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Nach Ermordnung Nach Ermordnung: Schlangestehen in München beim Abschied von «Mosi»

20.01.2005, 20:54
Menschen warten am Freitag (14. Januar 2005) in einer langen Schlange auf Einlass in die Lukaskirche in München. Der Sarg des Modeschöpfers Rudolph Moshammer ist dort aufgebahrt worden. Von 9 bis 18 Uhr kann hier die Bevölkerung Abschied nehmen. (Foto: dpa)
Menschen warten am Freitag (14. Januar 2005) in einer langen Schlange auf Einlass in die Lukaskirche in München. Der Sarg des Modeschöpfers Rudolph Moshammer ist dort aufgebahrt worden. Von 9 bis 18 Uhr kann hier die Bevölkerung Abschied nehmen. (Foto: dpa) dpa

München/dpa. - Mehrere hundert Münchner hatten bereits am Freitag Abschied vonMoshammer genommen. Zu den Klängen von Mozarts Streichquartettdefilierten sie in der evangelischen St. Lukas Kirche an dem mitweißen Blumen geschmückten Sarg vorüber. Allein in der ersten Stundetrugen sich rund 300 Menschen in das Kondolenzbuch ein. «München wirdDich vermissen», war dort zu lesen, und: «Danke, dass Du gelebthast». Als Haupterben hat der Modeschöpfer seinen langjährigenGeschäftspartner, den Immobilienhändler Walter Käßmeyer eingesetzt.

Moshammer war vor einer Woche erdrosselt in seinem Haus gefundenworden. Der mutmaßliche Mörder war 48 Stunden nach der Tat gefasstworden. Der 25 Jahre alte Iraker hatte Moshammer nach seinen Wortengetötet, weil dieser den vereinbarten Liebeslohn nicht zahlen wollte.

Der 76-jährige Käßmeyer soll das auf mehrere Millionen Eurogeschätzte Erbe Moshammers verteilen. In mehreren Vermächtnissen hatder 64-Jährige die Obdachlosen und seinen langjährigen Chauffeurbedacht. Auch für seine Hündin Daisy ist gesorgt. Sie soll laut«Bild»-Zeitung auf Lebenszeit zusammen mit dem Chauffeur in demAnwesen Moshammers in Grünwald leben dürfen. Auch MoshammersHaushälterin und die Pächterin des Restaurants «Hundskugel» würdenfinanziell versorgt.

Nach Angaben der evangelischen Kirche erfährt Moshammer mit derkirchlichen Trauerfeier am Samstag keine bevorzugte Behandlung. Ersei zwar aus der Kirche ausgetreten, jedoch hätten Menschen ausseinem Umfeld um seelsorgerischen Beistand gebeten, unterstrichGrünwalder Pfarrer Christian Stalter, der die Feier halten wird. Inseiner Predigt wolle er Moshammers Person würdigen und auch auf dieThemen Wohlstand, Einsamkeit und Engagement eingehen. «Manchesspricht dafür, dass bei allem Wohlstand vieles, sehr vieles unerfülltbleibt.»

Der Pfarrer der Lukaskirche, Helmut Gottschling, sagte, Moshammersei zwar aus der Kirche ausgetreten, jedoch sei er der Gemeinde durchsein Engagement für die Obdachlosen eng verbunden gewesen. DieEntscheidung für die Aufbahrung sei auf Anfrage des Freundeskreisesgefallen. Das Bedürfnis der Münchner nach einem bewussten Abschiedsei auch an der Modeboutique Moshammers deutlich geworden, wo sichseit seiner Ermordung Blumen und Abschiedsbriefe häufen.

Der Haupterbe und Geschäftspartner Käßmeyer hat sich noch nichtdazu geäußert, ob er das Erbe antreten will, sagte der Präsident desAmtsgerichts München, Gerhard Zierl. Zeitungsberichten zufolge istKäßmeyer seit 1966 zu 50 Prozent an Moshammers Edelboutique in derMünchner Innenstadt beteiligt.

Nach Meinung der Staatsanwaltschaft wollte sich der 25-JährigeTatverdächtige nach der Tat in seine Heimat absetzen. Der als Koch ineinem Fast-Food-Restaurant tätige Iraker sei am Tag nach dem Mordgegen Mittag bei seinem Arbeitgeber erschienen und habe um einenzweiwöchigen Urlaub gebeten, sagte der Sprecher derStaatsanwaltschaft München I, Anton Winkler.

Todesanzeigen von Obdachlosenverbänden und Privatleuten sind am Donnerstag (20.01.2005) in den Tageszeitungen für den verstorbenen Modemacher Rudolph Moshammer abgedruckt. Moshammer war am vergangenen Freitag in seinem Haus von einem 25-jährigen Iraker ermordet worden, die Beisetzung findet am Samstag (22.01.2005) in München statt. (Foto: dpa)
Todesanzeigen von Obdachlosenverbänden und Privatleuten sind am Donnerstag (20.01.2005) in den Tageszeitungen für den verstorbenen Modemacher Rudolph Moshammer abgedruckt. Moshammer war am vergangenen Freitag in seinem Haus von einem 25-jährigen Iraker ermordet worden, die Beisetzung findet am Samstag (22.01.2005) in München statt. (Foto: dpa)
dpa