Nach Baby-Tod Nach Baby-Tod: 200-Millionen-Klage gegen Sojamilch-Hersteller

Tel Aviv/Everswinkel/dpa. - Zwei Israelis machten am Montag vor einem Tel Aviver GerichtForderungen in Höhe von einer Milliarde Schekel (192 Millionen Euro)und 115 Millionen Schekel (rund 21,2 Millionen Euro) für den Schadengeltend, der den betroffenen Kindern und ihren Angehörigen durch dasmöglicherweise fehlerhafte Produkt entstanden ist. Das israelischeGesundheitsministerium warf den Geschäftsleitungen von Remedia undHumana am Montag vor, die Rezeptur des Produkts geändert zu haben,ohne das Ministerium zu informieren. Die Änderung sei auf Bitte desisraelischen Partners Remedia erfolgt, sagte ein Humana-Sprecher.Nach israelischen Berichten enthielt die Milch entgegen einesVermerks auf der Verpackung angeblich keinerlei Vitamin B1. Das sollbei den Babys innerhalb weniger Monate schwere Mangelerscheinungenausgelöst haben.
Das nordrhein-westfälische Umweltministerium hat Lebensmittel-Überwacher in den Betrieb in Everswinkel geschickt. Es gehe nundarum, aus der großen Produktpalette von Humana die richtige Chargeherauszufiltern, sagte ein Sprecher. Möglicherweise könne aufRückstellproben zurückgegriffen werden. Das Unternehmen verwies amMontagabend auf Proben von unabhängigen Spezialinstituten. In diesensei im Gegensatz zu israelischen Angaben das Vitamin B1 nachgewiesenworden. Genauere Ergebnisse von Proben sollen am Dienstag vorliegen.Humana kündigte an, in enger Kooperation mit den israelischenBehörden aktiv an der Aufklärung des Problems mitwirken zu wollen.Die Proben sollen miteinander abgeglichen und die Ergebnisse erörtertwerden, sagte Vorstandsmitglied Rolf Janshen.
Die Kinder litten nach Berichten des israelischen Rundfunks unterakutem Mangel an Vitamin B1. Dies habe zu schwersten Störungen deszentralen Nervensystems geführt. Die Humana-Geschäftsleitungerklärte, sie sei «sehr besorgt» und habe umgehend alle notwendigenSchritte zur Aufklärung veranlasst. Es sei aber derzeit nichterwiesen, dass die Erkrankungen tatsächlich von der Babynahrungverursacht worden seien. Die fraglichen Dosen unter der Bezeichnung«Remedia Super Soya 1» mit der von Humana für den israelischen Marktkoscher hergestellten Milch wurden inzwischen von der israelischenVertriebsgesellschaft Remedia auch vollständig vom Markt genommen.
Die Humana Milchunion Unternehmensgruppe ist nach eigenen Angabender zweitgrößte Milchprodukte-Hersteller in Deutschland. Dergenossenschaftlich organisierte Konzern mit 3000 Beschäftigten an 17Standorten in Deutschland hat im ersten Halbjahr 1,31 Milliarden Euroumgesetzt.