1. MZ.de
  2. >
  3. Panorama
  4. >
  5. Nur Rassehunde beliebt: Nur Rassehunde beliebt: Thailänder sollen hässliche Tiere adoptieren

Nur Rassehunde beliebt Nur Rassehunde beliebt: Thailänder sollen hässliche Tiere adoptieren

24.09.2015, 06:59
Dieser Straßenhund wartet in Bangkok auf seine Adoption.
Dieser Straßenhund wartet in Bangkok auf seine Adoption. dpa Lizenz

Bangkok - Sie sind überall: groß, klein, schlammfarben und krummbeinig, manchmal unterernährt, verkrüppelt oder räudig. Hunderttausende Streuner machen Thailands Straßen unsicher. Sie wühlen in Müllbergen, schlafen zu Dutzenden unter Brücken oder am Straßenrand. Eines sind die sogenannten „Soi Dogs“ (dt. Straßenhunde) selten: knuddelig. Ein Happy End gibt es für die wenigsten von ihnen.

Rocket bellt und jault und kratzt an seinem Käfig. Er hat Angst. Zusammen mit drei anderen ehemaligen Streunern wartet er auf einem Flughafen in der Hauptstadt Bangkok in seinem Transportkäfig. Für die Hunde geht es nach Los Angeles, 20 Stunden dauert die Reise. Begleitet werden sie von Emilie Bernie, Gründerin der US-Tierhilfeorganisation Life Animal Rescue. „Diese Hunde haben im Ausland eine viel bessere Chance, neue Besitzer zu finden als in Thailand“, sagt sie. Durchschnittshunde wie diese vier wolle hier niemand.

„Ich habe mich auf den ersten Blick in Noshi verliebt“, sagt die deutsche Studentin Katharina Tesch über ihren adoptierten „Soi Dog“. Tesch entdeckte Noshi vor einem Jahr in einem Tierheim auf der Urlaubsinsel Phuket. „Er war so klein und runzelig, aber auch sehr süß“, sagt die 24-Jährige. Noshi wurde gerettet als er nur wenige Tage alt war. Seine Mutter war vergiftet worden. Das ist zwar verboten, aber für viele Einheimische trotzdem eine weit verbreitete Methode, der Hundeplage Herr zu werden.
Die Impfungen und der Papierkram für die Adoption dauern im Schnitt drei Monate, und für den Transport des neuen Lieblings in seine neue Heimat geben die Adoptivherrchen und -frauchen bis zu 900 Euro aus.

Hunderttausende Streuner

Über solch teure Tierliebe können viele Thailänder nur den Kopf schütteln: Er liebe Hunde, sagt etwa der 24-jährige Mediendesigner Chaowat Sittisak. Aber: 900 Euro, das sei etwa das doppelte seines Monatsgehalts. „So viel für einen Straßenhund auszugeben, macht keinen Sinn.“ Der Tierfreund in ihm findet es trotzdem gut, dass die Hunde ein neues Zuhause finden. „Sie brauchen diese Hilfe.“

Sorawit Thaneto von der Behörde für Vieh und Tierzucht (DLD) schätzt, dass es etwa 720.000 Streuner in Thailand gibt. Und jedes Jahr werden es mehr. Die Tiere vermehren sich, werden ausgesetzt, und es gibt genügend Lebensmittelabfälle zum Fressen für sie.

Lesen Sie im nächsten Abschnitt, wie eine Britin Hunde vor dem Kochtopf rettete.

In den Tierheimen landen nur Hunde, die behindert oder krank sind oder aus anderen Gründen nicht auf der Straße überleben können. Zudem Vierbeiner, die vor dem Kochtopf gerettet wurden - denn Hundefleisch ist in Teilen Chinas und Südostasiens beliebt. Im buddhistischen Thailand werden Hunde in der Regel nicht eingeschläfert - sie bleiben im Tierheim, bis sie sterben oder adoptiert werden.

Ausländer seien eher willig, Tiere aus dem Heim aufzunehmen, sagt Christy Baker von der „Soi Dog Foundation“ in Phuket. Die Spenden, die Tierschützer für ihre Hilfe bei der Adoption erhalten, werden unter anderem für Sterilisationsprogramme verwendet. In Thailand ist es relativ einfach, einen Hund aus dem Tierheim zu adoptieren, auch ins Ausland. Tausende Hunde fanden bislang eine neue Heimat im Ausland, vor allem in Europa und Nordamerika. Etwa 700 im Jahr werden so adoptiert, schätzen Helfer.

„Die Leute dachten, ich sei verrückt“, erzählt die Britin Lorraine Hepburn von den ersten Reaktionen, als sie vier Hunde aus Thailand aufnahm. Drei von ihnen waren nur knapp dem Kochtopf entgangen. „Aber ich wollte ihnen die Chance auf ein Leben geben.“

Tausende Hunde warten in den privaten und staatlichen Tierheimen, die aus allen Nähten platzen, auf neue Besitzer. „Man kann nur so viele retten“, sagt Bernie von Life Animal Rescue. Die vier Hunde, die nun ins Flugzeug verladen werden, hat sie zufällig ausgewählt. „Diese Hunde haben irrsinnig viel Glück - es ist, als ob sie im Lotto gewonnen hätten“, sagt die Tierschützerin. (dpa)

2005 war der Chinesische Schopfhund Sam aus Kalifornien der hässlichste Hund der Welt.
2005 war der Chinesische Schopfhund Sam aus Kalifornien der hässlichste Hund der Welt.
dpa Lizenz
Straßenhunde nein, Rassehunde gern: aufgebrezelter Hund bei einer Schau in Bangkok.
Straßenhunde nein, Rassehunde gern: aufgebrezelter Hund bei einer Schau in Bangkok.
dpa Lizenz
Dieser thailändische Hund fährt auf dem Rad mit.
Dieser thailändische Hund fährt auf dem Rad mit.
dpa Lizenz