Nach Tanker-Unglück Nach Tanker-Unglück: «Schwarze Liste» mit Risikoschiffen vorgelegt

Brüssel/dpa. - Die EU-Kommission will künftig mit einer «schwarzen Liste» Risikoschiffe aus der Europäischen Union verbannen.
Bereits in den kommenden Wochen solle in der gesamten EU der Transport von Schweröl in Tankern mit nur einer Wand statt zweien verboten werden. Pläne zu einer entsprechenden Verordnung gab EU- Verkehrskommissarin Loyola de Palacio in Brüssel bekannt. Gerade das extrem umweltschädliche Schweröl werde derzeit mit den ältesten und unsichersten Schiffen transportiert. In ihrer schwarzen Liste nennt die Behörde die Namen von 66 «Seelenverkäufern», die bereits mehrfach in europäischen Häfen wegen Verstößen festgehalten wurden.
«Diese ökologischen Bomben, die auf den Meeren unterwegs sind, müssen entschärft werden», sagte De Palacio. Von diesen besonders unsicheren Frachtern, Öl- und Chemietankern sowie Passagierschiffen fahren 26 unter türkischer Flagge, 12 stammen aus St. Vincent und den Grenadinen und 9 aus Kambodscha. De Palacio forderte außerdem die 15 Mitgliedstaaten der Union auf, die bereits bestehenden Vorschriften vollständig anzuwenden. Danach muss mindestens jedes vierte Schiff in den Häfen kontrolliert werden. Etwa in Frankreich wurde nach Kommissionsangaben jedoch nur knapp jedes zehnte, in Deutschland rund jedes fünfte inspiziert. Die Kommission will außerdem in Verhandlungen mit den EU-Nachbarstaaten erreichen, dass auch sie die EU-Grundsätze anwenden. Die EU-Verkehrsminister werden vermutlich bereits an diesem Freitag in Brüssel über die Vorschläge der Kommission beraten.
Ausläufer des Ölteppichs aus dem gesunkenen Tanker «Prestige» trieben unterdessen auf die französische Küste zu. Paris löste zum Schutz vor der drohenden Ölpest den Katastrophen-Plan «Polmar» aus. Ölflecken seien 250 Kilometer von den französischen Atlantik-Küsten gesichtet worden, hieß es nach Angaben des Verkehrsministeriums. Mit dem Katastrophen-Plan können öffentliche und private Mittel für die Bekämpfung einer Meeresverschmutzung mobilisiert werden. In Bordeaux wurde ein Krisenstab eingerichtet. Auch vor der nordspanischen Region Asturien, die an das von der Ölflut betroffene Galicien angrenzt, trieben Ölflächen vor der Küste.
In Nordwestspanien sind mehr als 500 Kilometer Küste ölverschmiert. Ein großer Teppich von 9000 Tonnen Öl teilt sich zunehmend in kleinere Einzelflächen auf. Fischer schöpften von ihren Kuttern mit Schaufeln und Eimern Öl von der Wasseroberfläche ab.
Am Ärmelkanal will Frankreich möglicherweise eine Durchfahrt des als veraltet geltenden Schwesternschiffs der Prestige, des Tankers «Byzantio», verhindern. Gegen den Protest von Greenpeace war das Schiff mit tonnenweise Schweröl an Bord von Estland ausgelaufen. Noch am Dienstag sollte ein Patrouillenboot der Marine von Dünkirchen auslaufen. In der britischen Kolonie Gibraltar stach ein 26 Jahre Öltanker, der auf seine Sicherheit kontrolliert werden sollte, vorzeitig in See. An dem Schiff war unter anderem ein Defekt an der Radaranlage festgestellt worden.