Norwegen Norwegen: Heyerdahls Enkel bei neuer Kon-Tiki-Expedition dabei

Oslo/dpa. - Fast 60 Jahre nach der legendären Pazifik-Expeditiondes Norwegers Thor Heyerdahl mit der «Kon-Tiki» wollen dessen EnkelOlav und fünf weitere wagemutige Wikinger-Nachfahren erneut mit einemBalsamfloß von Peru in die Südsee segeln. Beim geplanten Start inLima am 28. April nächsten Jahres soll beim etwa hunderttägigenOzean-Turn bis Polynesien und Tahiti genau wie 1947 ein Papagei anBord für Unterhaltung sorgen.
Die sechs Skandinavier machten bei der Vorstellung ihrer Pläne imOsloer Kon-Tiki-Museum aber auch klar, dass die Nachahmung derOriginalexpedition des 2002 im Alter von 87 Jahren gestorbenen ThorHeyerdahl kein Ziel in sich ist. Deshalb erhält das Balsafloß mit«Tangaroa» (nach einem polynesischen Seegott) auch einen anderenNamen.
Heyerdahl Senior hatte sich mit seiner heute als Museumsstück zubestaunenden «Kon-Tiki» über den Pazifik treiben lassen, weil erbeweisen wollte, dass die Vorfahren der Polynesier auf dem Seeweg ausAmerika gekommen waren oder wenigstens gekommen sein konnten.Letzteres gelang ihm. Der Enkel und seine Crew werden ihr Floß selbstaktiv steuern, wesentlich schneller sein sowie zur Dokumentationihres Abenteuers modernste Kommunikationstechnik einschließlichSatelliten nutzen. Und sie wollen keine archäologischen Hypothesenuntermauern.
«Wir wollen, dass Schüler und andere Jugendliche das Floß und dieAktivitäten darauf im Internet verfolgen können», sagte ProjektchefLars Ebbesen. Die Kosten von 6,2 Millionen Kronen (750 000 Euro) sindunter anderem durch staatliche Zuschüsse gesichert. «Das Ganze isteine gewaltige Herausforderung», freute sich der norwegischeUmweltminister Knut Arild Hareide bei der Vorstellung der Expeditionin dem am malerischen Oslofjord gelegenen Kon-Tiki-Museum. In derHoffnung auf publikumswirksame Werbung für ihre Aktivitäten hat auchdie UN-Umweltorganisation UNEP mit dem deutschen GeneraldirektorKlaus Töpfer Geld locker gemacht.
1947 dauerte die 8000 km lange Ozeanüberquerung 101 Tage. Die neueWikinger-Generation hat «allerhöchstens 101 Tage» veranschlagt undwill dabei nach Polynesien auch noch Tahiti anlaufen. Das Motto laute«so viel wie möglich von Thor Heyerdahls Pioniergeist», war in Oslozu hören. Den Nachahmern ist aber auch klar, dass sie nicht wie ihrVorbild durch die Ozeanüberquerung mit einem Schlag weltberühmtwerden können. «Wir werden nicht mal in die Nähe der Großtat kommen,die Thor und seine Leute 1947 vollbracht haben», meinte mit viel Sinnfür Realismus der wissenschaftliche Expeditionschef Dag Oppen-Berntsen.