Eröffnung von Ausstellung Neues Museum in Norden rund um ostfriesische Krimi-Kultur
In Ostfriesland tummeln sich viele Verbrecher - zumindest wenn man den Kriminalromanen dort folgt. Viele Fans besuchen die Schauplätze der Krimis. Die Stadt Norden hat einen weiteren Anlaufpunkt.
Norden - In der Küstenstadt Norden (Landkreis Aurich) gibt es ein neues Museum, das sich der ostfriesischen Krimi-Kultur widmet. Denn in den vergangenen Jahren hat sich die Ferienregion zu einem Schauplatz für viele Kriminalromane und Krimiverfilmungen entwickelt - besonders die Reihe der Ostfriesenkrimis von Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf zieht regelmäßig viele Fans an, die die Tatorte in der Region aufspüren.
Die Krimis von Wolf, der selbst in Norden wohnt, sind bekannt dafür, dass sie an echten Schauplätzen spielen und es für einige literarische Figuren reale Vorbilder gibt.
Für deren Fans und alle anderen Krimi-Begeisterten hat die Stadt nun zusammen mit dem Tourismusservice das Ostfriesische Krimimuseum eingerichtet. „Es richtet sich natürlich an Krimifans, an Ostfriesenkrimifans und natürlich an solche, die es werden wollen“, sagte die Kurdirektorin Eva Krüger-Linzer der Deutschen Presse-Agentur. An diesem Wochenende werden die ersten Besucher erwartet. Zur Eröffnung kamen auch Autor Wolf und seine Frau, die Kinderbuchautorin Bettina Göschl.
50 Jahre ostfriesische Krimi-Tradition
„Wir sind ziemlich sicher, auch wenn man kein Krimifan ist, wird man nach dem Besuch des Museums ein Bedürfnis haben, ein Krimi von Klaus-Peter Wolf zu lesen - oder einen Krimi der anderen Autoren“, sagt Eva Krüger-Linzer. Denn, betont die Kurdirektorin, die Ausstellung widme sich auch anderen Autoren, wie etwa Hansjörg Martin und Theodor Reisdorf, die dem Genre schon vor Jahrzehnten den Weg bereiteten.
Gerade Hansjörg Martin (1920-1999), sei für ihn unheimlich wichtig gewesen, erinnert sich Klaus-Peter Wolf. „Als ich ein kleiner Junge war, saß ich im Friseurgeschäft meiner Mutter hinter der Theke und las im "Stern" den ersten Hansjörg-Martin-Krimi in Fortsetzung - das war 1964“, sagte Wolf. Ein Kriminalroman, der in Ostfriesland spielte, sei damals etwas völlig Neues gewesen. Damals lagen Krimi-Tatorte eigentlich eher in New York oder London.
Nachdem Klaus-Peter Wolf mit dem „Ostfriesenkiller“ 2007 den ersten Band seiner Ostfriesenkrimis um die Kommissarin Ann Kathrin Klaasen veröffentlichte, werden seine Bücher inzwischen von einem Millionenpublikum gelesen. „Der Beginn war sicherlich, dass plötzlich Ostfriesland und ostfriesische Kriminalromane durch den Erfolg meiner Bücher bundesweit und international Beachtung fand. Dadurch bemerkte man aber auch, dass es schon eine längere Tradition in Ostfriesland gibt“, sagte Wolf.
Filmkulissen in Museum integriert
Auch die Verfilmungen seiner Krimis, die seit 2017 im ZDF zu sehen sind, werden in der Stadt gedreht. Die Kulissen, etwa die des Polizeikommissariats, befinden sich in der ersten Etage über dem Museum und sollen ab sofort bei Führungen ebenfalls besichtigt werden können.
„Fans können sich auf Ann Kathrin Klaasens Stuhls setzen, wo sie die Fälle löst und Leute verhört. Das hat für viele natürlich eine gewisse Faszination“, sagte Wolf. Die Ausstellung wiederum ermögliche, tiefer in die Welt der ostfriesischen Krimi-Literatur einzutauchen.
In der Ausstellung sind etwa viele persönliche Gegenstände, Notizen, Manuskripte, Fotos und Interviews zu entdecken. „Wir haben großes Glück, dass wir von den Familien der Krimiautoren unheimlich viel Material zur Verfügung gestellt bekommen haben“, sagte Krüger-Linzer. Außerdem wurde in dem 900 Quadratmeter großen Museum auch ein kleiner Kinosaal eingerichtet, für Kinder gibt es eine Ausstellung rund um die Serie der „Nordsee-Detektive“.
Stadt hofft auf mehr Publikum in der Nebensaison
Das Krimi-Thema habe sich in der Region stark entwickelt und spiele auch für den Tourismus inzwischen eine große Rolle, sagte die Kurdirektorin. „Wir gehen davon aus, dass es ein großes Interesse gibt.“ Das hätten auch schon kleinere Ausstellungen gezeigt, die es zuvor an anderen Orten in der 25.000 Einwohner zählenden Stadt gab. Einige Gäste reisten nun extra zur Museumseröffnung an, sagte Krüger-Linzer. „Das hat also auch für Norden-Norddeich eine touristische Wirkung.“ Besonders die Nebensaison könne auch durch das neue Museum profitieren, sagte sie.
In Zeiten angespannter kommunaler Kassen habe es auch kritische Stimmen gegeben, ob sich eine Stadt so ein Museum leisten können. Von der Seite der Stadt gebe es aber ein klares Bekenntnis, sagte die Kurdirektorin. Aus dem Standort der Kulissen und dem Faninteresse sei schließlich die Idee für das Museum entstanden, an dem seit mehr als einem Jahr gearbeitet wurde. Die Stadt stelle das Gebäude zur Verfügung, die Investitionskosten für die Ausstellung lägen bei einer mittleren fünfstelligen Zahl, sagte Krüger-Linzer.
Nach der ersten Öffnung soll das Museum ab dem 15. November regulär in den Betrieb gehen. Dann stehen die Krimi- und Gruseltage in der ostfriesischen Stadt an.