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Vorstandswahl Niedersachsens Grüne haben neue Parteispitze

Neuer Kurs für die niedersächsischen Grünen: Nach einer ernüchternden Bundestagswahl setzt die Partei auf Verjüngung. Die neue Parteispitze teilt gleich zu Beginn ordentlich aus.

Von Kilian Genius, dpa Aktualisiert: 22.03.2025, 21:44
Garlichs (l) und Strautmann wollen die niedersächsischen Grünen in die Kommunalwahlen 2026 und Landtagswahl 2027 führen.
Garlichs (l) und Strautmann wollen die niedersächsischen Grünen in die Kommunalwahlen 2026 und Landtagswahl 2027 führen. Michael Matthey/dpa

Celle - Jung, grün und angriffslustig: So zeigt sich die neue Parteispitze der niedersächsischen Grünen in Celle. Die 28 Jahre alte Greta Garlichs aus Hannover wurde als Vorsitzende wiedergewählt. Sie führt die Partei seit zwei Jahren und kam auf knapp 78 Prozent der Stimmen. 

Ihr neuer Co-Vorsitzender ist der 25 Jahre alte Maximilian Strautmann aus Osnabrück. Auch er war als Beisitzer schon Teil des Vorstands und bekam knapp 55 Prozent der Stimmen. Er tritt die Nachfolge von Alaa Alhamwi an, der in den Bundestag einzieht. Insgesamt fünf Bewerbungen lagen für den Parteivorsitz vor.

Garlichs nutzte ihre Bewerbungsrede, um gegen den CDU-Chef auszuteilen: „Wir sind das Gegenmodell zu einem Friedrich Merz, dessen Wort keine drei Stunden hält, der sich einfach an die Macht gelogen hat.“ Strautmann sagte, gerade jetzt, wo die Kurzsichtigkeit im Bund wieder regiere, brauche es seine Partei. „An uns Grünen kommt niemand vorbei, egal ob in Regierung oder Opposition.“

Garlichs will mit dem Landesverband „überall in Niedersachsen so präsent sein wie nie zuvor“. Vor allem will sie die Partei angesichts des starken Mitgliederzuwachses professionalisieren. Vor zwei Jahren zählte die Partei nach eigenen Angaben rund 12.500 Mitglieder, mittlerweile sind es mehr als 17.000. 

Grüne Jugend stellt sich hinter neuen Vorstand

„Ich finde es gut, dass man junge Menschen in große Positionen bringt“, sagte die Sprecherin der Grünen Jugend in Niedersachsen, Yola Kreitlow, der Deutschen Presse-Agentur. „Sie sind schon lange in der Partei aktiv und bringen genügend Know-how mit.“

Geht es nach Kreitlow, müssen junge Menschen im niedersächsischen Landesverband künftig noch mehr gehört und eingebunden werden. Außerdem müssten die Grünen stärker auf linke Stimmen eingehen. „Man hat es ja bei der Bundestagswahl gesehen, dass viele von den Grünen zur Linken gegangen sind. Wir müssen wieder zurück zu Themen wie Klima, Feminismus und ÖPNV kommen.“

„Mackertum“ und „Alpha-Männer“

Bei der Bundestagswahl blieben die Grünen deutlich hinter ihren Erwartungen: Die Partei sackte bundesweit ab auf 11,6 Prozent, in Niedersachsen waren es 11,5 Prozent. „Klar wollten wir mehr“, sagte die Bundesvorsitzende Franziska Brantner. Man habe wieder Regierungsverantwortung übernehmen wollen. „Das hat leider nicht geklappt und das tut auch weh.“

Nun übernehme man Verantwortung für Deutschland aus der Opposition heraus, sagte Brantner. Die Partei habe eine ehrliche Analyse vorgenommen und wolle diese beim Länderrat am 6. April in Berlin vorlegen. Für Selbstkritik blieb in Celle wenig Zeit, Brantner nahm sich in ihrer Rede vor allem Union und SPD vor.

Die mögliche schwarz-rote Koalition versprühe keinerlei Aufbruchsstimmung. „Sie ist schlechter gelaunt, als es die Ampel jemals war.“ Statt Visionen gebe es Achselzucken, Kleinmut treffe auf Hochmut. „Und das ausgerechnet in Zeiten, die eigentlich Größe bräuchten.“ Brantner warf der Union „Mackertum“ vor und sprach von „lauten Alpha-Männern“. Ihnen fehle der Mumm, echte Probleme entschlossen anzugehen, schimpfte Brantner.

Ministerin zieht Bilanz – „mehr auf die Kacke hauen“

Echte Probleme, etwa die Energiekrise oder das Weihnachtshochwasser 2023, habe man hingegen in Niedersachsen bewältigt, sagte Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg. Nach zweieinhalb Jahren Rot-Grün stellte sie sich und der Landesregierung ein gutes Zwischenzeugnis aus. „Wir haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass wir sturmfest sind und dass wir dabei auch schwierige Debatten überhaupt nicht scheuen.“

Besonders für die Krise bei Volkswagen wurden die Landesregierung und Hamburg als VW-Aufsichtsrätin scharf kritisiert. Doch es gebe allen Grund, selbstbewusst in die zweite Halbzeit der Legislaturperiode zu gehen, sagte Hamburg. „Wir haben auch echt noch viel vor und viele dicke Bretter zu bohren.“ Dafür bekam die Ministerin langanhaltenden Applaus.

Die Grüne Jugend sieht Verbesserungsbedarf. „Ich denke, dass die grünen Ministerinnen und Minister noch ein bisschen mehr auf die Kacke hauen könnten“, sagte Kreitlow. „Aber wir sind in Niedersachsen mit einer rot-grünen Landesregierung auch sehr privilegiert. Wenn wir uns mit Schwarz-Grün rumschlagen müssten, würde vieles schlimmer aussehen.“