Nach Angriff auf RAW-Gelände in Berlin: Nach Angriff auf RAW-Gelände in Berlin: Sängerin von Jennifer Rostock wehrt sich auf Facebook gegen Rassismus

Nach der Attacke auf den Begleiter der Sängerin Jennifer Weist (28) der deutschen Rockband Jennifer Rostock kochen die Emotionen auf Facebook hoch. Die Sängerin postete am Montagabend auf ihrem Profil ein Foto von einem Mann mit einer Halsverletzung. Der 26-Jährige wurde am vergangenen Wochenende auf dem Partygelände RAW in Berlin-Friedrichshain attackiert und mit einem Messer schwer am Hals verletzt.

Auch Jennifer Weist wurde von den Tätern bedrängt. Sie wollten ihre Handtasche stehlen. Zu dem schockierenden Foto schrieb die Berlinerin: "es fehlten nur ein paar millimeter und er wäre direkt auf der straße in meinen armen gestorben. mir ist gott sei dank nichts passiert." Sie warnte in ihrem Post auch alle ihre Fans: "DESWEGEN AN ALLE BERLINER UND URLAUBER BERLINS: auf der revaler/warschauer straße ist eine große bande unterwegs. seid vorsichtig auf dem RAW gelände, geht dort am besten wenn es dunkel ist nicht alleine lang. diese leute sind wahnsinnig gefährlich und schrecken nicht davor zurück für eine beschissene kette zu töten!!!"

Der Facebook-Status wurde bis Mittwochmittag 66.000 Mal geteilt. Mehr als 12.000 Kommentare stehen unter dem Post. Die Diskussionen geraten derweil außer Kontrolle. Viele Facebook-User nahmen den Vorfall zum Anlass, die Täter als Ausländer zu identifizieren und ließen ihrem Fremdenhass freien Lauf. "Ein Haufen Scheisse von A bis Z. Von Ausländisch bis Zugenagelt", schreibt E. Janssen. Ähnliche Kommentare beziehen sich auf die derzeitige Flüchtlingswelle: "Was Wunder ihr euch alle ??? Das ist erst der Anfang . Die Zukunft wird 1000 Mal schlimmer . Danke Deutschland für diese unkontrollierte Aufnahme von allen Menschen der Welt . Wir haben in Deutschlands selbst genug Verbrecher . Dank der Flüchtlingswelle usw kommen halt welche dazu", kommentiert D. Jäckels. Die Facebook-User beleidigen sich ausgelassen unter dem Post.

Sängerin Jennifer Weist reagierte schon am Dienstagmittag auf die rassistischen Kommentare:

"ich versteh einfach nicht was hier los ist?! eure ganzen beschissenen rassistischen kackkommentare könnt ihr euch echt schenken! (...) kein grund hier wieder nur über die "scheiß ausländer" zu wettern. mein freund mit der schnittverletzung ist selber auch einer!!!"

Doch die Hasskommentare und Diskussionen scheinen nicht abzureißen. Offenbar hatte die Musikerin selbst nicht mit einer solchen Flut gerechnet. In der Nacht postete sie deshalb noch ein weiteres Mal auf ihrem Profil:

"ich bins echt leid. stellt euch vor ihr postet was und seht euch danach mit 1000000 leuten konfrontiert, die euch sachen unterstellen, irgendwas vollkommen absurdes in sätze reininterpretieren oder die diese plattform nutzen um einen riesen braunen haufen scheiße bei eucu abzuladen."

Und weiter:

"ich habe eine tolle familie, die besten freunde die es gibt, hund, wohnung und ein echt gutes sexleben. mein problem ist nur dass ich gezwungen bin mich ständig bei jedem für alles zu rechtfertigen."

Der Post der Sängerin wirkt verzweifelt und genervt - egal, was sie auf Facebook veröffentlicht, immer gebe es Leute, die Probleme mit ihr hätten.

"ich poste was mir und meinem freund schlimmes widerfahren ist und will andere leute davor beschützen dass ihnen das selbe passiert --> ein brauner haufen scheiße verteilt sich über alle kommentare, irgendwelche rassistischen seiten verteilen ihr gedankengut mit hilfe meines posts und von "der antifa" muss ich mich als "pegida-jenny" beschimpfen lassen."

Danach folgt ein langes Statement von Eigenschaften und Gewohnheiten der Sängerin. Dort schreibt sie unter anderem, dass sie auch gerne Alkohol trinke, eine Lederjacke trage, gemachte Brüste habe und sich gerne auf der Bühne ausziehe.

Weiterhin rechtfertigt Weist, dass sie die Kontrolle über die Kommentare verliert: "ich bitte euch...an alle die meine meinung und haltung teilen: macht den mund auf und zeigt diesem pack schnell dass auf meiner seite kein platz dafür ist. ich bin mir sicher die nächste gelegenheit dazu wird nicht lange auf sich warten lassen. und ich bin eben nicht 24/7 im internet und kümmere mich um meinen verletzten freund, mache aussage bei der polizei, telefoniere mit zeitungen und radiostationen zu dem thema um alle darauf aufmerksam zu machen, arbeite mit den jungs an neuen songs für jennifer rostock, habe den ganzen tag meetings, gehe mit meinem hund spielen und mache mir abendessen."

Am Mittwoch hat sich einer der Eigentümer des Berliner RAW-Geländes „erschüttert“ über die brutalen Angriffe rund um die Revaler und Warschauer Straße gezeigt. „Was die Sicherheitslage hier betrifft, ist es so, dass wir das Thema von Anfang an sehr ernst genommen haben“, teilte der Göttinger Unternehmer Hans-Rudolf Kurth mit.

Kurth Immobilien gehört der westliche Teil des ehemaligen Industriegeländes im Friedrichshainer Ausgehviertel. In der Gegend hatte es am Wochenende zwei brutale Überfälle gegeben. Einer davon war der Angriff auf die Sängerin und ihren Begleiter. (cp/dpa)

Hinweis: Alle hier aufgeführten Kommentare sind Original-Zitate von Facebook.