Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen: 600 Rocker kommen zum Prozess nach Münster

Münster/dpa. - Sie sollen den 47 Jahre alten Motorradhändler im Mai diesesJahres in seinem Geschäft im münsterländischen Ibbenbüren (Nordrhein-Westfalen) mit mehreren Schüssen niedergestreckt haben. Zum Auftakt der Verhandlung, die nach Verlesung der Anklage nach knapp einer halben Stunde beendet war, kamen etwa 600 Rocker beider Lager aus ganz Deutschland nach Münster.
Die beiden Angeklagten kündigten vor Gericht an, sich nicht zu denVorwürfen äußern zu wollen. Die Staatsanwaltschaft hatte bereits imVorfeld von einem «reinen Indizienprozess» gesprochen.
Am Vormittag bezogen Hundertschaften der Polizei, die auch ausanderen Teilen Nordrhein-Westfalens nach Münster beordert wordenwaren, Stellung vor dem Landgericht und sicherten dieHauptverkehrsadern. Beide Gruppen wurden über getrennte Eingänge indas Gerichtsgebäude und zeitlich versetzt in den Saal geführt.
Nach Ende der kurzen Verhandlung, in deren Verlauf der Richter dieBesucher zur Ruhe mahnen musste, wurden sie zu den Parkplätzengebracht. «Bis jetzt ist alles gut gegangen», resümierteGerichtssprecher Benedikt Vieth, kurz nachdem die Rocker das Gebäudeverlassen hatten.
Die beiden Clubs gehören zu den mitgliederstärksten in Deutschlandund lieferten sich in der Vergangenheit immer wieder teils blutigeAuseinandersetzungen. Es geht um organisierte Kriminalität, Waffen-und Drogenhandel und darum, wer in welcher Region das Sagen hat.
Den Ausführungen der Staatsanwaltschaft zufolge fuhren der 48Jahre alte Angeklagte aus Bremen und der 36-Jährige aus Wallenhorstbei Osnabrück (Niedersachsen) am 23. Mai zum Motorradladen desspäteren Opfers. Wahrscheinlich habe der jüngere der Angeklagten dasGeschäft betreten und das Opfer mit fünf Schüssen getötet, sagteStaatsanwalt Stefan Lechtape. Der Mann erlag noch in seinem Geschäftden schweren Verletzungen.
Er hinterlässt eine Frau und zwei Kinder im Alter von fünf undsechs Jahren. Die Frau trat als Nebenklägerin auf. Ihr Anwalt JürgenKnecht sagte, er gehe nicht davon aus, dass seine Mandantin in dieDauerfehde zwischen «Bandidos» und «Hells Angels» mit hineingezogenwerde. Normalerweise würden Familienangehörige nicht behelligt.
Für den Prozess hat das Gericht 19 weitere Verhandlungstageanberaumt. Mit dem Urteil wird im April 2008 gerechnet. Der Prozesswird an diesem Donnerstag fortgesetzt.