Medien Medien: Schauspieler Harald Juhnke ist gestorben

Berlin/dpa. - Er erlag im Krankenhaus Rüdersdorf seiner chronischenErkrankung, nachdem er auch körperlich zunehmend geschwächt schien.Juhnke feierte seine größten Erfolge in Fernsehshows und -serien wie«Musik ist Trumpf», «Willkommen im Club» und «Ein verrücktes Paar».
Neben seinen Söhnen Oliver und Peer trauerten BundespräsidentHorst Köhler sowie zahlreiche prominente Theaterkollegen wie JohannesHeesters, Claus Peymann und Wolfgang Spier. Peymann würdigte Juhnkeals einen «großen Clown, Komiker, grandiosen Entertainer undAnarchisten». Der Theaterleiter Bernd Wilms, an dessen Maxim GorkiTheater Juhnke 1997 als «Hauptmann von Köpenick» einen seiner größtenBühnenerfolge feierte, nannte ihn «ein großes Kind, ein bisschenPeter-Pan-haft, wie einer, der nicht erwachsen werden wollte». Seinlangjähriger Manager Peter Wolf sagte den Tränen nahe der dpa, Juhnkesei der angenehmste Mensch gewesen, den er kennen gelernt und dem erauch seine berufliche Karriere zu verdanken habe.
Im Berliner Rathaus liegt von diesem Sonnabend an einKondolenzbuch aus. Einzelheiten der öffentlichen Trauerfeier werdenzurzeit festgelegt.
Am 10. Juni 2004 hatten Freunde und langjährige WeggefährtenJuhnke in einer ZDF-Gala zu seinem 75. Geburtstag geehrt, ohne dassder Jubilar daran noch teilnehmen konnte. Seine Ehefrau Susanne hattedas unter Hinweis auf die Menschenwürde untersagt. Im Sommer 2000 wares bei ihm zum letzten schweren Alkoholrückfall gekommen, derschließlich seiner 50-jährigen beruflichen Karriere ein Ende setzte.
Harry Heinz Herbert Juhnke stammte aus dem Berliner ArbeiterbezirkWedding, wo er am 10. Juni 1929 als Sohn eines Polizeibeamten zurWelt kam. 1948 stand er im heutigen Maxim Gorki Theater zum erstenMal auf der Bühne. In zahlreichen Rollen im Theater, vor derFilmkamera und im Fernsehen begeisterte Juhnke, der sich selbst gernauch als deutscher Frank Sinatra sah, ein Millionenpublikum.
Kritiker lobten insbesondere Juhnkes eindrucksvolleschauspielerische Leistung als «Trinker» (1995) in derFernsehverfilmung des gleichnamigen Romans von Hans Fallada. Zuseinen herausragenden Filmen gehörten außerdem seine Rolle alsJournalist in dem Kinofilm «Schtonk» über die gefälschtenHitlertagebücher.
Auf der Theaterbühne beeindruckte Juhnke als Hauptmann vonKöpenick in dem gleichnamigen Stück von Carl Zuckmayer und alsgealterter Komiker Willie Clark in Neil Simons Boulevardklassiker«Sonny Boys». Auch in Stücken von Molière und Eugene O'Neill erhieltJuhnke viel Beifall von der Kritikerzunft ebenso wie vom Publikum,womit er sich seinen lebenslangen Traum erfüllte, wie er einmalsagte, «weg von den Klatschspalten ins seriöse Feuilleton zu kommen».
Im Fernsehen sah man den populären Entertainer in zahlreichenFilmen, Unterhaltungsserien und Shows. Mit der ARD-Sketchserie«Harald & Eddie» brachten Juhnke und sein Partner Eddi Arent dasFernsehpublikum immer wieder zum Lachen.
Seine immer wieder von Alkoholeskapaden begleitete Karrierestartete Juhnke im Berlin der 50er Jahre unter Boleslaw Barlog, demdamaligen Intendanten des Schiller-Theaters. 1959 musste er füreinige Monate hinter Gitter, weil er sich im angetrunkenen Zustandeine wilde Verfolgungsjagd mit der Polizei geliefert hatte.
Als Nachfolger von Peter Frankenfeld begann Harald Juhnke 1979seine Fernsehkarriere mit «Musik ist Trumpf». Mitte der 80er Jahretrennte sich das ZDF nach alkoholbedingten Ausfällen von dem Star -doch Juhnke wurde von der ARD mit offenen Armen empfangen. Als «Rolleseines Lebens» wurde Juhnke 1987 in John Osbornes Stück «DerEntertainer» gefeiert. Das Stück eines dem Alkohol verfallenen,alternden Showstars schien ihm auf den Leib geschrieben.
Im wirklichen Leben eskalierte die Situation Anfang 1997, als derEntertainer betrunken in einem Hotel in Hollywood einen farbigenWachmann mit rassistischen Äußerungen beschimpft haben soll. Am 17.August desselben Jahres feierte Juhnke das Ende einer triumphalenAufführungsserie des «Hauptmanns von Köpenick» im Maxim Gorki Theaterwieder mit Alkohol. Nach fünftägigem Trinken wurde er auf dieIntensivstation eines Berliner Krankenhauses gebracht. VorKamerateams hatte Juhnke zu Hause in betrunkenem Zustand gesagt, erspüre, dass er nicht mehr lange leben werde.
Am 10. Juni 1999 beging er in Berlin seinen 70. Geburtstag undbeteuerte, vom Alkohol befreit zu sein. Ein Jahr später betrank ersich am Juli 2000 in Baden bei Wien nach anstrengenden TV-Dreharbeiten und erlitt einen Zusammenbruch. Im Dezember 2001 beganndas letzte Kapitel - die Familie brachte Juhnke in ein Pflegeheim.«Harald Juhnke ist unheilbar an Demenz erkrankt», sagte sein Manager.
Zuletzt musste er immer wieder Krankenhaus behandelt werden. ImHerbst 2003 veröffentlichte seine Ehefrau Susanne ihre Memoiren mitdem Titel «In guten und in schlechten Zeiten - Mein Leben», in denensie ihren jahrelangen und schließlich vergeblichen Kampf um ihrenMann und gegen seine Alkoholsucht in erschütternden Einzelheitenbeschreibt.