Österreich Österreich: Eine Such-Lizenz zum Pilzesammeln
Wien/dpa. - Die einen wollen diesem ungehemmten Treiben mitWaldkontrollen und Such-Lizenzen Einhalt gebieten. «Raubrittertum»und «Die Früchte des Waldes sind für alle da» sagen Gegner und rufenzu Protesten auf.
«Ich will das ökologische GLeichgewicht erhalten», sagt derWaldbesitzer und Lizenz-Vergeber Dominik Habsburg-Lothringen. DerWald vertrage nur eine bestimmte Anzahl von Pilzsuchern, sonst werdeer vermüllt und das Wild zu sehr gestört. Deshalb fordern er und vierweitere Forsteigentümer in Kärnten nun 45 Euro Such-Gebühr im Jahrvon Touristen und Einheimischen. Damit sollen auch gewerbsmäßigeSucher abgeschreckt werden. In vielen Waldgebieten bei Salzburgerhebt die zuständige Forstverwaltung bereits seit Jahren eine Gebührvon 15 Euro für 14 Tage Schwammerlsuche.
Auch in Tirol werde über solch eine Regelung nachgedacht, sagteder Sprecher der Tiroler Bergwacht, Josef Egger. «Es ist ein wirklichgroßes Problem, wir haben hier sehr viele Italiener, die alsprofessionelle Pilzsammler über die Grenze kommen», sagt er. Seitlängerem habe das Land die erlaubte Sammelmenge auf zwei Kilo proPerson und Tag begrenzt. Am Wochenende ist die Bergwacht dann aufPilz-Patrouille im Wald unterwegs und kontrolliert die Einhaltung derRegeln. «Bei einem österreichischen Pensionisten mit fünf Kilo imKorb drücken wir schon mal ein Auge zu, aber ein Professioneller wirdgleich angezeigt», sagt Egger.
Bei diesen «Pilz-Rodungen» durchkämmen nach seiner Schilderungdrei bis vier Menschen planmäßig ein Waldstück und reißen alles aus,was sie finden können. Ein Experte sortiert hinterher aus, welchePilze brauchbar sind - der Rest bleibt am Waldrand liegen. Auf dieseWeise käme ein Sammler auf bis zu 50 Kilo Steinpilze, Pfifferlingeund Champignons am Tag. «Damit können sie irrsinnige Summenverdienen.» Reisebüros in Italien böten bereits Pilz-Reisen an, ganzeBusse voll sammelwütiger Südländer erreichten momentan Tirol. «Mankann mit zwei Wochen Pilzesammeln so viel verdienen wie sonst in dreiMonaten», sagt Egger. Wegen des feuchten und warmen Sommers sprössendie Schwammerl zudem momentan in ungewohnt großer Zahl aus der Erde.
Für die Gegner der Pilz-Lizenz ist alles reine Geschäftemachereiohne rechtliche Grundlage. «Nur der liebe Gott allein wäre berechtigtzu entscheiden, wer die Früchte des Waldes ernten darf», sagtKärntens bekanntester Aktionist Reinhard Eberhart derösterreichischen Nachrichtenagentur APA. Naturschützer fürchten eineKommerzialisierung des Waldes, für den bald insgesamt Eintritterhoben werden könne. Und Tourismusmanager müssen bereits verstimmteUrlauber beruhigen.
«Wir halten überhaupt nichts von Lizenzgebühren, dass ist dochlachhaft», sagt der Geschäftsführer der Koralpe Touristik GmbH inKärnten, Klauf Hofstaetter. Das Ganze richte bereits Schaden an, daviele Touristen glaubten, dass nun überall in Kärnten Sammelgebührenfällig seien. Außerdem sei das Problem mit den professionellenSammlern gar nicht so groß. Inzwischen hat sich KärntensLandesregierung als Vermittler im Pilzstreit eingeschaltet.