«Miami Vice» «Miami Vice»: «Sonny» und «Rico» revolutionierten die Männermode

Hamburg/dpa. - Wie soll man Respekt haben vorGesetzeshütern, die Pastellfarben tragen? In der fiktiven Welt desFernsehens funktionierte das. Mehr noch: Der Kleidungsstil derKultserie «Miami Vice» aus den 80er Jahren prägte eine ganzeGeneration. Noch heute profitieren Männer vom damaligen modischenRegelbruch. Pünktlich zum Start des Kino-Revivals der TV-Produktion(Deutschland-Premiere am 24. August) tauchen sie wieder auf, dieBilder der Originale.
Die Sakkos mit den hochgekrempelten Ärmeln, das T-Shirt unter demAnzug, die nackten Füße in den Slippern und die blassenPastellfarben, in denen die Schauspieler Don Johnson und PhilipMichael Thomas fünf Jahre lang ihr Publikum in den Bann zogen. Wasdamals als «cool» durchging, wirkt zwar in der Nachbetrachtung wie sovieles aus den 80er Jahren eher peinlich, doch das ändert nichts andem Einfluss, denn der Look auf die nachfolgende Modeentwicklungnehmen sollte.
«"Miami Vice" hat den Männern gezeigt, dass es unter dem Anzugeine Alternative zu Hemd und Krawatte gibt und dafür gesorgt, dassweiße Schuhe nicht mehr nur Modegecken vorbehalten waren», sagtRonald Becker, Modechef des in München erscheinenden Männermagazins«FHM». «Dieser Kleidungsstil war so radikal neu, er breitete sich wieein Lauffeuer aus», erzählt auch Valerie Steele, Direktorin desMuseums am New Yorker Fashion Institute of Technology.
«Miami Vice» fungierte letztlich als Übermittler der Botschafteiner neuen unkomplizierten Männermode. Die Urheber saßen in Mailand:Hier brachen in den 80er Jahren Designer wie Giorgio Armani mit derVorstellung, ein Anzug müsse wie eine Rüstung sitzen, und schufeneinen lässigen Gegenentwurf.
Wer nun von der Neuinszenierung ähnlich starke Modeimpulseerwartet - oder wenigstens eine zeitgemäße Übersetzung der Original-Garderobe - wird enttäuscht. Gekleidet in düsteres Schwarz, dunklesBraun und Schattierungen von Grau gehen die Hauptdarsteller desSpielfilms, Colin Farrell und Jamie Foxx, auf Verbrecherjagd.Trendexperten sehen hier einen Tribut an den Zeitgeist: DieWeltstimmung ist heute weit weniger optimistisch als vor zwanzigJahren.
Selbst die große Retro-Welle blieb aus. Dienen Designern sonstcineastische Großprojekte oft als Inspirationsfundus für die eigeneMode, ist von einem großen Miami-Fieber nicht viel zu spüren.Donatella Versace gehört zu den wenigen, die im Sommer auf das Themazurückgriffen. «Die Serie steht für eine magische Zeit. Sie warfarbenfroh, aufregend, sorglos und letztlich auch exzessiv», erinnertsich die Mailändern. Sie arbeitet mit dieser Kollektion auch eigeneGeschichte auf. Ihr Bruder Gianni Versace, der ursprüngliche kreativeKopf des Unternehmens, liebte Miami und setzte das Lebensgefühl derStadt in seiner Mode um bevor er 1997 auf den Stufen seiner Villaam Ocean Drive erschossen wurde.
Vieles von dem, was «Miami Vice» einst propagierte etwa das T-Shirt zum Anzug ist heute ohnehin längst selbstverständlich.Anderes hingegen bleibt uns wohl für immer erspart: «Dass sich dasHochschieben der Jackenärmel letztlich nicht durchgesetzt hat,begrüße ich sehr», sagt Becker. Sollten Männer nun tatsächlichHimmelblau und Zartrosa tragen? «Schwierige Frage. Ich persönlichfinde ja, Pastellfarben stehen eigentlich nur Babys.»