Niederlande Niederlande: Türkisches Flugzeug bei Amsterdam abgestürzt

Amsterdam/dpa. - In unmittelbarer Nähe von Wohnhäusern und einerstark befahrenen Autobahn ist am Mittwoch bei Amsterdam eintürkisches Flugzeug mit 134 Menschen an Bord auf einen Acker gestürztund in drei Teile zerbrochen. Neun Insassen kamen ums Leben - unterihnen die beiden Piloten und ein Ausbildungspilot. 86 Menschen wurdenverletzt, etliche von ihnen schwer. Sechs von ihnen schwebten amAbend noch in Lebensgefahr.
Die Maschine vom Typ Boeing 737-800 der Gesellschaft TurkishAirlines befand sich im Anflug auf den Amsterdamer FlughafenSchiphol. Den Tod der drei Piloten im Cockpit gab am Abend dertürkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan bekannt. Dieniederländischen Behörden hatten zunächst nur von dreitoten Besatzungsmitgliedern gesprochen. Die Leichen seien zunächst imZusammenhang mit der Suche nach der Unglücksursache an Bord gelassenworden. Sie wurden dann am Abend aber aus dem Cockpit geborgen,wie ein dpa-Fotograf an der Absturzstelle beobachtete.
Zunächst hatte die türkische Regierung in Ankara unter Berufungauf die Fluggesellschaft erklärt, alle Passagiere undBesatzungsmitglieder hätten das Unglück überlebt. Schon wurde vom«Wunder von Holland» ähnlich der geglückten Notlandung auf dem NewYorker Hudson River gesprochen. Zwar stellte sich dann heraus, dasses doch Tote und sehr viele Verletzte gab. Aber es überlebtenimmerhin 125 Menschen.
Die Maschine mit der Flugnummer TK 1951 war am Morgen kurz nach8.00 Uhr von Istanbul aus gestartet. Nach der vorausberechnetenFlugzeit sollte das Flugzeug um 10.31 Uhr - neun Minuten vor deroffiziellen Ankunftszeit - in Schiphol landen. Kurz vorher jedoch kames zu dem Unglück. Zu dem Zeitpunkt herrschte in der Region keine fürdie Jahreszeit ungewöhnliche Witterung, hieß es am Airport. Zuvor warin türkischen Medien von schlechter Sicht die Rede gewesen.
Schon Minuten nach dem Absturz waren die ersten Rettungswagen zurStelle. Glück im Unglück hatten die Passagiere, weil die Maschinenach dem Aufprall nicht in Flammen aufging. Die Retter konntendeshalb sofort mit Spezialgeräten die Absturzstelle erreichen und dieVerunglückten aus dem Wrack befreien. Ein Triebwerk wurde bei demAufprall abgerissen. Spekulationen, dass dem Flieger möglicherweiseder Treibstoff ausging, wurden nicht bestätigt.
Luftfahrtexperten schlossen nicht aus, dass der Pilot wegentechnischer Probleme auf dem Feld notlanden wollte. Augenzeugenberichteten allerdings, dass zunächst die Landung auf dem AirportSchiphol normal über Lautsprecher angekündigt wurde. Dann sei dieMaschine plötzlich abgesackt und aufgeprallt. Das Flugzeug wurde nachAngaben des türkischen Verkehrsministeriums 2003 gebaut undregelmäßig gewartet.
In der Übersicht des deutschen Unfalluntersuchungsbüros JACDEC(Jet Airliner Crash Data Evaluation Center), die das Magazin fürZivilluftfahrt, «Aero International», jährlich veröffentlicht, nimmtTurkish Airlines unter den größten Fluggesellschaften der Weltbislang Rang 60 ein und liegt damit weit hinten.
Grund sind verschiedene Unfälle, die teilweise jedoch schonJahrzehnte zurückliegen. Seit 1973 verlor das Unternehmen zehnFlugzeuge. Das schlimmste Unglück ereignete sich am 3. März 1974. 346Menschen starben, als eine DC-10 nach dem Start in Paris-Orlyabstürzte. Es war eines der schwersten Unglücke der Zivilluftfahrtüberhaupt.
In den vergangenen Jahren jedoch hat sich das Unternehmenerheblich gewandelt und verfügt über eine hochmoderne Flugzeugflotteund ein neues Trainingskonzept; außerdem änderte sich dieUnternehmenskultur grundlegend. Deshalb wurde Turkish Airlines auchin die Star Alliance aufgenommen, einem Netzwerk internationalerFluggesellschaften um die deutsche Lufthansa.

