Gewaltdelikte Mehr als 600 Messerangriffe in Berlin seit Jahresbeginn
Mehrere Menschen geraten in Streit. Die Situation eskaliert - und ein Messer wird gezückt. Situationen wie diese gehören in Berlin zum Alltag. Die Polizei hat Hunderte Fälle seit Jahresbeginn erfasst.
Berlin - Zwei Männer sind durch Messerstiche bei einer Auseinandersetzung in Berlin-Moabit verletzt worden. Ein 20-Jähriger erlitt dabei in der Nacht zu Mittwoch laut Polizei Verletzungen an beiden Beinen und am Rücken, ein 21-Jähriger oberflächliche Schnittverletzungen am Hals. Der Fall reiht sich ein in eine Entwicklung der vergangenen Monate: Die Berliner Polizei hat in diesem Jahr bereits mehrere Hundert Angriffe mit einem Messer registriert. Insgesamt habe es 635 Straftaten zum Phänomen „Messerangriff“ bis zum 21. März gegeben, teilte eine Behördensprecherin am Mittwoch auf Anfrage der dpa mit. Zuvor hatte die „Berliner Morgenpost“ berichtet.
Bei dem Angriff in Moabit habe ein weiterer Beteiligter (20) außerdem Augenreizungen durch Pfefferspray davongetragen, teilte die Polizei mit. Nach ersten Erkenntnissen ist ein Streit zwischen zwei jeweils dreiköpfigen Gruppen eskaliert. Die Kontrahenten flüchteten, Polizisten fanden in der Nähe des Tatorts ein Messer und Pfefferspray. Sie ermittelt wegen gefährlicher Körperverletzungen.
Zuletzt war bekannt geworden, dass die Polizei im vergangenen Jahr 3317 Fälle erfasst hatte, die bei den Straftaten dem Bereich „Messerangriff“ zugeschrieben werden. Im Jahr zuvor waren es 2777 Fälle und 2020 weniger als 2600 Fälle. Auch vor der Corona-Pandemie lagen die Zahlen unter 3000, ein Vergleich ist wegen geänderter Erfassung in der Kriminalstatistik aber schwierig.
2022 wurden von der Polizei zu den Messerangriffen 2428 mutmaßliche Täter ermittelt, wie aus einer Antwort des Senats auf eine AfD-Anfrage hervorgeht. Davon hatten 1194 die deutsche und 1234 eine ausländische Staatsangehörigkeit.
Polizeipräsidentin Barbara Slowik hatte bereits zum Jahreswechsel beklagt, dass auch Jugendliche und Kinder immer häufiger Messer dabei hätten und auch einsetzen würden. „Das hat leider zugenommen. Wir betrachten diese Entwicklung sehr genau“, sagte Slowik Ende 2022. Die Angriffe würden häufig unter Gruppen geschehen. Ähnlich äußerte sich der Sprecher der Gewerkschaft der Polizei Berlin, Benjamin Jendro, in der „Berliner Morgenpost“: „Wir stellen in den letzten Jahren schon fest, dass sich immer mehr Heranwachsende und vor allem junge Männer mit Messern auf die Straße begeben und auch bereit sind, diese einzusetzen.“
Die Bundespolizei beobachtet seit Jahren im Bereich der Berliner Bahnhöfe etliche Gewaltdelikte. Angesichts einer „Zunahme der Gewaltintensität“ sei für dieses Wochenende ein sogenanntes Mitführverbot von gefährlichen Gegenständen an den Berliner Bahnhöfen Gesundbrunnen, Ostkreuz, Warschauer Straße und Südkreuz ausgesprochen worden, sagte ein Sprecher der Berliner Direktion.
Von Freitagabend an (20.00 Uhr) bis Sonntagmorgen um 6.00 Uhr sind dort keine Alltagsgegenstände erlaubt, die nicht unter das Waffengesetz fallen, aber gleichwohl zu schweren Verletzungen führen können. Als Beispiele nannte der Sprecher der Bundespolizei Teppichmesser oder Schraubenzieher.