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Persönlichkeiten Pastor und Honecker-Gastgeber Uwe Holmer gestorben

Nach seinem Sturz als DDR-Staatschef fand Erich Honecker eine vorübergehende Zuflucht in einem Pfarrhaus. Der Leiter der Lobetaler Anstalten bei Berlin, Uwe Holmer, nahm ihn Anfang 1990 für zehn Wochen auf. Jetzt ist der evangelische Pastor gestorben

Von dpa Aktualisiert: 26.09.2023, 14:57
Uwe Holmer, Theologe und Pfarrer, bei einem Spaziergang vor seinem Haus.
Uwe Holmer, Theologe und Pfarrer, bei einem Spaziergang vor seinem Haus. Bernd Wüstneck/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild

Serrahn - Der Pastor und einstiger Honecker-Gastgeber Uwe Holmer ist tot. Der Theologe starb im Alter von 94 Jahren, wie ein Sprecher der Nordkirche am Dienstag unter Berufung auf Angaben des Diakoniewerks im mecklenburgischen Serrahn (Landkreis Rostock) sagte. Holmer hatte den gestürzten DDR-Staatschef Erich Honecker (1912-1994) und dessen Frau Margot Anfang 1990 bei sich aufgenommen. Der evangelische Pastor leitete damals die Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal bei Berlin, in denen rund 650 Beschäftigte mehr als 1000 Behinderte, Senioren und Suchtkranke betreuten. Honecker und seine Frau wussten nach Auflösung der Funktionärssiedlung Wandlitz nicht mehr, wo sie bleiben sollten. Holmers Familie gab ihnen auf Bitten der Kirchenleitung zehn Wochen Asyl im Pfarrhaus.

„Tatort“-Star Jan Josef Liefers verfilmte die Geschichte. Das ZDF strahlte den Film „Honecker und der Pastor“ im März vergangenen Jahres aus. Die Rolle von Holmer übernahm der Schauspieler Hans-Uwe Bauer. Honecker hatte im Oktober 1989 alle Ämter als Staats- und Parteichef verloren und gerade eine Krebsoperation hinter sich. Seine Frau war jahrzehntelang Volksbildungsministerin gewesen und war ihren Posten ebenfalls los.

„Damals ließ der DDR-Rechtsanwalt Wolfgang Vogel bei der Kirche anfragen, ob sie „Erich und Margot“ aufnehmen würde“, sagte Holmer 2020 der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben dann gesagt, der neue Weg kann nur gelingen, wenn der Wandel in Frieden geschieht.“ Rückblickend habe sich das bewahrheitet, so Holmer und fügte hinzu: „Ich würde es wieder tun und habe das auch nie bereut.“ Seine Erlebnisse damals hat er in dem Buch „Der Mann, bei dem Honecker wohnte“ (2009) beschrieben.

Kurz vor Ausstrahlung des Filmes von Liefers mahnte Holmer: „Man sollte seine politischen Gegner nie so verachten, dass man später nicht mehr mit ihnen zusammenarbeiten kann.“ Für das Werk von Liefers hatte er lobende Worte: „Das Anliegen von damals ist im Film gut getroffen.“

1994 war der aus Wismar stammende Holmer nach Serrahn gezogen. Er hatte zu Honeckers - nach deren Ausreise nach Chile - noch mehrere Jahre Kontakt, der mit dem Tod der einstigen DDR-Volksbildungsministerin im Jahr 2016 aber endete. Lange seien noch Briefe von Margot Honecker aus Chile zu Weihnachten gekommen, die immer dankbar für die Hilfe damals gewesen sei. Nach ihrem Tod 2016 meldeten sich Holmer zufolge weder ein Enkel noch die Tochter der Familie noch einmal.

„Uwe Holmer ist bis zum Schluss ein Mensch gewesen, der aus einer tiefen Frömmigkeit heraus gelebt hat“, erklärte der Bischof im Nordkirchen-Sprengel Mecklenburg und Pommern, Tilman Jeremias. „Aus dieser Haltung heraus konnte er auch gegenüber einem Sozialisten und Atheisten wie Erich Honecker Nächstenliebe leben.“ Holmer habe die Landeskirche um seinen konservativ-evangelikal geprägten Glauben bereichert.