Mit Kosmetik zur Millionärin Mit Kosmetik zur Millionärin: Vor 50 Jahren starb Helena Rubinstein

New York - Alles begann mit einem kleinen Glas Hautcreme. Das hatte Helena Rubinstein im Gepäck, als sie Ende des 19. Jahrhunderts als junges Mädchen von Polen nach Australien auswanderte. Ein ungarischer Arzt stellte die Creme her und Rubinstein benutzte sie regelmäßig. Die Gesichtshaut der australischen Frauen fand sie dagegen trocken und schuppig. Rubinstein begann die Creme zu verkaufen, zuerst importiert, dann selbst hergestellt - und die Australierinnen zeigten sich begeistert.
Für die Kosmetik-Pionierin, die am Mittwoch (1. April) vor einem halben Jahrhundert gestorben ist, war das nur der Anfang: Innerhalb weniger Jahrzehnte formte Rubinstein aus dem kleinen Glas Hautcreme ein weltweites Imperium und arbeite sich zur Multimillionärin und angesehenen Geschäftsfrau hoch.
In bescheidenen Verhältnissen geboren
Dabei sprach eigentlich vieles gegen sie: Rubinstein war 1870 als älteste von acht Töchtern in bescheidenen Verhältnissen im polnischen Krakau geboren. Ein Medizinstudium brach sie ab und floh, als die Eltern sie verheiraten wollten, zu Verwandten nach Australien. Die nur knapp 1,50 Meter große rundliche Frau mit der dominanten Nase war nie eine klassische Schönheit - aber mit Ehrgeiz, Entschlossenheit und harter Arbeit setzte sie sich durch. „Es gibt keine hässlichen Frauen, nur faule“, soll Rubinstein einmal gesagt haben.
Auf Australien folgten Paris und London und schließlich die USA. „Ich kam im Winter an und alle Frauen benutzen weißen Puder, ihre Lippen wirkten grau und ihre Nasen waren rot von der Kälte“, erinnerte sich Rubinstein voller Entsetzen. Die resolute Frau, deren schwarze Haare stets als Knoten im Nacken zusammengebunden waren, gründete Schönheitssalons und bot neben Cremes bald auch Make-up-Produkte sowie Massagen und andere Behandlungen an.
„Wenn man älter als 35 ist, ist es aufregend, wenn man wieder jünger aussieht“, schrieb sie 1951 in einer Werbung in der „New York Times“. „Man bekommt Komplimente und alle Freunde fragen einen, wie man das gemacht hat. Auf eine wunderbare Art und Weise ist man sich bewusst, dass man schöner und freundlicher aussieht. Der Ehemann schaut einen mit neuem Interesse an. Das Leben scheint aufregender.“ Mit ihrer größten Konkurrentin, der Kosmetik-Unternehmerin Elizabeth Arden (1884-1966), sprach Rubinstein niemals ein Wort - und das obwohl die Hauptsalons der beiden nur wenige Straßenblocks voneinander entfernt in Manhattan lagen.
„Habe 300 Jahre gearbeitet“
Rubinstein, die zweimal verheiratet war und zwei Söhne hatte, setzte sich durch in der New Yorker Gesellschaft. Dabei musste die Jüdin auch oft gegen Antisemitismus ankämpfen. Als ihr der Kauf einer Wohnung an der noblen Park Avenue verweigert wurde, erstand sie kurzerhand das ganze Haus, wie eine große Ausstellung über ihr Leben im New Yorker Jewish Museum jüngst dokumentierte. Auch unter anderem in London und Paris hielt sie Wohnungen und dekorierte sie mit Kunst aus aller Welt. Sie wurde zu einer der ersten Expertinnen für Kunst aus Afrika und Ozeanien und von Pablo Picasso gezeichnet.
Im Alter von 94 Jahren starb Rubinstein 1965 in New York. Bis zuletzt hatte sie alle Energie in ihr Unternehmen gesteckt, das inzwischen zum französischen L'Oréal-Konzern gehört. „Ich habe in meiner Lebenszeit 300 Jahre gearbeitet“, scherzte sie oft. „Die Namen ihrer besten Freunde konnte sie sich nicht merken, aber sie hat nie auch nur einen Inhaltsstoff von einem ihrer Produkte vergessen“, sagte ein Mitarbeiter einmal der „New York Times“. Der Zeitung verriet Rubinstein auch ihren letzten Wunsch: „Ich möchte, dass mein Unternehmen auch noch 300 Jahre nach meinem Tod besteht.“ (dpa)