Neubrandenburg Neubrandenburg: Fassadenkletterer verirrt sich auf Balkon im 14. Stock

Neubrandenburg/dapd. - Genau das war ein paar Stunden zuvor gegen4.00 Uhr wohl passiert. Ein 23-Jähriger hatte seinen Schlüsselvergessen und wollte seine schlafende Freundin nicht wecken. Da erweder ins Haus noch in die Wohnung kam, wählte er den Weg über denBalkon - der im obersten Stockwerk lag. «Nochmal würde ich das nichtmachen», sagt der junge Mann, der seinen Namen nicht nennen wollte,reuevoll.
Für seine halsbrecherische Klettertour nutzte er Balkonbrüstungenund Mini-Mauervorsprünge, die - mit viel Phantasie - jeweils in 2,50Meter Abstand Gelegenheit zum Abstützen und Hochziehen bieten.Zeugen für die Kraxelei gibt es zwar nicht, dennoch muss der23-Jährige es irgendwie in den 14. Stock geschafft haben. «Einejunge Frau weckte uns und sagte, da sei einer auf dem Balkon nebenangeklettert und brauchte Hilfe», sagt Nachbar Udo Gutschmidt. «Ichhab ihn erst gar nicht gesehen, erst auf mein Rufen hat er sichgezeigt. Ganz relaxt war er», wundert sich Gutschmidt noch Stundenspäter.
Zwtl.: Falschen Balkon erwischt
Es stellte sich heraus, dass der Kletterer den falschen Balkonerwischt hatte. Seine Wohnung lag zwar auch in der obersten Etage,allerdings ein paar Eingänge weiter im 11. Stock. Dort wo er stand,kam er nicht weiter, denn die Eigentümer der Wohnung waren nichtdaheim. Er rief seine Freundin an, die dann bei Gutschmidtklingelte. «Der wollte doch allen Ernstes noch zu mirrüberklettern», sagt Gutschmidt, der selbst bei der Feuerwehr ist.«Nee, hab ich gesagt.» Er habe dann seine Kameraden angerufen, dievermutlich zunächst zweifelnd die Stirn runzelten. «Klang jawirklich unglaubwürdig, ich musste erst mit dem Diensthabendensprechen.»
Mithilfe von Feuerwehr und Polizei wurde dann die Türaufgebrochen und der 23-Jährige vom Balkon geholt. «Dann hatten ihndie Kräfte verlassen, sonst hätte er sich wohl noch zumNachbarbalkon gehangelt», sagt Polizeisprecherin VerenaSplettstößer.
Zweifel an der Klettertour bis in den 14. Stock blieben zwar,«aber er ist ein sehr durchtrainierter Mann mit V-Figur», sagt diePolizistin schmunzelnd. Nach Angaben seiner Freundin kenne er auchim Haus niemanden sonst, dessen Balkon er vielleicht alsAusgangspunkt der Fassadenkletterei hätte nutzen können. Beflügelthaben wird den Mann nicht nur die Aussicht auf ein warmes Bett,sondern auch ein nicht geringer Alkoholpegel. Bei ihm wurden 1,7Promille gemessen, «hat man ihm aber nicht so sehr angemerkt», wieNachbar Gutschmidt sagt.
Zwtl.: Feuerwehr stellt Rettungseinsatz in Rechnung
Der junge Mann wollte sich trotz des glücklichen Ausgang seinerAktion nicht weiter äußern. Seiner Freundin sei ein Stein vom Herzengefallen, das bleibe mit Sicherheit eine einmalige Aktion, sagt ernur. Ohne Groll wird er deshalb auch die Kosten für denRettungseinsatz erstatte. Die Polizei will darauf zwar verzichten,die Feuerwehr jedoch wird dem Fassadenkletterer etwa 250 Euro inRechnung stellen. «Ein Schlüsseldienst wäre billiger gekommen», sagtder Chef der Neubrandenburger Feuerwehr, Frank Bühring.