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Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Rentner gesteht Bluttat von Schwalmtal

18.08.2009, 16:56
Eine Blutlache ist am Mittwoch in Schwalmtal am Tatort zu sehen. Bei einem Amoklauf in der niederrheinischen Kleinstadt sind drei Menschen getötet worden und einer schwer verletzt. (FOTO: DPA)
Eine Blutlache ist am Mittwoch in Schwalmtal am Tatort zu sehen. Bei einem Amoklauf in der niederrheinischen Kleinstadt sind drei Menschen getötet worden und einer schwer verletzt. (FOTO: DPA) dpa

SCHWALMTAL/DÜSSELDORF/DPA. - Hintergrund sei der Streit um das zurZwangsversteigerung stehende Haus seiner Tochter gewesen.

Der 71-Jährige hatte am Dienstagnachmittag zwei Rechtsanwälte (70und 38) sowie einen Gutachter (48) erschossen, berichteten Polizeiund Staatsanwaltschaft am Mittwoch in Düsseldorf. Ein zweiterGutachter (50) konnte sich von zwei Kugeln getroffen aus dem Hausretten. Der Tat waren jahrelange Scheidungsquerelen der Tochter desRentners vorangegangen. Gegen den 71-Jährigen, der aus unmittelbarerNähe zehn Schüsse auf seine Opfer abfeuerte, soll Haftbefehl wegendreifachen Mordes und Mordversuchs beantragt werden. Derzeit gilt erallerdings als verhandlungsunfähig.

Dem Rentner hatte die Zwangsversteigerung des Hauses seinerTochter und seines Ex-Schwiegersohnes zu lange gedauert. Er habe «einZeichen setzen wollen, dass man so mit ihm und seiner Verwandtschaftnicht umgehen kann», berichteten die Ermittler. Er habe die Personenbestrafen wollen, die für das langwierige Verfahren verantwortlichseien. Der 71-Jährige habe ein «sehr deutliches Weltbild über das,was für ihn Recht und Ordnung ist». Er sei nicht Miteigentümer desHauses, habe es aber mit viel eigener Muskelkraft für seine Tochterund deren Familie renoviert und umgebaut.

Der Schütze war bereits als gewalttätig und psychisch auffälligbekannt. Weil er vor drei Jahren Verwandte mit einem Baseballschlägerzusammengeschlagen haben soll, war er wegen gefährlicherKörperverletzung angeklagt worden. Zu einem Prozess kam es abernicht, weil dem Rentner Verhandlungsunfähigkeit attestiert wordenwar.

Zu dem Termin, bei dem der Wert des Hauses geschätzt werdensollte, war der Schütze schon am Tag zuvor mit einer Pistole und 100Schuss Munition im Gepäck nach Schwalmtal gereist. Bei dem Treffen amDienstag habe er im engen Hausflur ohne Vorwarnung plötzlich dasFeuer eröffnet und das Magazin seiner Waffe leer geschossen.

Um sicherzugehen, dass seine Opfer tatsächlich tot sind, habe erdie Waffe nachgeladen und erneut drei Schüsse abgefeuert, berichtetePolizeidirektor Jürgen Schneider. Anschließend habe er die PistoleKaliber Neun Millimeter im Dachgeschoss des Hauses versteckt und miteinem weißen Hemd am Fenster des Hauses seine Aufgabe signalisiert.

Nachdem er anfänglich behauptet habe, spontan geschossen zu haben,habe er später eingeräumt, die Tat geplant zu haben. In seinerVernehmung habe der Mann keine Reue gezeigt: «Er glaubt, damit einZeichen gesetzt zu haben.» «Mein Ex-Schwiegervater hat mir mehrfachmit Mord gedroht», zitiert die «Westdeutsche Zeitung» den Mann, indessen Haus sich die Bluttat abgespielt hatte.

Auch die Ehefrau (69) des Rentners, dessen Bruder und die Tochter(44) waren zur Tatzeit im Haus. Die Tochter hatte noch per Handy übereinen Bekannten die Polizei alarmiert. Die Opfer seien nachderzeitiger Lage sofort tot gewesen.

Die Tochter und die Ehefrau des Rentners wurden als Beschuldigtevernommen. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Frauen vondem Plan des Mannes gewusst haben. Nach der Bluttat war die Polizeiam Dienstag zunächst von einem Amoklauf ausgegangen und hatte dasHaus mit 200 Polizisten weiträumig abgeriegelt. Als sich der Rentnernach drei Stunden ergab, konnte er festgenommen werden. Im Hausstießen Spezialeinheiten dann auf zwei Leichen, nachdem ein Opferbereits aus dem Flur vor das Haus gestürzt war.