1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Kriminelle Banden: Organisierte Kriminalität: Drogen, Schleuser, Autodiebe

Kriminelle Banden Organisierte Kriminalität: Drogen, Schleuser, Autodiebe

Wenn es in der Kriminalität um viel Geld geht, agieren Banden arbeitsteilig, etwa beim Drogenhandel und Autodiebstahl. Die Kriminalpolizei muss aufwendig ermitteln, um die Strukturen zu erkennen.

Von dpa Aktualisiert: 17.01.2025, 13:16
Bei vielen Fällen geht es um Drogenhandel und den Diebstahl etwa von Autos sowie Einbrüche. (Symbolbild)
Bei vielen Fällen geht es um Drogenhandel und den Diebstahl etwa von Autos sowie Einbrüche. (Symbolbild) Jens Kalaene/dpa

Berlin - 66 große Ermittlungsverfahren haben Polizei und Zoll im Kampf gegen die organisierte Bandenkriminalität in Berlin 2023 geführt. Dabei ging es um 485 mutmaßliche Täter, wie aus dem Lagebild des Landeskriminalamtes (LKA) zu dem Thema hervorgeht. 

In ganz Deutschland gab es 642 Ermittlungskomplexe. Berlin steht an vierter Stelle hinter den viel größeren Flächenstaaten Nordrhein-Westfalen, 
Niedersachsen und Bayern. 

Drogenhandel und Auto-Diebstähle

Die meisten Berliner OK-Komplexe betrafen den Drogenhandel (21) und den Diebstahl etwa von Autos sowie Einbrüche. Aber auch Schleuserkriminalität spielte eine Rolle. Beim Rauschgifthandel gingen fast die Hälfte der Ermittlungen auf entschlüsselte Chats und Telefonate mit sogenannten EncroChat-Handys zurück. 

Ein Schwerpunkt der Kripo in diesen Zusammenhängen war die Bekämpfung der Clankriminalität mit „eskalierenden Gewaltdelikten, ausgelöst durch rivalisierende bzw. untereinander streitende kriminelle Clanangehörige“. Der Begriff Clankriminalität ist umstritten, weil er nach Ansicht von Kritikern Menschen mit Migrationshintergrund alleine aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit und Herkunft stigmatisiert und diskriminiert.

Dazu kam die sogenannte Russisch-Eurasische OK, in der schon lange tschetschenische Banden agieren. Der Russland-Ukraine-Krieg habe dabei „die Zusammenarbeit zwischen den kriminellen Netzwerken weder unterbrochen noch zum Erliegen gebracht“. 

Zahlreiche Verbindungen zum Ausland

Besonders im Blick hatte das LKA auch die Rockerkriminalität und die internationale Verschiebung von Autos. „Nach Einschätzung der polnischen Polizei wird der weitaus überwiegende Teil entwendeter Kfz zerlegt und in Einzelteilen“ über das Internet verkauft. Andere Autos werden nach Osteuropa und Asien überführt. 

„Die Organisierte Kriminalität hat stets einen starken internationalen Bezug. In zwei Dritteln der Berliner OK-Komplexe bestanden Verbindungen zum Ausland“, schrieb die Polizei. „Die in Berlin agierenden Tatverdächtigen verfügen über insgesamt 43 Staatsangehörigkeiten.“ 

66 Prozent der Verdächtigen hatten den Angaben zufolge eine ausländische Nationalität, die größten Anteile hatten Polen, gefolgt von Türken, die die Rocker-Szene dominierten, und Ukrainern. 34 Prozent waren Deutsche. 

Hohe Millionenbeträge im Spiel

Der festgestellte Schaden durch die kriminellen Banden betrug rund 57 Millionen Euro. Dabei floss allein der Einbruch in eine Tresoranlage in der 
Fasanenstraße in Charlottenburg mit 45,5 Millionen Euro in die Statistik ein. 

Die Polizei konnte insgesamt Vermögen in Höhe von knapp zehn Millionen Euro beschlagnahmen. Die Kriminellen investierten ihre Gewinne vor allem in Wohnungen und Häuser (rund 21 Millionen Euro), aber auch in Autos, Kryptowährungen und Luxusgüter. 

Hohe Gewaltbereitschaft

Mit vielen Einzelbeispielen zeigte das LKA, wie gewalttätig die Kriminellen oft vorgingen. Waffen wie Pistolen und Messer werden bei den Taten oder zur Einschüchterung von Konkurrenten benutzt. So wollte demnach ein Clanmitglied etwas über einen Bankeinbruch aussagen. „Im Zuge der bevorstehenden Zeugenaussage bei der Polizei wurde diese Person durch die Täter überfallen und hierbei schwer verletzt“, hieß es. Außerdem hätten Verwandte der Täter mehrfach bei der Mutter des Zeugen Drohungen ausgestoßen. 

GdP: Berlin ist Hotspot der organisierten Kriminalität

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) teilte mit: „Das Lagebild zur Organisierten Kriminalität zeigt deutlich, dass unsere Hauptstadt einer der Hotspots für kriminelle Banden ist.“ Vermögen aus Prostitution, Menschen-, Waffen- und Antiquitätenhandel, Schutzgelderpressung, Autoschieberei und vor allem dem Handel mit Drogen werde in den legalen Kreislauf gespült. 

„Deutschland ist und bleibt mit der aktuellen Gesetzeslage ein Geldwäscheparadies und Wohlfühl-Biotop für OK-Gruppierungen jeglicher Art“, hieß es weiter. Nötig seien die Beweislastumkehr bei der Vermögensabschöpfung, Bargeldobergrenzen und mehr Möglichkeiten zur Überwachung.