Postfiliale auf dem Wasser Postkahn im Spreewald geht in die Winterpause
Es hat eine lange Tradition: Im Spreewalddorf Lehde kommen Briefe und Pakete per Kahn. Jetzt im Herbst steigt die Postbotin aber wieder vom Boot auf einen Transporter um.
Lehde - Der gelbe Postkahn im Spreewald geht in die Winterpause. Postbotin Andrea Bunar brachte zum letzten Mal in diesem Jahr Briefe und Pakete auf dem Wasserweg zu den Haushalten im Dorf Lehde. Am Ende der Tour wird der Kahn „eingewintert“, wie die Deutsche Post ankündigte.
Im April hatte die Saison der Postzustellung per Spreewaldkahn auf den verzweigten Wasserwegen begonnen. Die 53 Jahre alte Postbotin Bunar steuerte das Boot mit Muskelkraft und Schubstange durch die Spreewaldfließe. Sie beliefert um die 65 Haushalte, die meist keine direkte Anbindung zu Straßen haben.
„Die größten Pakete, die ich dieses Jahr dabeihatte, waren ein Rasenmähroboter und ein Stand-Up-Paddle“, sagte Bunar einer Mitteilung der Deutschen Post zufolge. Ihre Streckenbilanz: Mit dem Kahn und ganz ohne Motor legte sie in 13 Jahren insgesamt 14.000 Kilometer zurück. Laut Post entspricht das einer Entfernung von Lehde bis nach Alice Springs in Australien.
127 Jahre alte Tradition
Jetzt ist die Zustellerin wieder mit dem Elektrotransporter unterwegs, muss aber auch längere Strecken zu Fuß zurücklegen, teils im Waldgebiet und über kleine Brücken.
Die außergewöhnliche Art der Postzustellung hat eine 127 Jahre alte Tradition in Lehde - einem Ortsteil der Stadt Lübbenau. Ende der 1890er Jahre mussten die Bewohner ihre Post sonntags beim Kirchgang abholen. Mit der Industrialisierung und der damit verbundenen Landflucht nahm der Postversand zur Kontaktaufnahme mit den Daheimgebliebenen zu. Deshalb beschloss die Post 1897, die Sendungen per Kahn direkt zu den Kunden zu bringen.