zu arbeiten, aufgrund fehlender Regelungen aber stattdessen auf Nebentätigkeiten etwa an der Uni ausweichen, sagte Tischner. 

Das ärgere ihn. „Wir wollen auch ermöglichen, dass die Lehramtsanwärter Nebentätigkeiten an der Schule durchführen können.“ Bisher unterrichten Lehramtsanwärter selbstständig maximal zwölf und nach Bestehen des zweiten Staatsexamens maximal 15 Stunden pro Woche an den Schulen. Tischner kann sich vergütete Mehrarbeit von fünf Stunden pro Woche vorstellen.

Neuer Einsatz für Grundschullehrer

Während die Schulen in Thüringen seit Jahren mit Lehrermangel kämpfen, droht Kindergärten mancherorts eher ein Mangel an Kindern – die Kinderzahlen gehen Prognosen zufolge stark zurück. Sind die Kleinen dann im Schulalter, erreicht der Trend auch die Grundschulen. Es gebe derzeit noch viele unbesetzte Stellen an den Grundschulen, sagte Tischner. 

In den kommenden Jahren könnten aber Ressourcen frei werden. Es laufe im Grundschulbereich deutschlandweit auf eine Entspannung im Lehrkräftebedarf hinaus. „Da überlegen wir jetzt schon, wie wir auch mit Grundschullehrern ins Gespräch kommen, um beispielsweise Qualifizierungen anzubieten, dass sie auch in der Förderschule eingesetzt werden können, wenn sie wollen – oder an der Regelschule in der fünften und sechsten Klasse“, sagte Tischner. Der Einsatz sei freiwillig, sagte der Minister.