Festessen Optimismus bei Geflügelhaltern: Heimische Gans gefragt
In der Weihnachtszeit ist sie ein Klassiker in der Küche: die Gans. Auch wenn das deutsche Geflügel seinen Preis hat - Gänsehalter sind überzeugt, dass der Verbraucher die Tradition zum Fest hoch hält.
Jämlitz/Kremmen - Rund um Weihnachten zählt die Gans zu einem beliebten Festessen. Wollen sich die Menschen den Braten für um die 20 Euro je Kilo noch leisten oder sparen sie angesichts des allgemeinen Preisauftriebs am Weihnachtsschmaus? Geflügelhalter sind optimistisch, dass die deutsche Gans nach wie vor gefragt ist.
„Im Moment gibt es eine rege Nachfrage“, sagte Mirko Pabel vom Vorstand des Geflügelwirtschaftsverbandes Brandenburg. Die Saison der Gänsehalter geht traditionell zum Martinstag, dem 11. November, richtig los.
Eine frische Gans aus Freilandhaltung kostet laut Verband deutschlandweit zwischen 18 und 21 Euro pro Kilo im Einzelhandel. Die Preise, die regional unterschiedlich sind, liegen auf Vorjahresniveau, wie Pabel sagte.
Für Geflügelzüchterin Heike Flieger aus Jämlitz (Spree-Neiße-Kreis) nahe der polnischen Grenze ist klar: „Man kann die Preisspirale nicht nur nach oben drehen.“ Sonst blieben die Kunden weg, die bei ihr Gänse und Enten im Hofverkauf bekommen. „Dann gehen die in den Supermarkt, wo es billiger ist“, meinte Flieger. Auf ihrer Geflügelfarm werden vor Weihnachten um die 1500 Gänse geschlachtet.
Im vergangenen Jahr habe sie die Preise angesichts gestiegener Kosten für Energie, Kraftstoff und Futter deutlich angehoben, dieses Jahr koste die Gans bei ihr aber 50 Cent je Kilo weniger. „Man muss die Balance halten“, sagte Flieger. Die Futterkosten seien in diesem Jahr auch wieder etwas nach unten gegangen.
Pro Kilo verlangt sie in diesem Jahr 16 Euro. Zum Vergleich: 2021 waren es rund 14,50 Euro, 2022 dann kam der Sprung auf 16,50 Euro. Für einen Vier-Personen-Haushalt sei schon eine Gans mit um die vier Kilo nötig, rät sie Landwirtin, deren Mutter bereits 1960 eine Gänsezucht gegründet hatte.
Auf dem Hof von Malte-Sören Voigts in Kremmen (Kreis Oberhavel) kostet die frische Gans 18,90 je Kilo - soviel wie im Vorjahr. „Ich erwarte eine gute Saison. Wir sind ganz optimistisch“, erzählte er. Die Bestellungen seien gut angelaufen. 10.000 Tiere werden in seinem Betrieb in Kremmen gemästet. Da die Futtermittelpreise leicht gesunken seien, werde der Verkaufspreis nicht angehoben.
Mit Sorge beobachteten die heimischen Gänsehalter die Preise für ausländisches Geflügel, das weitaus günstiger angeboten werde, sagte Pabel vom Geflügelwirtschaftsverband. „Aber wir versuchen uns mit Qualität und artgerechter Tierhaltung durchzusetzen.“ Bislang sei keine große Kaufzurückhaltung zu spüren. „Die Verbraucher essen ja nicht fünf Gänse, sondern bereiten eine Gans zu, und die soll dann auch eine ordentliche sein.“ In Brandenburg werden nach Pabels Schätzung etwa 100.000 bis 120.000 Gänse gehalten.
Der Ursprung des Gänsebratens geht auf den katholischen Brauch der Martinsgans zurück, die vor Beginn der adventlichen Fastenzeit am 11. November gegessen wird. Am Heiligabend endet diese Zeit, und es kommt wieder eine Gans als Festtagsbraten auf den Tisch.
Der Brauch soll damit zusammenhängen, dass der Martinstag früher auch der Termin zur Ablieferung der Pacht war. Die Gans war eine Form der Pachtzahlung. Der Sage nach landen die Gänse aber zur Strafe auf dem Teller. Martin soll sich im Jahr 371 aus Angst vor seiner Wahl zum Bischof in einem Gänsestall versteckt haben. Doch das Federvieh verriet ihn mit aufgeregtem Geschnatter.