Solarhersteller Meyer Burger stoptt Modulproduktion in Freiberg
Der Solarhersteller Meyer Burger hat 2023 erhebliche Verluste eingefahren. Um zu sparen, wurde diese Woche die Produktion in Freiberg eingestellt. Was wird nun aus dem Werk und den Beschäftigten dort?
Freiberg - Der Solarhersteller Meyer Burger hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Verlust verbucht und diese Woche die Produktion von Modulen in Freiberg eingestellt. Der Schritt sei am Dienstagnachmittag erfolgt, teilte das Unternehmen mit Sitz in der Schweiz am Donnerstag mit. Noch im März soll das Gros der rund 500 Beschäftigten dort die Kündigung erhalten. Damit enden die Arbeitsverträge Ende April.
Meyer Burger hatte bereits im Februar angekündigt, die Produktion in Freiberg in der ersten Märzhälfte einzustellen, um zu sparen. Hintergrund ist eine starke Konkurrenz durch billige Solarmodule aus China. Das Unternehmen und weitere Vertreter der Branche haben bisher erfolglos an die Bundesregierung appelliert, Solarprodukte europäischer Hersteller zu fördern. Bisher konnte sich die Bundesregierung jedoch nicht auf einen solchen Resilienz-Bonus einigen. Schon voriges Jahr sei die Modulproduktion in Freiberg angepasst und eine Linie nicht voll hochgefahren worden, erklärte Vorstandschef Gunter Erfurt.
Im Geschäftsjahr 2023 stand unterm Strich ein Minus von 291,9 Millionen Schweizer Franken (rund 303 Mio. Euro), wie Meyer Burger am Donnerstag mitteilte. Der starke Preisdruck im europäischen Solarmarkt habe verhindert, die angestrebten Verkaufsmengen zu erzielen. Knapp die Hälfte des Verlusts sei auf Einmaleffekte zurückzuführen. Den Umsatz bezifferte das Unternehmen auf 135 Millionen Schweizer Franken - etwas weniger als im Vorjahr (147,2 Mio. Franken).
„Wir haben durch die Marktverzerrungen in Europa ein wirklich sehr herausforderndes Jahr hinter uns“, sagte Erfurt. In Deutschland hake es daran, anzuerkennen, dass Solar eine kritische Infrastruktur sei. Auf europäischer Ebene seien hingegen positive Entwicklungen erkennbar. Dazu verwies er etwa auf Italien. „Als Unternehmen können wir uns aber nicht auf blumige Aussagen verlassen, sondern sind mit der harten Realität konfrontiert.“
Die Maschinen und Anlagen in Freiberg würden zunächst konserviert - konkrete Pläne, sie abzubauen und etwa in die USA zu verschiffen, gebe es aktuell nicht. Sie könnten allerdings jederzeit woanders installiert werden, erklärte Erfurt. Die Rettung des Standorts liege in der Hand der Politik. Dafür bräuchte es rasch ein starkes Signal auf deutscher und europäischer Ebene zugunsten Solarprodukten aus heimischer Produktion. Dann könnte die Stilllegung rückgängig gemacht und statt der Kündigungen zunächst Kurzarbeit genutzt werden. Allerdings sehe er diese Signale seitens der Politik nicht, betonte Erfurt.
Den Stopp der Modulproduktion in Freiberg nannte Sachsens Energieminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Grüne) einen herben Schlag und mahnte: „Die Instrumente für die Rettung unserer einheimischen Solarindustrie liegen seit Monaten fertig auf dem Tisch.“ Es gehe um überschaubare Summen und einen befristeten Zeitraum. Nur müssten Beschlüsse her. „Es ist extrem spät, es ist extrem knapp, aber es ist noch nicht zu spät für die Rettung“, mahnte Günther.
Der Standort für die Zellproduktion in Bitterfeld-Wolfen (Sachsen-Anhalt) und der Forschungsstandort in Hohenstein-Ernstthal im sächsischen Landkreis Zwickau sind laut Meyer Burger derzeit nicht von möglichen Schließungen betroffen. Allerdings konzentriert sich das Unternehmen nun auf den US-amerikanischen Markt. Noch in diesem Jahr soll die Produktion von Solarmodulen in der neuen Fabrik in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona und die Zellproduktion in Colorado Springs (Colorado) starten.