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Medizin Medizin: Früherer Radiologe weist Schuld an Strahlenskandal zurück

26.09.2005, 12:49
Der frühere Chef der Radiologie der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf, Klaus-Henning Hübener, geht am Montag (26.09.2005) im Landgericht in Hamburg zu einem Prozess um den mehr als zehn Jahre zurück liegenden UKE-Strahlenskandal. (Foto: dpa)
Der frühere Chef der Radiologie der Uni-Klinik Hamburg-Eppendorf, Klaus-Henning Hübener, geht am Montag (26.09.2005) im Landgericht in Hamburg zu einem Prozess um den mehr als zehn Jahre zurück liegenden UKE-Strahlenskandal. (Foto: dpa) dpa

Hamburg/dpa. - Die Staatsanwaltschaft wirft ihm in dem Prozess fahrlässige Tötungvor. Laut Anklage soll die Darmkrebs-Patientin unter der LeitungHübeners 1988 «entgegen den Regeln der ärztlichen Kunst» mitüberhöhten Strahlen-Dosen behandelt worden sein, die letztendlich mitzum Tode der Frau geführt hätten.

Der Tod der Frau sei auf Grund ihrer Zuckerkrankheit schicksalhaftund unabwendbar gewesen, sagte Hübener hingegen. «Sie hätte auch beieiner anderen Strahlentherapie keine Chance gehabt, länger zu leben»,meinte der 62-Jährige, der seit 1993 vom Dienst suspendiert ist.

1993 war der so genannte UKE-Strahlenskandal in die Öffentlichkeitgelangt. Rund 300 durch Strahlen verletzte Patienten hatten in derFolge Ansprüche auf Schadenersatz gestellt, knapp 20 Millionen EuroEntschädigung wurden bislang gezahlt, davon rund elf Millionen Euroan die Patienten selbst oder ihre Angehörigen.

Hübener verteidigte vor Gericht seine damalige «Sandwich-Therapie»mit Bestrahlungen vor und nach der Krebsoperation als«risikoreicheren Weg in Einklang mit dem internationalenWissenstand». Die verstorbene Patientin habe er selbst nie behandeltoder gesehen.

Die Äußerungen Hübeners seien «abenteuerlich», sagtePatientenanwalt Michael Oltmanns. Seine Strahlentherapie sei zurisikoreich gewesen. «Er hat die Verantwortung für dasBestrahlungskonzept getragen. Ich gehe nicht von einem Freispruchaus», meinte er.

Der Vorsitzende Richter machte deutlich, dass im Prozess gegenHübener nicht der Strahlen-Skandal zur Erörterung stehe. «Wir habenüber einen einzelnen Fall zu befinden», betonte er. Die GroßeStrafkammer 6 hat zunächst zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.Dabei sollen frühere verantwortliche Ärzte der UKE-Radiologie alsZeugen gehört werden.

Der Fall hatte jahrelang bei einer anderen Strafkammer desLandgerichts gelegen, bevor das Verfahren schließlich eröffnet wurde.Erst 2000 war Anklage gegen den Arzt erhoben worden.