Popstar Popstar: Dieter Bohlen freut sich über Gratis-Werbung

Hamburg/dpa. - Trotz eines Auslieferungsstopps hat das neue Buch von Popstar Dieter Bohlen am Samstag reißenden Absatz gefunden. Buchhandlungen, denen keine Einstweilige Verfügung gegen den Verkauf des Buches «Hinter den Kulissen» vorlag, berichteten von einer großen Nachfrage. Bohlen hält den Stopp für die Erstauflage von 250 000 Exemplaren, den sein früherer Modern-Talking-Partner Thomas Anders und mehrere Prominente bei den Landgerichten in Hamburg und Berlin erwirkten, für eine «tolle Werbung». «Wir haben 200 000 verkauft», sagte er in der ZDF-Show «Wetten dass,..?» am Samstagabend.
So viele Exemplare waren nach Angaben des Random-House-Verlags vordem gerichtlichen Stopp zum Verkaufsstart am Samstag ausgeliefertworden. Wie viele davon tatsächlich über den Ladentisch gingen, warnicht zu erfahren. In Filialen großer Buchhandlungsketten wieHugendubel oder Thalia war das Buch nicht zu haben, weil ihnen eineEinstweilige Verfügung vorlag. «Wir verkaufen nicht», sagte Thalia-Filialleiterin Kirsten Landt in Hamburg. Bei Hugendubel in Münchenhieß es, trotz großer Nachfrage werde das Buch nicht angeboten.
Kleinere Buchhändler waren ihre Exemplare am Samstag schnell los.So verkaufte das Berliner Kulturkaufhaus Dussmann bis zum frühenNachmittag schon etwa 200 der neuen Bohlen-Bücher. «Wenn dieAufmerksamkeit in den Medien so geschürt worden ist, fragen natürlichviele Kunden nach dem Buch», sagte eine Händlerin in Frankfurt amMain. Buchhändler Henning Rahmer aus Henstedt-Ulzburg bei Hamburgsagte, sein Bestand sei bereits vor 10 Uhr ausverkauft gewesen.Einzelne Kunden hätten gleich mehrere Exemplare gekauft.
«Wer sicher gehen will, dass er noch eins bekommt, sollte heutezugreifen ... Die Erstausgabe wird bestimmt mal ein echtesSammlerstück», hatte Bohlen der «Bild»-Zeitung vom Samstag gesagt. Inder ZDF-Show, in der laut Moderator Thomas Gottschalk auch nicht ausdem Buch zitiert werden durfte, nannte Bohlen die EinstweiligenVerfügungen «Peanuts», die sehr leicht vor Gericht zu erwirken seien.
In dem zweiten Buch, das Bohlen wie das erste Buch «Nichts als dieWahrheit» zusammen mit der jahrelangen «Bild»-Kolumnistin KatjaKessler verfasste, sehen «Tagesschau»-Sprecherin Eva Herman, ihrKollege Jens Riewa sowie Jenny Elvers-Elbertzhagen ihrePersönlichkeitsrechte verletzt. Anders wehrt sich gegen den Vorwurf,während einer Tournee des Pop-Duos Geld unterschlagen zu haben. Dazusagte Bohlen der «Bild», er stehe zu jedem Wort und werde keinenMillimeter davon abweichen. «Ich kann vor Gericht alles beweisen.»
Auch seine «Ghostwriterin» Katja Kessler ist sich sicher: «DiesesBuch haben sich zur Sicherheit vor Erscheinen gleich drei Anwälte vonDieter Bohlen zu Gemüte geführt», sagte sie der «FrankfurterAllgemeinen Sonntagszeitung». Erst nach deren Einverständnis seiendie Druckmaschinen angeworfen worden. Ohnehin verstehe sie die ganzeAufregung um das Buch nicht, in dem es «um die kleineren Dinge desLebens» ginge. «Wunderbar» seien deshalb die Reaktionen von Nena undStefan Raab: «Die tun, was man mit diesem Buch tun sollte: Lesen,lachen und sich selbst nicht zu ernst nehmen.» Am Umsatz sei sie wiebeim ersten Buch nicht beteiligt, damit «auf gar keinen Fall auch nurder Ansatz eines falschen Verdachts aufkommen kann».
Der Verlag, die Bertelsmann-Tochter Random House, behält sichjuristische Schritte gegen die beleidigten Prominenten vor. Juristenhätten das Buch geprüft, sagte Verlagsgeschäftsführer Klaus Eck der«Welt am Sonntag». «Wir sind überrascht, mit welchen dürftigenBegründungen hier Einstweilige Verfügungen erwirkt worden sind.» DieAntragsteller gingen «ein großes Risiko» ein. «Uns könnte durch ihrVorgehen schwerer wirtschaftlicher Schaden entstehen.»
Random-House-Sprecher Tim Arnold hatte am Freitag erklärt, einHändler dürfe das Buch so lange verkaufen, wie er nicht selbst eineEinstweilige Verfügung bekomme. Dagegen hatte das Management vonThomas Anders erklärt, die bereits ausgelieferten Bücher müssten nachder Verfügung des Landgerichts Berlin zurückgerufen werden.
Bereits Vorab-Auszüge aus dem Buch hatten für Wirbel gesorgt. Derdarin ebenfalls erwähnte Sänger der Pop-Gruppe PUR, Hartmut Engler,will sich nicht juristisch dagegen wehren, obwohl «nicht ein einzigesZitat» wirklich von ihm sei, sagte er der «Welt am Sonntag». «Er hatdas eine oder andere verwechselt, weggelassen, vergessen,umformuliert, dazu erfunden, frei interpretiert oder sogar nurgeträumt», sagte Engler zur Schilderung eines Treffens mit Bohlen imUrlaub. Aber: «Ich denke sowieso, dass ihm keiner diesen ganzen Mistwirklich glaubt.»