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Verkehr Mit dem Elterntaxi zur Schule - Kritik und Appelle vom ADFC

Manche Eltern fahren ihre Kinder morgens mit dem Auto am liebsten bis direkt vor die Schultür. Aber das muss nicht sein, findet der ADFC. In der Pflicht sieht er vor allem die Politik.

Von dpa Aktualisiert: 24.08.2023, 07:13
Ein Schild mit der Aufschrift "Elternhaltestelle" steht auf einem Parkplatz.
Ein Schild mit der Aufschrift "Elternhaltestelle" steht auf einem Parkplatz. Sebastian Kahnert/dpa/Archivbild

Berlin - Mal ist es Angst um die Kinder, wenn sie zur Schule laufen oder mit dem Rad fahren, mal aber auch einfach Bequemlichkeit: Viele Eltern kutschieren den Nachwuchs nach Überzeugung des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) unnötigerweise mit dem Auto zur Schule. „Wir sagen nicht: Alle Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, sind böse“, sagte der Sprecher des ADFC Berlin, Karl Grünberg, der Deutschen Presse-Agentur. „Es gibt natürlich Gründe dafür, zum Beispiel wenn die Schule mit dem Fahrrad oder mit Bus und Bahn nur schwer zu erreichen ist.“ Viele Eltern machten sich auch Sorgen um die Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg.

„Das muss man ernstnehmen, weil es tatsächlich nicht genügend sichere, geschützte Radwege oder Ampeln gibt, weil Zebrastreifen fehlen oder oft missachtet werden“, sagte Grünberg. „Und weil der Verkehr immer noch so angelegt ist, dass die Priorität nicht auf der Sicherheit von Kindern, Fußgängern und Fahrradfahrern liegt.“

Laut der Senatsverwaltung für Verkehr wird nach dem aktuellem Erkenntnisstand etwa jedes fünfte Kind mit dem Auto zur Schule gebracht. Bei eingeschränkten Sichtverhältnissen und ungewöhnlich starkem Verkehrsgeschehen könne das zu einem erhöhten Unfallrisiko für Schülerinnen und Schüler im Eingangsbereich von Schulen führen.

„Es darf nicht sein, dass Elterntaxis den Schulweg für alle anderen Kinder gefährlicher machen“, so der ADFC-Sprecher. Gerade an die Eltern, bei denen vor allem Bequemlichkeit das Motiv sei, richte der Verein den Appell, ihre Kinder nicht mehr mit dem Auto zu fahren, sondern sie laufen oder mit dem Fahrrad fahren zu lassen, nachdem sie den Weg mit ihren Kindern geübt haben. Das helfe den Kindern, selbstständiger zu werden. „Und sie haben sich schon bewegt, bevor sie in der Schule ankommen.“

Wenn Eltern der Ansicht seien, ihre Kinder trotz aller Gegenargumente zur Schule bringen zu müssen, sollten sie sie zumindest nicht direkt bis vor das Gebäude fahren, so der ADFC. „Es ist besser, dann vielleicht 200, 300 Meter vorher zu halten. Dann kann das Kind diese Strecke noch laufen, und es kommt vor der Schule nicht zu einer Gefahrensituation, weil dort etliche Autos vorfahren.“

Das übergeordnete Ziel müsse sein, die Schulwege sicherer zu machen. „Damit die Eltern sagen: Jetzt lassen wir unsere Kinder selbstständig zur Schule gehen oder mit dem Fahrrad fahren“, sagte Grünberg. Dazu gehören aus Sicht des ADFC auch mehr Geschwindigkeitsbeschränkungen. „Tempo 30 gilt häufig nur auf der Straße vor der Schule. Das müsste ausgeweitet werden.“ Tempo 30 sei generell dort sinnvoll, wo Kinder auf dem Weg zur Schule seien.

„Eine andere Möglichkeit ist, Schulstraßen einzurichten, also alle Straßen vor einer Grundschule temporär zum Beispiel von 7.30 Uhr bis 8 Uhr zu sperren, damit der Autoverkehr dort verhindert wird“, so der ADFC-Sprecher. „Wir fordern das für ganz Berlin.“

Nach Einschätzung der Verkehrsverwaltung könnten Eltern-Taxis durchaus ein Verkehrssicherheitsproblem darstellen, weil die zusätzlichen Fahrzeugmengen auf oft sehr begrenztem Raum zum Missachten der Verkehrsregeln beim kurzen Halten und Ein- und Aussteigen führten. Das könne alle Verkehrsteilnehmer gefährden.

Eine pauschale Anordnung von Tempo 30 auf allen möglichen Schulwegen ist nach der Straßenverkehrs-Ordnung derzeit aber nicht möglich, so die Verkehrsverwaltung. Basis für die Prüfung der Verkehrssicherheit auf dem Schulweg seien die bezirklichen Schulwegpläne. Darin soll bereits der sicherste Weg zur Schule dargestellt werden, beispielsweise an welchen Stellen Ampeln oder Fußgängerüberwege für eine sichere Überquerung der Straße genutzt werden sollen.

Das Sperren der Straße würde aber lediglich das Problem in angrenzende Straßen oder Straßenabschnitte verlagern, argumentierte die Verkehrsverwaltung. „Der Schulweg muss grundsätzlich für die Schulkinder sicher zurückzulegen sein. Welche Maßnahmen dafür notwendig seien, sei in jedem Einzelfall zu prüfen und umzusetzen.