Religion Moschee-Neubau in schwierigen Zeiten
Thüringens erster Moschee-Neubau ist schon gut sichtbar. Doch eröffnet werden kann die muslimische Gebetsstätte wohl erst in einigen Monaten.
Erfurt - Nicht abreißende Anfeindungen, eine Pandemie und Probleme mit Baufirmen: An der Moschee der Ahmadiyya-Gemeinde in Erfurt sind zwar viele Bauarbeiten fertig, doch komplett abgeschlossen sind sie zum Jahreswechsel noch nicht. „Kleine Arbeiten fallen noch an, ohne die wir aber keine Betriebszulassung beantragen können“, sagte der Landessprecher Suleman Malik. Die Eröffnung sei im März oder April denkbar. „Was lange währt, wird endlich gut“, so Malik. Das Gotteshaus in Erfurt gilt als erster Moschee-Neubau in Thüringen.
Die Bauarbeiten dauern schon einige Jahre. Zuletzt hatten sie wegen Schnee und Eis unterbrochen werden müssen. Dann mussten die engagierten Baufirmen andere Aufträge erfüllen, berichtete Malik. Immerhin: Interessierte, Studierendengruppen beispielsweise, können nach Anmeldung bei Führungen das Gebäude schon besuchen. Malik hofft zudem, dass die Gemeinde zum Neujahrsempfang in die Moschee einladen kann.
Situation hat sich zugespitzt
Auch die Aussicht, endlich in der eigenen Moschee statt in Mieträumen beten zu können, tröste nicht über die aktuelle Situation hinweg, so Malik. „Es war von Anfang an schwierig Baufirmen zu finden. Manche hatten Angst um die Sicherheit ihrer Mitarbeiter vor Ort, denn wir haben immer noch mit Anfeindungen zu tun. Und mit dem Krieg in Nahost hat sich die Situation weiter zugespitzt.“
Er erhalte viele Drohanrufe, Vertreter der rechten Lager organisierten regelmäßig Kundgebungen vor der Moschee. Auch die Polizei spricht von häufigen Demonstrationen, die als „Mahnwachen“ angekündigt werden. Er wünsche sich mehr Schutz auch für muslimische Einrichtungen, so Malik.
„Seit dem Beginn des Nahostkriegs bin ich als Muslim für viele Menschen automatisch ein Antisemit oder Hamas-Sympathisant“, beklagte Malik. Muslime stünden unter einem Generalverdacht, würden ständig aufgefordert sich von der Gewalt zu distanzieren. „Man hat das Gefühl, wie an einem Nasenring durch die Arena gezogen zu werden.“
Dabei sei Frieden der Wunsch der Ahmadis. „Was im Nahen Osten passiert, können wir hier in Erfurt nicht lösen, aber wir müssen hier gemeinsam mit anderen Religionsgemeinschaften aufstehen und die Gesellschaft nicht weiter spalten.“ Ziel sei es, in Frieden mit den Nachbarn, mit den jüdischen Geschwistern zu leben.