Porträt: Porträt: Lehrer Rainer Heise stoppte den Amokläufer

Erfurt/dpa. - Über Nacht wurde der verheiratete Familienvater weltweit zumHelden: In seinem kleinen Wohnzimmer im Süden von Erfurt erzählte der60-Jährige am Sonntag über das Zusammentreffen mit seinem ehemaligenSchüler. Während er Dutzende von Kindern in Sicherheit brachte, habeer den Täter neben sich gesehen, sagte der Studienrat. «Der Mann sahaus wie ein Ninja-Kämpfer, und er zielte auf die weglaufenden Schülerund brüllte plötzlich, "Euch krieg' ich auch noch"».

Minuten später habe er dem Täter plötzlich erneut in einemKlassenzimmer gegenüber gestanden. Als sich der Vermummte seine Maskevom Kopf zog, habe er die Augen seines ehemaligen Zöglings geschaut,sagte der Lehrer. «Robert, du?», habe er ihn gefragt. Statt vor demAmokläufer zu flüchten, redete der Studienrat auf den 19-Jährigenein. «Was denkst du dir eigentlich dabei? Hast du geschossen?», habeHeise ihn gefragt. Hilflos der Situation ausgesetzt, forderte Heiseden Täter auf, auch ihn zu erschießen. «Da guckt er mich an und nimmtdie Pistole runter und sagt: "Für heute reicht es, Herr Heise!"»,erzählte der Lehrer.

Dann gab der Held, der keiner sein will, dem Täter einen Stoß,sodass er rückwärts in ein Zimmer taumelte. Heise berichtete, dass erdie Chance ergriff, die Tür verschloss, zum Direktorat rannte undHilfe holte. Wenig später erschoss sich der Täter mit einem Schussaus einer Pistole.

«Mein erster Gedanke war, der Mann ist verrückt», sagte dieAbiturientin Michaela Seidel über das mutige Eingreifen des Lehrers.Sie schilderte ihn als einen «besonderen Lehrer», der sich sehr umseine Schüler gekümmert habe. «Für mich ist er einer der Helden.Der größte, der dort wahrscheinlich herumgelaufen ist», sagte sie.