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Luxustempel und Magnet für Touristen Moskauer Kaufhaus GUM wird 125 Jahre alt

Von Claudia Thaler 09.12.2018, 11:00
Im Kaufhaus GUM
Im Kaufhaus GUM Steffen Könau

Moskau - Es ist einer der meistbesuchten Orte in der russischen Hauptstadt. Leisten kann sich jedoch kaum ein Bürger etwas im wohl exklusivsten Kaufhaus des Riesenreiches. Direkt neben dem Kreml und dem Roten Platz, dem Inbegriff des Kommunismus, steht seit genau 125 Jahren das Moskauer Kaufhaus GUM - und ist so beliebt wie nie zuvor in seiner Geschichte. Am 2. Dezember 1893 wurde es für das Volk als Basar geöffnet.

Heute gibt es hier die teuersten Waren des Landes. Ausländische Luxusboutiquen reihen sich an Ständen mit exquisitem Kaviar für mehrere Tausend Euro. Nur wenige Geschäfte bieten überhaupt Waren an, die sich die Moskauer bei einem durchschnittlichen Einkommen von 68.000 Rubel (etwa 900 Euro) im Monat im besten Fall leisten können. Wer seine Notdurft in der historischen Toilette mit verzierten Türklinken verrichten will, muss schon 150 Rubel (rund 2 Euro) zahlen.

Kaufhaus GUM in Moskau wurde zur Zarenzeit eröffnet

Das während der Zarenherrschaft eröffnete Einkaufszentrum wurde unter den Sowjets zeitweise geschlossen und umfunktioniert. 1953, nach dem Tod des Diktators Josef Stalin, wurde es renoviert und stellte über Jahrzehnte eine Ausnahme von der Mangelwirtschaft dar. Heutiger Haupteigentümer des einstigen Staatlichen Kaufhauses (Gosudarstwenny Uniwersalny Magasin - kurz GUM) ist die russische Modefirma Bosco di Ciliegi, deren Besitzer Michail Kusnirowitsch gute Verbindungen zu Kremlchef Wladimir Putin pflegen soll.

Das besondere Flair des einstigen sozialistischen Konsumtempels macht vor allem die prachtvolle Innenausstattung aus: Mit verzierten kleinen Brücken und Stegen sind drei Gänge verbunden, die sich über mehrere Etagen erstrecken. Bei einer Fläche von insgesamt 75 000 Quadratmetern ist das GUM heute so groß wie etwa elf Fußballfelder nebeneinander. Flanieren die Touristen durch die Gänge, blicken sie gleich in mehrere russische Epochen: von der Zarenzeit über Sowjetkitsch bis zu moderner Architektur.

Kaufhaus GUM in Moskau hat 16 Millionen Besucher - pro Jahr

Die Geschäftsleitung des GUM sieht in der Konsumhöllen-Vielfalt der Hauptstadt keine Konkurrenz. Im Winter kurbeln als Väterchen Frost verkleidete Verkäufer deshalb das Weihnachts- und Silvestergeschäft an. Im Sommer lockt das Kaufhaus mit unzähligen Plombir-Sorten, dem seit Sowjetzeiten im Volk beliebten Milcheis. Für 2018 rechnet das Haus mit rund 16 Millionen Besuchern. Etwa 95 Prozent der Besucher kommen lediglich dorthin, um einen Blick in das Prachthaus zu werfen. Nur ein minimaler Bruchteil kauft hingegen regelmäßig im GUM ein.

Obwohl die Wirtschaftssanktionen des Westens seit 2014 Russlands Wirtschaft stark beeinträchtigt haben, sei das GUM weiter beliebt. Mit dem Zuwachs an Touristen glaubt man, das gut kompensieren zu können.

(mz)