Kriegsmahnmal Panzerwrack vor russischer Botschaft aufgestellt
Zerstörungen eines Krieges wie in der Ukraine kriegen die meisten Menschen fern der betroffenen Länder nur durch die Medien mit. Das wollten zwei Berliner aus der Kulturszene ändern - sie brachten einen zerstörten Panzer in die Stadt.

Berlin - Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev hat den vor der russischen Botschaft aufgestellten zerstörten Panzer besichtigt und sich für die Waffenlieferungen aus Deutschland bedankt. Das russische Panzerwrack sei eine Mahnung, die zeige, was nötig sei, um den Krieg zu beenden. „Damit solche Panzer nie mehr in Europa rollen, dafür ist die Ukraine verantwortlich“, sagte Makeiev am Freitag. „Wir werden alles dafür tun, dass die russischen Panzer zurück nach Russland verdrängt werden.“
Die Ukraine sei sehr dankbar für die deutschen Waffen für „unsere Jungs und Mädels an der Frontlinie“, sagte Makeiev. „Ohne Waffen werden Kriege nicht gewonnen und die Ukraine wäre überrannt worden und viele tausend Zivilisten wären ermordet worden.“ Er betonte: „Wir werden diesen Krieg gewinnen mit einer tollen deutschen Hilfe.“
Über die Gegner weiterer Waffenlieferungen, die am Samstag in Berlin demonstrieren wollen, sagte Makeiev: „Man muss klar sagen, wer der Aggressor ist und wer sich verteidigt. Der Frieden muss erkämpft werden.“ Er sei auch für Friedensdemonstrationen, aber die sollten an der dortigen Stelle vor der russischen Botschaft stattfinden. Die Demonstranten sollten dann der Botschaft und Russlands Präsidenten Wladimir Putin zurufen: „Stoppt diesen Krieg.“
Makeiev hatte am Morgen an einer Veranstaltung zum Kriegsbeginn vor einem Jahr von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier im Schloss Bellevue teilgenommen. Am Abend wollte er bei einer großen Demonstration zur Unterstützung der Ukraine am Brandenburger Tor sprechen.
Das Panzerwrack vom Typ T-72 kam am frühen Morgen in der Hauptstadt an. Es soll für einige Tage vor der Botschaft am Boulevard Unter den Linden als Mahnmal gegen den Krieg dienen. Ausgerichtet war das Wrack quer auf dem Mittelstreifen der großen Straße, die Kanone zeigte auf die Botschaft.
Die Initiatoren der Aktion sagten, der Panzer sei am 31. März beim Angriff der russischen Armee auf Kiew auf eine Mine gefahren und durch die Explosion zerstört worden. Vermutlich seien Soldaten darin gestorben. Sie hätten zu einem Panzerverband gehört, der weit im Osten Russlands stationiert gewesen sei. Das Militärhistorische Museum des ukrainischen Verteidigungsministeriums habe den Panzer ausgeliehen und auch den Transport unterstützt.
Der Autor und Verleger Wieland Giebel, der die Aktion mitinitiierte, nannte den Panzer ein „Symbol des Untergangs“. Er rief: „Das Regime wird untergehen so wie das Dritte Reich untergegangen ist. (...) Hier in der Botschaft sitzen die Kriegsverbrecher. Deshalb stellen wir den Russen ihren Schrottpanzer vor die Tür.“ Der zweite Initiator, der Künstler Enno Henze, sagte: „Hier ist die Vergänglichkeit von Mensch und Maschine traurigerweise gut zu sehen.“
Der Plan, den zerstörten Panzer in Berlin als Mahnmal aufzustellen, hat eine lange Vorgeschichte. Nachdem der Berliner Bezirk Mitte eine Genehmigung zunächst abgelehnt hatte, setzten die Initiatoren vom Museum Berlin Story Bunker ihr Projekt per Gericht durch. Eigentlich sollte der Panzer länger dort stehen, aber das scheiterte letztlich an Vorgaben des Bezirks. Ab der nächsten Woche soll der Panzer laut den Initiatoren zunächst noch in den Niederlanden ausgestellt werden.
Der größte Demonstrationszug von Ukrainern und ihren Unterstützern sollte am Freitagnachmittag mit 12.500 angemeldeten Teilnehmern ab 16.00 Uhr von der Karl-Marx-Allee zum Brandenburger Tor führen. Der Titel lautet: „Wir werden nie vergessen“. Am Brandenburger Tor war ab 18.00 Uhr eine Abschlusskundgebung unter dem Motto „Stand with Ukraine“ erneut mit mehr als 12.000 Demonstranten geplant.