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Prozess in Halle Mutmaßlicher Bombenbauer: Baue Böller aus Leidenschaft

Der Angeklagte sagt vor Gericht, er gehöre der „bunthaarigen“ Szene an, er sei kein Skinhead. Doch seine Wohnung schmückt er mit SS-Runen. Plante er einen Anschlag mit einer Bombe?

Von dpa Aktualisiert: 16.01.2025, 19:56
Laut Anklage plante der Mann aus „fremdenfeindlichen und rassistischen Motiven“, die Kofferbombe für einen Anschlag zu nutzen. (Archivbild)
Laut Anklage plante der Mann aus „fremdenfeindlichen und rassistischen Motiven“, die Kofferbombe für einen Anschlag zu nutzen. (Archivbild) Hendrik Schmidt/dpa

Halle - Im Prozess gegen einen mutmaßlichen Bombenbauer hat der Angeklagte bestritten, eine Bombe gebaut zu haben. „Es hat sich nie um eine Bombe gehandelt“, sagte er vor dem Landgericht Halle (Saale). Die Staatsanwaltschaft wirft dem 37-Jährigen vor, er habe mit einer Kofferbombe möglichst viele Menschen, „insbesondere ausländische Menschen mit dunkler Hautfarbe“, töten wollen.

Das Gebaute sei ein Böller, der in einem Feuerlöscher eingebaut werden und explodieren sollte, sagte er. Böller baue er aus Leidenschaft, seit seiner Kindheit habe er dafür eine Faszination. Anzünden wollte er den Sprengsatz nicht, so stehe er seit mindestens ein Jahr in seiner Wohnung. 

Stark betrunken bei rassistischer Bedrohung 

Dem Angeklagten wird zudem vorgeworfen, im April 2024 einen Fußgänger „mit dunkler Hautfarbe“ rassistisch beleidigt und mit einem Kalaschnikow-nachahmenden Softair-Sturmgewehr bedroht zu haben. „Ich wollte weder jemand was tun, geschweige etwas in die Luft jagen“, sagte der Mann. „Ich war noch etwas angetrunken“, sagte er mehrfach vor dem Vorsitzenden Richter. Am Tag des Geschehens wurde beim 37-Jährigen 2,5 Promille gemessen. 

Als der Angeklagte dem Fußgänger zweimal aus seinem Fenster zugerufen haben soll „Ich mach’ euch platt!“, hätten Passanten große SS-Runen an einer Wand seiner Wohnung erkannt. Laut Staatsanwaltschaft habe der Mann billigend in Kauf genommen, dass die Bemalungen sichtbar waren. Er sagte jedoch im Prozess, er gehöre der „bunthaarigen“ Szene an, er sei kein Skinhead. 

Der Sprengsatz sowie weitere pyrotechnische Gegenstände wurden bei einer Durchsuchung sichergestellt. Zu den Beweismitteln gehören zudem rassistische Gedichte, das vom Angreifer aus Halle gedrehte Video sowie zahlreiche rassistische Äußerungen. 

Ob er all dies selbst geschrieben, gemalt oder erstellt habe, wisse er nicht, sagte der Angeklagte. Immer wieder wurde in dem Prozess sein Alkoholkonsum und ein möglicher Missbrauch von Schmerzmitteln thematisiert, die der Angeklagte seit seinen Verletzungen nach einem Suizidversuch vor etwa 20 Jahren einnimmt.