Wahlen Parteien küren Spitzenkandidaten für Bundestagswahl
Die Zeit der Feiertage naht und im Februar ist schon Bundestagswahl. Noch vor dem Fest küren einige Parteien in Thüringen ihre Spitzenkandidaten.
Erfurt - In Thüringen haben sich mehrere Parteien startklar für die Bundestagswahl gemacht. AfD, CDU, SPD und Grüne stellten am Wochenende ihre Landeslisten mit Bundestagskandidaten auf oder beriefen ihre Spitzenkandidaten. Alle vier Parteien setzen an der Spitze auf bekannte Gesichter, die das Parlament in Berlin gut kennen. Dahinter gibt es aber auch einige Veränderungen.
Hirte will im Bundestag bleiben
Die CDU des neuen Ministerpräsidenten Mario Voigt soll der bisherige Bundestagsabgeordnete Christian Hirte in den Wahlkampf führen. Der 48-Jährige wurde einstimmig berufen - die Wahl der Landesliste der CDU sei am 8. Januar in Erfurt geplant, sagte ein Parteisprecher. Der aus Südthüringen stammende Hirte gehört dem Bundestag seit 2008 an. Er sei ein Mensch, der eher mit dem Florett als mit dem Degen agiere, sagte Voigt. Hirte war zeitweise auch Thüringer Landesvorsitzender der CDU.
Die AfD setzt auf ein „Thüringer Tandem“, wie Landespartei- und Fraktionschef Björn Höcke das Duo aus Stephan Brandner und Stefan Möller bezeichnete. Der bisherige Bundestagsabgeordnete Brandner steht formal auf Platz eins. Sollte Möller auf Platz zwei in den Bundestag kommen, wäre es für ihn ein Wechsel von der Landes- in die Bundespolitik. Möller ist seit dem Jahr 2014 neben Höcke Thüringer AfD-Co-Chef.
Höcke greift Merz an
In seiner Rede griff Höcke vor allem CDU-Chef Friedrich Merz und den neuen Thüringer Regierungschef Mario Voigt (CDU) an. „Wer Merz wählt, der wählt den Krieg“, sagte er. Mit Blick auf die Brombeer-Koalition in Thüringen sagte er später „in aller Bescheidenheit“, dass nicht Voigt der wahre Ministerpräsident von Thüringen sei, „sondern dass ich der wahre Ministerpräsident von Thüringen bin“. Mario Voigt wurde am vergangenen Donnerstag zum neuen Ministerpräsidenten von Thüringen gewählt.
Höckes AfD war bei der Landtagswahl am 1. September zwar auf Platz eins gelandet, steht aber völlig isoliert da, was der 52-Jährige auch einräumte. Er habe nach dem 1. September „mit leeren Händen“ dagestanden, sagte er.
Die Thüringer Linke schickt ihren Polit-Promi und Ex-Ministerpräsidenten Bodo Ramelow als Direktkandidaten ins Rennen. Der 68-Jährige wurde von der Linken in Erfurt mit 100 Prozent Zustimmung als Direktkandidat für den Wahlkreis Erfurt-Weimar-Weimarer Land gewählt, wie ein Parteisprecher mitteilte.
Ramelow beteiligt sich an der „Mission Silberlocke“. Zusammen mit den beiden langjährigen Linken-Politikern Gregor Gysi und Dietmar Bartsch will er bei der Bundestagswahl im Februar ein Direktmandat gewinnen und der Linken so den Einzug ins Parlament sichern. Eine Landesliste will die Linke kommendes Wochenende aufstellen.
Schneider führt SPD in Wahlkampf
Bei der SPD wird der Ost-Beauftragte der Bundesregierung und langjährige Bundestagsabgeordnete Carsten Schneider seinen Thüringer Landesverband als Spitzenkandidat in den Wahlkampf führen. Um den Listenplatz zwei kandidierten die SPD-Bundestagsabgeordneten Elisabeth Kaiser und Tina Rudolph. Kaiser setzte sich mit einem Vorsprung von fünf Stimmen durch.
Auch die Thüringer Grünen setzen auf ihre wohl bekannteste Politikerin als Spitzenkandidatin zur Bundestagswahl: Die amtierende Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt wurde auf Platz eins der Landesliste gewählt. Ex-Landtagsabgeordnete Madeleine Henfling schaffte es per Kampfkandidatur gegen den Vize-Bundesvorsitzenden Heiko Knopf auf Platz zwei.
Änderung in der Grünen-Spitze
Nach dem Wahldebakel vom Herbst, bei dem sie den Einzug in den Landtag nicht mehr schafften, sortierten die Thüringer Grünen auch ihre Parteispitze teils neu. Ann-Sophie Bohm wurde als Landessprecherin im Amt bestätigt, daneben wählten die Grünen Luis Schäfer zum neuen Co-Vorsitzenden des Landesverbandes.
Bei der CDU wurde der neue Ministerpräsident Voigt als Chef des Landesverbandes im Amt bestätigt. „Wir sind wieder zurück in Verantwortung“, sagte er auf dem Parteitag. Nach der Wiedervereinigung bis 2014 hatte die Partei regelmäßig in Erfurt die Ministerpräsidenten gestellt, blieb dann aber zehn Jahre in der Opposition. Neuer CDU-Generalsekretär ist der Landtagsabgeordnete Niklas Waßmann, zu Vize-Parteivorsitzenden wurden die Landrätin des Eichsfeldkreises, Marion Frant, Christian Hirte, die neue Justizministerin Beate Meißner und der Landtagsabgeordnete Wolfgang Weißkopf gewählt.
Neuer Posten bei der AfD
Bei der AfD bestätigten die Mitglieder Höcke und Möller als Führungsduo des Landesverbands. Höcke hatte mit Klaus Stöber einen Gegenkandidaten, der ihm vorwarf, mit bewussten Provokationen der Partei zu schaden. Höcke setzte sich bei der Wahl dennoch klar durch. Als Partei-Vize wurden Uwe Thrum und René Aust gewählt. Den neu geschaffenen Posten des Generalsekretärs übernimmt bei der Thüringer AfD der Abgeordnete Daniel Haseloff.