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«Münstersches Meerschweinchen» «Münstersches Meerschweinchen»: Forscher entdecken neue Säugetierart

09.12.2004, 19:03
Zwei Exemplare der neuentdeckten Meerschweinchenart «Münstersches Meerschweinchen» (Galea monasteriensis) werden am Donnerstag (09.12.2004) im Institut für Verhaltensbiologie der Universität Münster fotografiert. Ganz im Gegensatz zum Verhalten naher Verwandter lebt das «Münstersche Meerschweinchen» in monogamen Paaren. Es wurde erst vor kurzer Zeit im bolivianischen Andenhochland entdeckt und von Mitarbeitern des Instituts in Münster in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Senckenberg als neue Art beschrieben. Es stellt vermutlich die zuletzt entdeckte Säugetierart dar. (Foto: dpa)
Zwei Exemplare der neuentdeckten Meerschweinchenart «Münstersches Meerschweinchen» (Galea monasteriensis) werden am Donnerstag (09.12.2004) im Institut für Verhaltensbiologie der Universität Münster fotografiert. Ganz im Gegensatz zum Verhalten naher Verwandter lebt das «Münstersche Meerschweinchen» in monogamen Paaren. Es wurde erst vor kurzer Zeit im bolivianischen Andenhochland entdeckt und von Mitarbeitern des Instituts in Münster in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Senckenberg als neue Art beschrieben. Es stellt vermutlich die zuletzt entdeckte Säugetierart dar. (Foto: dpa) dpa

Münster/dpa. - Rund 22 Zentimeter groß, etwa 300 Gramm schwer undrötlich-grau ist das «Münstersche Meerschweinchen»: Forscher derUniversität Münster haben die neue Säugetierart entdeckt. «DieseMeerschweinchenart unterscheidet sich in seiner monogamen Lebensweisevon den anderen», sagte Professor Norbert Sachser, Leiter derAbteilung für Verhaltensbiologie, am Donnerstag. Bei keiner anderender bislang 14 bekannten Meerschweinchen-Arten lebe ein Tier mit nureinem Partner zusammen. Insgesamt seien nur drei bis fünf Prozent derweltweit rund 4250 Säugetierarten monogam.

Das «Münstersche Meerschweinchen» (Galea monasteriensis) ist inBolivien beheimatet, ernährt sich von Gräsern und zeigt sich rechtaggressiv gegen fremde Artgenossen. «Die Entdeckung war Zufall»,sagte Sachser. Vor rund sechs Jahren holten die Wissenschaftler aufHinweis eines Entwicklungshelfers zwölf der Nagetiere aus der ProvinzCochabamba in Bolivien, um sie mit ihren Wieselmeerschweinchen zukreuzen und so Inzuchtprobleme zu vermeiden. «Aber wir haben keinenNachwuchs bekommen», sagte der Biologe.

Erbgut-Analysen sowie Knochen- und Zahnvergleiche vonMeerschweinchen-Skeletten der vergangenen 200 Jahre - etwa inZusammenarbeit mit dem Frankfurter Forschungsinstitut Senckenberg -gaben Hinweise auf eine neue Art. «Nicht nur vom Knochenbau, auch vomVerhalten unterscheidet sich diese Art von den anderen», sagteBiologe Matthias Asher, der in Bolivien die «MünsterschenMeerschweinchen» beobachtete. Die Väter spielten mit ihren Jungen,statt aggressiv auf sie zu reagieren. «Auch die unterschiedliche Formder Geschlechtsorgane hat wahrscheinlich die Kreuzung mit demWieselmeerschweinchen unmöglich gemacht», sagte Biologin KatrinSolmsdorff.

Vermutlich seit einigen tausend Jahren gebe es das «MünsterscheMeerschweinchen. «Das ist wirklich eine seltene Entdeckung», sagteForschungsleiter Sachser. Je größer Säugetiere seien, desto seltenersei die Entdeckung einer neuen Art. Die Wissenschaftler wollen in denkommenden Jahren untersuchen, welche ökologischen Faktoren zurMonogamie geführt haben. Von Freitag an tummelt sich ein Paar der«Münsterschen Meerschweinchen» im Münsteraner Zoo.