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Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: Polizei rätselt über Mädchen im Gullyschacht

16.09.2009, 14:05
Beamte der Mordkommission der Mettmanner Polizei sitzen in Velbert in einer Pressekonferenz. (FOTO: DPA)
Beamte der Mordkommission der Mettmanner Polizei sitzen in Velbert in einer Pressekonferenz. (FOTO: DPA) dpa

Mettmann/Velbert/dpa. - Bislang gebe es keinen Hinweis, wer die neunjährige Kassandra in den Schacht geworfen habe, noch sei der Tatverlauf geklärt, berichtete die Polizei in der KreisstadtMettmann am Mittwoch. Hinweise auf ein Sexualdelikt gebe es nicht,sagte der Leiter der Mordkommission, Wolfgang Siegmund. Das Mädchensei vollständig bekleidet gewesen.

Die Schülerin habe mit schweren Verletzungen und deutlicherUnterkühlung offenbar mehrere Stunden in rund 1,50 Meter Tiefe in demSchacht gelegen. Der Kanal sei mit einem 30 bis 40 Kilogramm schwerenGully-Deckel verschlossen gewesen. Kassandra war in der Nacht zumDienstag von einem Spürhund in dem Schacht ganz in der Nähe ihresElternhauses gefunden worden.

Weil das Kind in einer Essener Klinik in ein künstliches Komagelegt wurde, konnte es noch nicht angehört werden. Das Mädchenschwebe nicht mehr in Lebensgefahr, ihr Zustand sei stabil, sagteSiegmund. Dieser Fall «hat uns erschreckt», gab der erfahreneErmittler zu, der von einem «Martyrium» für Kassandra sprach. «Nach10, 15 oder 20 Stunden wäre das Kind verstorben.» Wegen des starkenRegens hätte das Mädchen ertrinken können.

Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt aus Wuppertal wertete dasgrausame Verbrechen als versuchtes Tötungsdelikt. Da der schwereGully-Deckel wieder auf den Schacht gelegt worden sei, müsse derTäter davon ausgegangen sein, dass das Kind in seiner aussichtslosenLage stirbt.

Bei der Suche nach dem Motiv tappen die Ermittler im Dunkeln. JedeTat habe einen Grund, sagte Siegmund. «Mir erschließt sich dieserGrund im Moment absolut nicht.» Ein Jugendlicher, der in diesemZusammenhang genannt worden sei, sei befragt worden. Gegen ihnbestehe kein Tatverdacht, betonte der Ermittler.

Das Mädchen sei am Montag in einen Jugendtreff gegangen, in dem esan diesem Nachmittag das einzige Kind gewesen sei, berichteten dieErmittler. Die drei anwesenden Betreuer hätten nicht mitbekommen,wann und wie die Neunjährige wieder gegangen sei. Zuletzt sei siedort gegen 17.30 Uhr gesehen worden. Weil Kassandra nicht nach Hausekam, starteten die Eltern eine Suchaktion und schalteten am Abend diePolizei ein. In dem Schacht entdeckt wurde die Neunjährige erst nach1.00 Uhr in der Nacht.