Windenergie Messkampagne für Offshore-Windenergie gestartet
Die Stromerzeugung mit Windkraft in Nord- und Ostsee soll stark steigen. Um das zu erreichen, starten BSH und DWD eine Messkampagne. Es geht um mehr als nur Windgeschwindigkeiten.
![BSH und DWD forschen an Grundlagen für den Windkraft-Ausbau auf See.](https://bmg-images.forward-publishing.io/2025/02/12/5a3a1502-9e29-4b70-8a55-b02d340ae964.jpeg?w=1024&auto=format)
Hamburg - In den nächsten 20 Jahren soll sich die installierte Leistung der Windenergieanlagen in Nord- und Ostsee auf mindestens 70 Gigawatt vervielfachen. Um das Ziel zu erreichen, hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) eine mehrjährige Messkampagne gestartet.
Ziel ist die Erfassung der Wind- und Meeresbedingungen in einem Gebiet etwa 280 Kilometer vor der deutschen Nordseeküste. Die meteorologischen und ozeanographischen Daten sollen Erkenntnisse zur Untersuchung und Bewertung künftiger Windparkflächen am Rand der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) liefern, wie das BSH mitteilte.
Künftige Windparks bis 350 Kilometer von der Küste entfernt
Um die im Windenergie-auf-See-Gesetz festgelegten Ausbauziele erreichen zu können, müssen nach Angaben der Behörde Windparks in bis zu 350 Kilometer Entfernung vor der deutschen Nordseeküste errichtet werden. In diesen Gebieten fehlten jedoch Daten zu den dort vorherrschenden Wind- und Meeresbedingungen.
Die auf mindestens drei Jahre angelegte Messkampagne „Meteorologische und Ozeanographische Referenzmessungen“ soll die Wissenslücke schließen. Das Unternehmen Fugro Norway sammelt dazu bereits seit Mitte Dezember 2024 Wind- und Meeresdaten in einer bisher kaum erforschten Nordsee-Region.
Laserstrahlen messen Windgeschwindigkeiten
Fugro Norway hat den Angaben zufolge zwei Messbojen im Untersuchungsgebiet installiert und zwei Messsysteme am Meeresboden verankert. Die Geräte erfassen ozeanographische Daten wie Seegang, Meeresströmung, Temperatur, Salzgehalt, Druck und Sauerstoffgehalt. Die Messbojen können mit Hilfe von Laserstrahlen Windgeschwindigkeiten in bis zu 250 Metern Höhe messen. Das ist der typische Höhenbereich von Offshore-Windturbinen.
Erste Messungen während Stürmen hätten Windgeschwindigkeiten von mehr als 90 Kilometern pro Stunde in 160 Meter Höhe und Wellen bis zu 11 Meter Höhe ergeben, so DWD-Sachgebietsleiter Thomas Möller.
5,9 Prozent der Stromerzeugung 2024 aus Offshore-Windenergie
Ende 2024 waren in Deutschland 1.639 Offshore-Windenergieanlagen mit einer Leistung von zusammen rund 9,2 Gigawatt (GW) in Betrieb. Im vergangenen Jahr erzeugte die Offshore-Windenergie insgesamt 25,7 Terawattstunden (TWh) Strom, im Jahr zuvor waren es 23,5 TWh. Der Anteil der Offshore-Windenergie an der deutschen Stromerzeugung lag 2024 bei 5,9 Prozent.
Zum Vergleich: Eines der größten deutschen Braunkohlekraftwerke im sächsischen Boxberg hat eine installierte Leistung von 2.575 Megawatt, das sind fast 2,6 Gigawatt. Es erzeugte nach Angaben des Betreibers 2023 rund 12,2 TWh Strom. Die geringere Stromausbeute von Windenergieanlagen im Vergleich zur installierten Leistung liegt daran, dass sie wegen schwankender Windstärken nur zeitweise den Bereich ihrer größten Leistungsfähigkeit erreichen.