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Kriegsfolgen Pilotbergung von Munitionsaltlasten in der Ostsee beginnt

Seit Jahrzehnten liegen Munitionsaltlasten in der Ostsee und in der Nordsee. Und seit einigen Jahren wird die Möglichkeit einer Bergung ausgelotet. Nun soll es tatsächlich losgehen.

Von dpa 24.06.2024, 15:01
Wellen laufen am Strand der Ostsee am sogenannten Schwedeneck auf den Sand.
Wellen laufen am Strand der Ostsee am sogenannten Schwedeneck auf den Sand. Axel Heimken/dpa/Symbolbild

Kiel - Bald geht es los: Von Mitte August an sollen zwei Monate lang Munitionsaltlasten aus der Ostsee in einem Pilotprojekt geborgen werden. Dabei kommen unter anderem Deckskräne mit verschiedenen Greifern zur Bergung von Munitionskisten sowie ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge zum Einsatz. Das teilten das Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und das schleswig-holsteinische Umweltministerium am Montag mit. Ein erfahrenes Taucherteam steht für die Unterstützung im Einzelfall bereit.

Die Bundesregierung hat für das Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Bis Ende 2026 soll eine schwimmende Plattform gebaut werden, mit der Altmunition gesichtet, geborgen und entsorgt werden kann. Die ersten 50 Tonnen sollen an zwei Stellen aus der Lübecker Bucht und an einer Stelle aus der Mecklenburger Bucht geholt werden. Diese Munition wird überwiegend in einer Verbrennungsanlage im niedersächsischen Munster entsorgt. Später soll auf Basis der gesammelten Daten eine autonome Bergungsplattform entwickelt werden, die die Altlasten auf See behandelt und verbrennt.

„Zehn Jahre hat es gedauert, bis wir diesen wichtigen Schritt bei der Munitionsbergung machen konnten“, sagte Schleswig-Holsteins Umweltminister Tobias Goldschmidt. „Viel zu lang wurden unsere Meere mit dem Problem der rund 1,6 Millionen Tonnen Munitionsaltlasten sich selbst überlassen.“ Der Grünen-Politiker betonte, dass die Pilotbergung nur ein erster Schritt sei. Die Anschlussfinanzierung dieser Aufgabe sei nun die nächste Aufgabe für die Politik.

Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurden im Zuge der Entmilitarisierung Deutschlands zehntausende Tonnen konventioneller Munition direkt aus den Arsenalen und Munitionsfabriken in Nord- und Ostsee verklappt. Deren Zustand hat sich durch die Gezeiten und Korrosionsprozesse verschlechtert. Es treten vermehrt Giftstoffe aus, die die Meere zusätzlich belasten. Forschende des Geomar detektieren und kartieren seit 2016 Altmunition auf dem Meeresboden.

Zu der Pilotbergung von Altmunition in der Lübecker Bucht gab es am Montag in Kiel ein großes Informationstreffen mit Vertreterinnen und Vertretern unter anderem aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Militär. „Dieser Tag markiert einen Wendepunkt von der Forschung zur praktischen Umsetzung“, sagte Professor Jens Greinert vom Geomar, der mit seinem Team die Räumung wissenschaftlich begleiten wird.