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Niedersachsen Niedersachsen: Lebenslange Haft für die «schwarze Witwe»

03.07.2008, 12:25
Die «Schwarze Witwe» ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Göttingen sprach die 69-Jährige für die Mordserie an vier älteren Männern schuldig. (Foto: dpa)
Die «Schwarze Witwe» ist zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Landgericht Göttingen sprach die 69-Jährige für die Mordserie an vier älteren Männern schuldig. (Foto: dpa) dpa

Göttingen/dpa. - Nach Überzeugung der Richter hatte es die 69 Jahre alte Ex-Prostituierte ausBodenfelde (Niedersachsen) auf das Vermögen der Opfer abgesehen undSiggi S. beauftragt, die Senioren in den Jahren 1994 bis 2000 zutöten. Die Richter stellten die «besondere Schwere der Schuld fest».Lydia L. kann deshalb nicht damit rechnen, nach 15 Jahren in dieFreiheit entlassen zu werden.

Siggi S. wurde für drei Morde und einen Totschlag verurteilt.Lebenslang blieb ihm erspart, weil er nach Überzeugung des Gerichtspsychisch von Lydia L. abhängig und damit nicht vollständigschuldfähig war. Der 53-Jährige hatte die Taten gestanden. Lydia L.bestritt bis zuletzt ihre Schuld.

Für das Gericht stehe fest, dass die beiden Angeklagten zusammenviermal getötet haben, sagte der Vorsitzende Richter Dirk Amthauer.Die Ex-Prostituierte hatte die Männer über Anzeigen kennengelernt undihnen eine gemeinsame Zukunft vorgegaukelt. «Männer waren für sienichts anderes als Geldquellen», sagte der Richter. Der Beiname«Schwarze Witwe» wurde Lydia L. in Anlehnung an Spinnen-Weibchenverpasst, die die kleineren Männchen regelmäßig nach der Begattungfressen.

Um an das Vermögen der Rentner zu kommen, habe sie die Opfer mitTabletten betäubt, die sie unter Erbsensuppe mischte. In allen Fällenhabe Lydia L. ihren Gehilfen beauftragt, die Opfer zu ersticken unddie Leichen anschließend zu beseitigen. Siggi S. hatte zwei Leichenan Straßenrändern in Südniedersachsen und Nordthüringen angezündetund einen Toten in dessen eigenen Garten vergraben. Beim viertenOpfer hatte ein Arzt einen natürlichen Tod festgestellt.

Insgesamt habe die ehemalige Prostituierte von älteren Herren mehrals 500 000 Euro kassiert, sagte Amthauer. Eines der Opfer hatte siekurz vor dessen Tod sogar noch geheiratet. Bis heute bezieht sie eineWitwenrente. Die Rente eines der anderen Mordopfer kassierte sie nachdem Tod des Mannes, indem sie das Geld mit Hilfe einer gefälschtenUnterschrift auf ihr Konto leitete.

Dass der arbeitslose Siggi S. die Mordaufträge ausführte, erklärtedas Gericht mit einer «pathologischen Abhängigkeit» des Mannes vonLydia L. Er sei «ein Gescheiterter», der mit dem Leben nichtzurechtkam. Er habe Angst gehabt, dass die frühere Prostituierte, aufderen Grundstück in Bodenfelde an der Oberweser er lebte, ihn davonjagte, sagte der Richter.

Nach viereinhalb Monaten Prozessdauer und 27 Verhandlungstagen kamdas Schwurgericht zu einer ähnlichen Bewertung der spektakulärenMordserie wie die Staatsanwaltschaft. Diese hatte für die 69-Jährigeauf lebenslang und für Siggi S. auf 15 Jahre Haft plädiert. DerAnwalt der «Schwarzen Witwe» hatte Freispruch verlangt, weil Lydia L.von den Verbrechen ihres Mitangeklagten nichts gewusst haben will