Niedersachsen Niedersachsen: Partybeleuchtung löst UFO-Welle aus

Hannover/ddp. - Er war sich sicher: Was da am Nachthimmel stand, war keineoptische Täuschung. Es konnten nur UFOs sein.
Doch so spektakulär die Erscheinung war, so simpel ist dieErklärung, um was es sich tatsächlich handelte. Was Rainer B. amHimmel sah, war buchstäblich nichts als «heiße Luft»: Gut einen Metergroße Ballons aus Reispapier, sogenannte Asiatische Himmelslaternen.Die sind der Renner in der diesjährigen Sommerfeier-Saison und werdenauf vielen Veranstaltungen in Norddeutschland eingesetzt.
Seit Pfingsten wird dem Centralen ErforschungsnetzAußergewöhnlicher Himmelsphänomene (CENAP) in Mannheim immer wiedervon den merkwürdigen Himmelserscheinungen berichtet. «Das glaubteinem keiner, wenn man erklärt, dass das nur Partybeleuchtungensind», sagt Werner Walter, der seit 30 Jahren bei der CENAP arbeitetund UFO-Meldungen entgegennimmt. Eine solche «UFO-Sichtungswelle» wiejetzt habe er noch nie erlebt.
Wirklich freuen kann sich der UFO-Experte nicht über die vielenMeldungen. «So langsam geht mir das richtig auf die Nerven», sagtWalter, der auch das deutsche UFO-Meldetelefon betreibt. Alleine aneinem Wochenende seien rund 30 Meldungen aus ganz Deutschland überangebliche UFO-Sichtungen bei ihm eingegangen. Seit Pfingsten wurdenbereits 90 Fälle gemeldet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2006 warenes nur 70. «Das, was die Leute beschreiben, ist immer dasselbe», sagtWalter. Immer werde von mehreren, leuchtenden Objekten berichtet, diesich in einer bestimmten Höhe befinden und langsam bewegen.
Die «Asiatischen Himmelslaternen» sind bis zu 120 Zentimeter hochund funktionieren nach dem Ballonprinzip. In der Reispapierhüllebefindet sich ein Drahtgestell, auf dem eine Kerze steht. Diese heiztdie Luft in der Fackel so an, dass sie in der kalten Nachtluft in biszu 500 Meter Höhe aufsteigt.
Kein Wunder, dass viele aufgeregt auf die Himmelserscheinungen inForm von Reispapier reagieren. So auch Rainer B. «Der Mann war totalaufgelöst, als er bei mir anrief», erinnert sich der UFO-Experte.«Ich hab ihn gar nicht beruhigen können.» Ein Problem sei, dass vieleMenschen dächten, man verschweige ihnen etwas. »Der Mythos der Area51 hat sich in den Köpfen vieler Menschen verfestigt«, sagt Walter.Viele erzählen ihm auch, dass sie sich an den Spielberg-Film«Unheimliche Begegnung der Dritten Art» erinnert fühlten.
Die Partybeleuchtungen verkaufen sich nach Angaben von Walterschnell in der ganzen Republik. Die Firma Flammea bietet dieHimmelslaternen seit 2006 an. »In diesem Jahr haben wir vermehrtNachfragen«, sagt Mitarbeiterin Nicole Schäfer. Vor allem durchMund-zu-Mund-Propaganda seien viele auf das Produkt aufmerksamgeworden. Doch für sie ist die große Verbreitung kein Wunder:»Schließlich sind die Fackeln einfach schön und romantisch.»
UFO-Forscher Walter hingegen wäre nur froh, wenn er nachts nichtständig besorgte Himmelsbeobachter beruhigen müsste: «Privat würdeich mir wünschen, dass man die Dinger verbietet. Aber da sie keineGefährdung darstellen, wird das wohl kaum möglich sein.» Somit bleibtWalter nur die Hoffnung auf den Herbst, wenn die Partys im Freienvorbei sind, und keine Reispapierballons mehr in den Himmelaufsteigen.