Medizin Medizin: Siamesische Zwillinge sterben bei der Trennung in Singapur

Singapur/dpa. - Tödliches Ende der «Operation Hoffnung»: Rund 50Stunden nach Beginn der weltweit ersten Trennung erwachsenerSiamesischer Zwillinge sind die Schwestern Ladan und Laleh Bijani amDienstag kurz nacheinander an den Folgen des Eingriffs gestorben. Die29-jährigen Frauen aus dem Iran hatten nach Angaben der Raffles-Klinik in Singapur zu viel Blut verloren, als sich die Trennung ihrerGehirne dem Ende näherte. In dem Krankenhaus spielten sich nach derTodesmeldung dramatische Szenen ab: Freunde der Zwillinge brachen inTränen aus. Die Klinikleitung zeigte sich tief betroffen. Auch inihrem Heimatland Iran weinten die Menschen, als sie die traurigeNachricht erfuhren.
Noch am Dienstagvormittag (Ortszeit) war Hoffnung auf einenerfolgreichen Ausgang der Operation aufgekeimt, nachdem die Klinikvon der erfolgreichen Trennung der eng miteinander verwachsenenGehirne der Schwestern berichtet hatte. Am frühen Nachmittagversagte dann bei Ladan der Kreislauf, woraufhin sie gegen 14.30 Uhrstarb. Laleh habe sich zu diesem Zeitpunkt noch in kritischem Zustandbefunden, hieß es vom Krankenhaus. Etwa eine Stunde später brach auchihre Blutzirkulation zusammen. Gegen 16.00 Uhr gaben die Medizinerschließlich ihre Versuche auf, sie zu retten.
Ernste Probleme hatte es nach Angaben des Vorsitzenden derRaffles-Klinik, Loo Choon Yong, bereits am Montag gegeben, als ein inden Köpfen eingepflanzter Bypass verstopfte. Daraufhin sei denAngehörigen angeboten worden, die Operation abzubrechen. «Wir habensie gefragt, was der Wunsch von Ladan und Laleh wäre. Da wurde unsgesagt, ihr Wunsch sei es, unter allen Umständen fortzufahren.»
Hätte man den Eingriff gestoppt und die Schwestern auf dieIntensivstation gebracht, hätte es ein großes Infektionsrisikogegeben, sagte Loo. «Wir wussten, dass das Risiko groß sein würde.Wir wollten helfen, die Wünsche der Zwillinge zu erfüllen.»
An der Operation, die am Sonntag begonnen hatte, waren 28Spezialisten aus aller Welt und rund 100 Assistenten beteiligt. DieÄrzte hatten schon früh darauf hingewiesen, dass eine oder beideSchwestern den Eingriff nicht überleben oder auch bleibende Schädendavontragen könnten. Der Leiter des Eingriffs, der SingapurerNeurochirurg Keith Goh, hatte nach wochenlangen Tests den Eingrifffür machbar gehalten. Noch nie zuvor waren am Kopf verbundene,Siamesische Zwillinge im Erwachsenenalter getrennt worden.
Unmittelbar vor der Operation hatten sich die Zwillinge noch sehrzuversichtlich gegeben und mit Begleitern viel gelacht und Witzegemacht. Mehrfach hatten sie betont, dass eine Trennung ihrLebenstraum sei und sie dafür auch das Risiko in Kauf nehmen wollten.Auf die Frage während einer Pressekonferenz, wie sie über dieMöglichkeit dächten, dass eine von beiden den Eingriff nichtüberleben könnte, sagte Ladan: «Darüber denken wir nicht nach.»
Beide Schwestern haben trotz ihres gemeinsamen Lebensunterschiedliche Persönlichkeiten und Vorlieben entwickelt. WährendLaleh gerne Journalistin werden wollte, wollte Ladan als Anwältinarbeiten. «Wir sind zwei komplett verschiedene Individuen, dieaneinander gebunden sind. Wir haben unterschiedliche Lebensstile undsehen die Welt auch sehr verschieden», sagte sie vor dem Eingriff.«Wir möchten uns endlich ansehen, ohne einen Spiegel zu brauchen.»
Ladan und Laleh Bijani waren auf Singapur aufmerksam geworden,nachdem dort im Frühjahr 2001 ebenfalls unter der Leitung von KeithGoh erfolgreich ein ebenfalls an den Köpfen verbundenes SiamesischesZwillingspaar getrennt worden war. Die beiden aus Nepal stammendenMädchen waren zum Zeitpunkt des Eingriffs elf Monate alt.
