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Mode Mode: Sexy Sixties: Die Brit-Chic-Welle rollt

Von Stefanie Schütte 13.12.2006, 08:14
Das Model Lily Cole (l.) zeigt Mode des Labels «Biba» bei der Londoner Modewoche (Archivfoto vom 19.09.2006) Der so genannte «Brit Chic» boomt in London. (Foto: dpa)
Das Model Lily Cole (l.) zeigt Mode des Labels «Biba» bei der Londoner Modewoche (Archivfoto vom 19.09.2006) Der so genannte «Brit Chic» boomt in London. (Foto: dpa) EPA

London/Paris/Hamburg/dpa. - Obwohl ihre Designer momentan ehermüde wirken und von den Pariser, Mailänder und New Yorker Kollegenweit abgehängt wurden, boomt dennoch der so genannte «Brit-Chic». Washier beschworen wird, ist das London der 60er Jahre. Die Sixtiesfeiern ein rasantes Comeback, in Sachen Mode, Musik oder Models.

«London ist schlagartig erblüht. Es swingt, hier ist die Szene»,schrieb das «Time»-Magazin 1966 in einer Aufsehen erregendenTitelgeschichte und prägte das Wort vom «Swinging London». JungeDesigner und unabhängige kleine Läden machten damals in derbritischen Hauptstadt Furore, Mode und Pop-Musik wurden zu ihrenbekanntesten Exporten. Die Ideen kamen, und das war neu, gleichsam«von der Straße».

Während in Paris die anspruchsvolle Haute Couture immeraltbackener wirkte, entwarfen in London junge Leute Kleidung für ihreAltersgenossen: unkompliziert, sexy und bezahlbar. VerrückteBoutiquen wie «Biba» machten Furore. Models wie die dürre, rehäugigeTwiggy prägten ein androgynes Schönheitsideal, das auch den Look vonPop-Stars wie den Beatles bestimmte. Und Mary Quant propagierte denMinirock, der zum ultimativen Trend-Outfit aufstieg.

Genau der Mini ist nun mit Macht wieder da. Möglichst im Stil der60er wird der neue Mini getragen, als einzelner Rock oder in Formeines Trapezkleides, auch dies ein typisches Teil der Sixties. Trend-Kollektionen wie die von Burberry, Versace, Marni oder Malo inMailand, von Balenciaga, Lanvin oder Chloé in Paris zeigten vieleIdeen der 60er Jahre mit klaren gradlinigen Entwürfen, Schwarz-Weiß-Kontrasten, grafischen Mustern oder metallischen Verzierungen. Vieleserinnert an Mary Quant, aber auch an ihre Pariser Kollegen AndréCourrèges oder Paco Rabanne, die in den 60ern schließlich dafürsorgten, dass Paris nicht den Anschluss an die «swingende» Welleverpasste.

Auch die typischen androgynen Frisuren von damals waren auf denLaufstegen zu sehen, Shortcuts wie der knabenhafte «Pixie» oder diekinnlange «Bob»-Frisur. So schaffte es das italienische TopmodelMariacarla Boscono kürzlich dank eines neuen blond gefärbtenKurzhaarschnitts in diesem Stil zum It-Girl unter den Mannequins zuwerden. Auch die britische Mode-Ikone Sienna Miller schnitt sich dieHaare kurz - für eine Filmrolle als Warhol-Muse Edie Sedgwick, auchsie ein Idol der 60er.

In der Musik-Szene sind die 60er längst wieder angesagt. Bands wiedie britische Gruppe Kaiser Chiefs oder die fünf Schweden von MandoDiao erinnern in ihrem Look an die Mods, die führende Jugendbewegungder Sixties. Jene hörten die Musik von The Who und pflegten einensmarten Auftritt mit Pilzkopffrisuren, schmalen Hemden undtaillierten Anzügen. Bei Gustaf Norén, Frontmann von Mando Diao,sieht der Pilzkopf so lässig und gut aus, dass er schon als Titel-Model internationaler Modemagazine zu sehen war.

Die Londoner selbst bieten zum 60er-Trend sogar die passendeAusstellung. Bis zum 25. Februar ist im «Victoria & Albert»-Museum«Sixties Fashion» zu bewundern. Auch Zeitzeugen kommen zu Wort. «DieTeenager wollten nicht mehr aussehen wie ihre Mütter», erklärt etwadie Journalistin Felicity Green in einer Dokumentation. «Sie wolltenihren eigenen Weg gehen, und heraus kamen Kleider nur für dieseGeneration. Das war eine große Revolution.» So gesehen gleicht dasheutige 60er-Jahre-Fieber einem Treppenwitz der Modegeschichte. Denndie Töchter der damals auf ihre Unabhängigkeit pochenden Frauenwollen zur Zeit modisch vor allem eins: aussehen wie einst ihreMütter.

Die Archivaufnahme zeigt Mary Quant, die «Erfinderin» des Minirocks, die vor dem Londoner Buckingham Palast ihren O.B.E. Orden (Order of the British Empire) präsentiert. (Foto: dpa)
Die Archivaufnahme zeigt Mary Quant, die «Erfinderin» des Minirocks, die vor dem Londoner Buckingham Palast ihren O.B.E. Orden (Order of the British Empire) präsentiert. (Foto: dpa)
PA