Postraub 1963 in England Postraub 1963 in England: Posträuber Ronnie Biggs mit 84 Jahren gestorben

London/dpa. - Großbritanniens berühmtester Räuber, Ronnie Biggs, ist tot. Der umstrittene Star des spektakulärsten Postzugraubes der Kriminalitätsgeschichte starb am Mittwoch im Alter von 84 Jahren in einem Altenheim, wie mehrere britische Medien berichteten. Biggs hatte zusammen mit mindestens 14 Komplizen 1963 einen Postzug von Glasgow nach London gestoppt und 2,6 Millionen Pfund erbeutet - ein Wert von heute rund 40 Millionen Pfund (rund 47 Millionen Euro).
Biggs war bei dem von seinem Komplizen Bruce Reynolds eingefädelten Coup nur ein Mitläufer. Dennoch war er der berühmteste der Bande von Posträubern, die Kriminalitätsgeschächte schrieben. Nach seiner Festnahme und Inhaftierung gelang dem gelernten Zimmermann und früheren Kleinkriminellen 1965 die Flucht aus dem Gefängnis. Er setzte sich über Paris und Australien schließlich nach Brasilien ab und führte dort zum Teil ein Lotterleben.
Geld verprasst
Biggs, der nach eigenen Angaben 147 000 Pfund von der Beute abbekommen hatte, verprasste das Geld innerhalb von drei Jahren. Während seiner mehr als 30 Jahre dauernden Flucht will er mehr als 2500 Freundinnen gehabt haben, wie er einmal sagte. Bilder zeigen ihn bei rauschenden Partys. Mit den Sex Pistols und den Toten Hosen nahm er Musikstücke auf, er schrieb am Drehbuch für eine Verfilmung seines Lebens mit. Die britische Justiz konnte ihm in seinem Exil lange Zeit nichts anhaben.
Pünktlich zum Jahrestag des großen Postzugraubs, kam es am 08. August 2005 zum lukrativste Einbruch der südamerikanischen Geschichte. Auch hier wurde wieder ein Tunnel gebaut. Und der versetzte die Ermittler in Staunen: Die Ganoven hatten einen 80 Meter langen Tunnel gegraben, mit sauber verlegter Beleuchtung und Entlüftungssystem. Damit nicht genug: Es gelang den Dieben, die zwei Meter dicke Betonmauer zum Tresorraum zu durchbrechen, die Sicherheits-Stahlnetze zu überwinden und die hochmodernen Alarmanlagen auszuschalten. Das alles ohne Waffen, Sprengstoff, Gewalt.
Ausgangspunkt für die Aktion war ein Gartenbaugeschäft der Bande – so konnte auch unverdächtig mit Spaten gearbeitet und Erde abtransportiert werden. Insgesamt wurden dabei 3,5 Tonnen nicht registrierte Banknoten im Wert von 55 Millionen Euro gestohlen. Zwischen 2008 und 2010 wurden schließlich alle Haupttäter zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Der Großteil des geraubten Geldes ist jedoch weiterhin verschwunden.
Am 18. März erregte ein großer Kunstraub internationales Aufsehen, der bis heute nicht vollständig aufgeklärt ist. Im Isabella Stewart Gardner Museum in Bosten erbeuteten zwei Männer 13 Gemälde, die insgesamt über 200 Millionen Euro wert sind. Vom FBI wird der Coup deshalb auf der Liste der Top Ten der Kunstverbrechen geführt.
Die beiden Männer waren bei ihrem Einbruch als Polizisten verkleidet und stahlen Bilder von Jan Vermeer und drei Gemälde Rembrandt van Rijns. Die Gemälde konnten bislang nicht wieder aufgefunden werden. Als Ausdruck des Stifterwillens der Stifterin, wonach keine Kunstwerke aus dem Museum entfernt oder in der Hängung verändert werden dürfen, hängen die leeren Rahmen immer noch an Ort und Stelle.
Nach 23 Jahren gab das FBI im März 2013 zwar bekannt, die Räuber identifiziert zu haben, doch von den Gemälden fehlt weiterhin jede Spur.
Zum Abschluss ein kleines Kuriosum aus dem Umland. Dieben geht es offenbar nicht immer um Geld, Diamanten oder teure Gemälde: Einige wohl eher physikalisch interessierte Diebe im thüringischen Weida hatten es auf eines der wenigen Urmeter abgesehen. Von der Maßverkörperung, die weltweit in 30 durchnummerierten Kopien verteilt wurde, besitzt Deutschland das Exemplar Nr. 18.
Während einer Ausstellung auf der Osterburg verschaften sich die Diebe über die Rückfront und den Burggarten Zugang. Mit einer Leiter kletterten sie die Burgmauern bis zu den Ausstellungsräumen hoch, wo sie ein Metallgitter aufbrachen und den begehrter Meter entwendeten. Wie sich anschließend herausstellte, war der vermeintliche Urmeter allerdings nur eine Stahlkopie. Das echte Exemplar Nummer 18, das aus einer Platin-Iridium-Legierung besteht, liegt weiterhin bei der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig.
Immerhin 100 000 Euro wäre jedoch der echte metallene "Knüppel" wert gewesen – vom ideellen Wert ganz abgesehen.
2001 kehrte der inzwischen gesundheitlich stark angeschlagene Biggs nach Großbritannien zurück - an Bord eines Privatjets, den die Boulevardzeitung „The Sun“ für ihn gechartert hatte. Er wurde erneut festgenommen und inhaftiert. 2009 kam er aus gesundheitlichen Gründen frei. Im März hatte Biggs noch an der Trauerfeier für seinen Kumpanen Bruce Reynolds teilgenommen, seitdem war er in der Öffentlichkeit nicht mehr aufgetaucht.
Biggs hatte sich wiederholt stolz gezeigt, an dem Überfall auf den Postzug beteiligt gewesen zu sein. „Ich habe mein Plätzchen in der Geschichte“, sagte er in einem BBC-Interview. Allerdings zeigte er auch Reue. Damals war der Zugführer durch einen Schlag mit einer Eisenstange schwer verletzt worden, er konnte nie wieder arbeiten und starb sieben Jahre nach dem Überfall an Blutkrebs.
