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Pfadfindertreffen Pfadfindertreffen: Friede, Freude und Eierkuchen

Von Leticia Witte 10.08.2006, 06:44
Der Pfadfinder Jaan Weber aus Ruthweiler (Rheinland-Pfalz) geht im nordbrandenburgischen Großzerlang nahe Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) durch die Zeltstadt des Pfadfindertreffes. (Foto: dpa)
Der Pfadfinder Jaan Weber aus Ruthweiler (Rheinland-Pfalz) geht im nordbrandenburgischen Großzerlang nahe Rheinsberg (Ostprignitz-Ruppin) durch die Zeltstadt des Pfadfindertreffes. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Großzerlang/dpa. - In einem kleinen brandenburgischen Dorf gehtes um den globalen Frieden: 4700 Jugendliche aus 19 Staaten proben derzeit ein internationales Miteinander in dem 130 Einwohnerzählenden Großzerlang. «Das ist ein Stück heile Welt», sagt derGeneralsekretär des Verbandes Christlicher Pfadfinderinnen undPfadfinder (VCP), Wolfgang Schmohel, der rund 100 Kilometernordwestlich von Berlin sein alle vier Jahre stattfindendesBundeslager ausrichtet. Auf den Plätzen zwischen den rund 600 Zeltengeht es bei der zehntägigen und bis zu diesem Samstag dauerndenVeranstaltung um eine hochaktuelle Angelegenheit: den Frieden.

«Das Thema ist sehr abstrakt», räumt Pressereferentin DianeTempel-Bornett ein und meint, dass Frieden am besten im täglichenUmgang erfahrbar sei. So leben und diskutieren auf mehr als 35 Hektardeutsche und ausländische Pfadfinder miteinander, die unter anderemaus Europa, Kanada und arabischen Staaten kommen. Ihre schwarzenZelte haben die Mädchen und Jungen auf einer mit Wald umsäumten,hügeligen Wiese aufgestellt und ihre Infrastruktur gleichmitgebracht.

Kilometerlange Wasserleitungen versorgen Duschen und Waschräume,zur Verfügung stehen mehr als einhundert mobile Toilettenhäuschensowie ein Lebensmittelladen, in dem täglich tausende Brötchenverzehrt werden, wie Tempel-Bornett erzählt. Neben einer Kirche gibtes auf dem Areal in Kleinstadtgröße auch ein Lagerkrankenhausinklusive Operationssaal. In Vollnarkose habe bisher noch niemandversetzt werden müssen, sagt einer der Ärzte. Die Patienten kämen mitWunden, Durchfall und Kreislaufversagen.

Für Pfadfinder zählt die sprichwörtliche gute Tat, die auf einemAuftrag des Gründers der Bewegung, Robert Baden-Powell, beruht:Versucht die Welt ein bisschen besser zu hinterlassen als ihr sievorgefunden habt. Deshalb bewegen sich die Jugendlichen in kleinenSchritten hin zum Frieden: Sie erledigen handwerkliche Arbeiten inden Jugendclubs der Region oder bauen einen schwimmenden Steg für einGewässer. «Wir wollen den Menschen in der Region etwas Positiveshinterlassen», erklärt Tempel-Bornett. Einzelne Gruppen besuchenaußerdem die ehemaligen Konzentrationslager Sachsenhausen undRavensbrück.

Die Pfadfinder sollen Einblicke in fremde Kulturen bekommen. Nacheiner Kochveranstaltung bietet die 18-jährige Pfadfinderin Nada Radyaus Ägypten mit ihrer Gruppe süßes Gebäck und Gerichte mit Bohnen an,ein paar Meter weiter gibt es kanadische Eierkuchen. Pfadfinder LukasMeinders aus dem niedersächsischen Cloppenburg sagt: «Es macht Spaßhier zu sein.» Der 13-Jährige hat mit seinen Freunden viel Sportgemacht und gelernt, wie eine ordentliche Massage funktioniert.

Den Angaben zufolge sind mehr als 47 000 Kinder und Jugendliche imVCP organisiert. Er gehört zu insgesamt vier Verbänden inDeutschland, die in der Weltorganisation der Pfadfinder anerkanntsind.