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Milch-Skandal: China will Milchmarkt umkrempeln

20.09.2008, 13:13

Peking/Berlin/dpa. - Nach dem Skandal um verseuchte Milchprodukte will die chinesische Regierung die gesamte Molkerei-Industrie des Landes überprüfen. Lokale Behörden sind aufgefordert, grundlegende Änderungen im Milchmarkt und bei Molkereiprodukten herbeizuführen.

So hieß es in einem Papier, das der Staatsrat nach einer Krisensitzung am Freitag veröffentlichte. Zugleich soll sichergestellt werden, dass die Bevölkerung mit ausreichend heimischen Produkten versorgt wird, berichtete die amtliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag.

In China waren 6200 Kinder an Nierensteinen erkrankt, nachdem sie mit kontaminierter Babynahrung gefüttert worden waren. Vier Säuglinge starben. Der Hersteller Sanlu hatte Trockenpulver mit Melamin vermischt, um einen höheren Eiweißgehalt der minderwertigen Milch vorzutäuschen. Die giftige Chemikalie wird in der Industrie als Bindemittel verwendet. Auch in Frischmilch der großen Erzeuger Yili, Mengniu und Bright Dairy ist Melamin gefunden worden. Die Regierung entzog den drei Unternehmen das Qualitätssiegel «erstklassige Marke».

Der Staatsrat versprach, die für den Lebensmittel-Skandal verantwortlichen Hersteller, Kontrollbehörden und Funktionäre zu bestrafen. Das größte Augenmerk sei jedoch auf die Rettung erkrankter Kinder gerichtet. Die Kontrolluntersuchungen in ländlichen Gegenden sollen ausgeweitet werden. Krankenhäuser seien angewiesen, kostenlose Checks und Behandlungen anzubieten.

Die philippinische Regierung wies am Samstag die zuständigen Behörden an, die Einfuhr von verdächtigen Milchlieferungen aus China zu stoppen. Nach Medienberichten hatten einige Geschäfte auf den Philippinen Produkte der betroffenen chinesischen Firmen verkauft.

Für deutsche Verbraucher besteht nach Ansicht des Verbraucherschutzministeriums und des Bundesverbandes der Lebensmittelkontrolleure keine Gefahr. China hat keine von der EU anerkannten Prüfverfahren für Rückstände und exportiert deshalb keine Milchprodukte in die EU. Nach dem Willen von Verbraucherminister Horst Seehofer (CSU) sollen die Bundesländer ihre Kontrollen nun aber verstärken, um möglichen illegalen Importen auf die Spur zu kommen.

Auf dem Frankfurter Flughafen werden Sendungen aus China bereits unter die Lupe genommen. Geprüft werde, ob Milch oder Milchprodukte eingeführt würden, berichtete am Samstag das Wiesbadener Verbraucherschutzministerium. Eine entsprechende Anordnung sei am Freitag ergangen. Von Montag an seien die hessischen Lebensmittelkontrolleure angewiesen, in Asialäden ebenfalls nach diesen Produkten Ausschau zu halten. «Wir haben bisher keinerlei Hinweise, dass Melamin in Hessen irgendwo aufgetaucht ist», sagte Ministeriumssprecher Torsten Volkert.