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Museales Knochenpuzzle Museales Knochenpuzzle: Die Berliner Dinosaurier erstehen neu

Von Ulrike von Leszczynski 23.02.2006, 18:18
Ein Mitarbeiter der Firma Research Casting International zerlegt im Berliner Naturkundemuseum das Skelett eines Kentrurosaurus. (Foto: dpa)
Ein Mitarbeiter der Firma Research Casting International zerlegt im Berliner Naturkundemuseum das Skelett eines Kentrurosaurus. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/dpa. - Im Sommer2007 sollen die Riesenechsen wieder im Museum zu sehen sein - einwenig dynamischer als früher.

In der Moabiter Fabriketage riecht es nach Leim und Farbe. Inmonatelanger Kleinarbeit hat eine kanadische Firma die bis zu 250Millionen Jahre alten Saurierknochen gesäubert und konserviert. DerZeh eines Flugsauriers ist dabei nicht größer als ein Menschenfinger.Der Wirbel eines Brachiosaurus kann jedoch schon einmal die Ausmaßeeiner großen Schiffsschraube haben.

In einer hüfthohen Sandwanne tüftelt Museumsmitarbeiter ChristianRemes am Fußgelenk eines Flugsauriers herum. «Ich habe immer schongern gepuzzelt, es macht einen Riesenspaß», sagt der angehendePaläontologe. Es geht ihm nicht nur darum, die Knochen und Gelenkewieder zu einem Saurierfuß zusammenzubauen. Die Wissenschaftler desNaturkundemuseums versuchen auch zu klären, wie das hüfthohevogelartige Wesen früher wohl einmal gelaufen sein könnte. Genaudiese Bewegung soll dann für den Museumsgast arrangiert werden.

Dafür brauchen die Paläontolgen die Hilfe von Kevin Krudwig. DerKanadier schmiedet aus dünnen Metallstangen passgenau Halterungen fürSaurierknochen. Darum ist zwischen der musealen Knochensammlung immerauch das Fauchen von Krudwigs Gasbrenner und das Hämmern auf seinemAmboss zu hören.

In die Saurierhalle des Naturkundemuseums wird künftig Bewegungkommen. «Wir wollen die Skelette dynamischer präsentieren. Sie sollenals Gruppe durch den Saal laufen», erläutert Ferdinand Damaschun,Leiter der Museumsabteilung Öffentliche Ausstellungen. Dazu plant dasHaus ein interaktives Begleitprogramm, das auch Bilder von Sauriernin ihrem Ökosystem zeigen soll. «Es geht nicht darum, ein Dino-Fantasialand aufzubauen», ergänzt Museumsleiter Reinhold Leinfelder.«Es soll eine Art wissenschaftlicher Jurassic Park werden.»

Der ganze Stolz des Museums ist der rund 13 Meter hohe und 23Meter lange Brachiosaurus. In Plastikhüllen eingeschlagen liegenseine Oberschenkelknochen, groß wie Säulen, in einer Ecke der Halle.Sie wurden um 1910 von Berliner Wissenschaftlern in Ostafrikaentdeckt und ausgegraben. Der Museums-Brachiosaurus bekommt nun einneues Rückgrat aus Kunstharz. Bisher war es aus Gips. «DasOriginalrückgrat lagert im Knochenkeller des Museums. Es könnte dieBelastung nicht mehr tragen», erläutert Damaschun.

Beim Aufbau soll der Brachiosaurus nach den jüngstenwissenschaftlichen Erkenntnissen auch ein wenig gestreckt werden.Ihren Schwanz wird die Knochen-Exe dann auch nicht mehr auf den Bodenlegen. «Fußspuren der Saurier haben bewiesen, dass sie ihre Schwänzenicht hinter sich herschleiften», erläutert Paläontologe GottfriedBöhme. Das konnten die Wissenschaftler, die 1921 die Saurier imBerliner Naturkundemuseum aufbauten, noch nicht wissen.