Paradies für Kinder Paradies für Kinder: Ehemalige DDR-Zeitschrift «Bummi» wird 45

Leipzig/Berlin/dpa. - Dank einer treuen undneuen Fan-Gemeinde kann Bummi nun an diesem Freitag (15. Februar) den45. Geburtstag feiern.
Das fröhliche Bärchen lächelte erstmals 1957 vom Titelblatt.«Damals bestand die Zeitschrift aus rauem Papier, das keine Farbezum Leuchten bringen konnte», erinnert sich Chefredakteurin SabineDrachsel. Trotzdem liebten alle Kinder das handliche Heftchen mitGeschichten aus dem Spielzeugland, Märchen und Spielen. «Für vieleKinder ist der Bummi eine lebendige Gestalt, dem sie ihre Gedankenund Kümmernisse mitteilen», sagt Drachsel.
Täglich kommen in der Berliner Redaktion Briefe mit geklebten undgemalten Bildern an, von Kindern diktierte Gedanken, Fragen undWünsche wie etwa nach Bummis Mama. Erfunden hat das kuscheligeKerlchen die Lehrerin Ursula Böhnke-Kuckhoff: «Ich habe nach einerTitelfigur gesucht, die den Kindern nahe sein kann», sagt die 75-Jährige, die bis heute die Bummi-Geschichten und die meisten Liederschreibt. 1990 erfand sie sogar ein richtiges Zuhause für ihrenLiebling: Huxlibux - die Märchenstadt.
«In der DDR betrug die Auflage rund 600 000 Exemplare», berichtetDrachsel. Die Zeitschrift aus dem Ost-Berliner Verlag Junge Weltübernahm 1991 der Pabel-Moewig-Verlag (Rastatt), eine Tochter desHeinrich Bauer Verlags (Hamburg). Nach immensem Auflage-Einbruch nachder Wende behauptet sich «Bummi» mit inzwischen 130 000 Exemplaren inden Regalen. Für das Monatsheft erdenken und zeichnen 15 freieIllustratoren und 3 Autoren mit pädagogischem Geschick reichbebilderte Geschichten. «Er ist handgemacht und entsteht nicht imComputer.»
Die Autoren legten zudem Wert auf Sprache, bestimmte Wörter sindtabu: «Cool, toll oder super kommt nicht vor», betont Drachsel. Dafürberichtet das Bärchen nicht nur über schöne Urlaubsregionen, sondernbringt den kleinen Lesern auf sensible Weise das Anderssein nahe.Statt utopischer Sehnsucht nach unerreichbarer Glitzerwelt regt«Bummi» beim Basteln, Malen und Lernen spielerisch die Fantasie derKinder an. Das lustige, aber auch mal traurige Kerlchen erfreut auchKinderherzen im Westen. Etwa ein Drittel der Abonnenten und Leserlebt in den alten Ländern. «Viele verlorene Leser sindzurückgekommen.» Dem «Bummi» gefällt es: «Ihr sollt meine Freundesein!», heißt es in seinem bekanntesten Lied.
«Die Kinder leben mit ihm, teilen ihre Sorgen und Freuden mitihm.» Die Leserbriefe bergen immer Stoff für neue Geschichten. Aberheute komme nicht mehr so viel Post wie früher, meint «Bummi»- MutterUrsula, die selbst fünffache Mutter ist. «Es gibt für die Kinder zuviel Ablenkung vom Schreiben.» Dabei seien ihre Probleme dieselben,aber auch neue. «Die meisten Kinder wünschen sich mehr Zeit von ihrenEltern», berichtet die Autorin. «Das Materielle steht an ersterStelle», bedauert die in der Nähe von Berlin lebende Böhnke-Kuckhoff.
«Der Bummi wird von den Kindern ernst genommen.» So hätten ihreeigenen Sprösslinge im Kindesalter Ostereier für den Teddymitgegeben. «Und heute beschweren sich meine kleinen Enkel bei ihm,weil sie länger aufbleiben wollen.»
«Für die Kinder wird er nicht älter, sondern bleibt immer in ihremAlter», versichert Drachsel. «Lesen wir Bummi vor der Nachtruh,fallen uns schneller die Augen zu», schrieben Alex und Christopherihrem Bärchen, nach dem unzählige Kinder- und Jugendeinrichtungen undClubs im Osten benannt sind.